Nachfrageausfälle bei IHK-Unternehmen
(Villingen-Schwenningen) Gekürzte Investitionsbudgets drücken in vielen Weltregionen die Nachfrage nach deutschen Produkten. Im Inland kommt es infolge des derzeitigen Lockdown in etlichen Branchen zu weiteren Nachfrageausfällen.
Laut einer aktuellen Corona-Blitzumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg löst die Pandemie bei 84 Prozent der befragten Betriebe aus der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg einen Nachfrageeinbruch aus.
„Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie belasten zunehmend die Bilanzen der Betriebe“, warnt IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Albiez in Villingen-Schwenningen. „Unsere Betriebe brauchen jetzt schnelle und unbürokratische Hilfen. Die Sofortprogramme sind zwar zügig beschlossen worden. Jetzt muss aber rasch Geld fließen. Die Unternehmen brauchen für die Zukunft Planungssicherheit und Perspektiven.“
Von den deutschlandweit 13.000 Teilnehmern der Blitzumfrage rechnen mehr als zwei Drittel der Unternehmen für das gesamte Jahr 2020 mit einem Umsatzrückgang. In der industriell geprägten Region Schwarzwald-Baar-Heuberg sind es sogar vier von fünf Unternehmen.
„Nach dem starken wirtschaftlichen Einbruch im Frühjahr setzte eine kräftige Erholung der Weltwirtschaft ein. Es ist deshalb nicht überraschend, dass sich die Stimmung mit der zweiten Welle wieder eingetrübt hat“, soThomas Albiez. „Durch die stark steigenden Infektionszahlen bleibt die wirtschaftliche Lage insgesamt weiter fragil. Angesichts der erneuten Einschränkungen dürfte die wirtschaftliche Erholung erst mit dem Abklingen der zweiten Infektionswelle wieder Fahrt aufnehmen.“
Nach der IHK-Analyse ist der Anteil der Betriebe, die Umsatzrückgänge verzeichnen, im Gastgewerbe sowie in der Kultur- und Kreativwirtschaft sehr hoch. Insbesondere in diesen Branchen stehen die Geschäfte derzeit komplett oder zumindest in großen Teilen still. „Die Gründe für die Umsatzrückgänge sind vielfältig. Über alle Branchen hinweg liegt das vor allem an einer geringeren Nachfrage (61 Prozent), an stornierten Aufträgen, an unterbrochenen Absatzwegen und an logistischen Engpässen bei Zulieferprodukten“, so Albiez.
Als Reaktion auf die Krise müssen aktuell 55 Prozent der befragten Unternehmen Investitionen streichen oder verschieben. 49 Prozent sparen Kosten ein, 28 Prozent bauen Personal ab. Viele Betriebe entwickeln in der Krise aber auch neue, kreative Lösungen, indem sie zum Beispiel ihre Online-Präsenz ausbauen (32 Prozent) und die Digitalisierung vorantreiben (22 Prozent). Kleinere Unternehmen tendieren vielfach sogar dazu, ganze Geschäftsmodelle umzustellen.
Deutschlandweit beklagen rund 40 Prozent der Betriebe einen Rückgang ihres Eigenkapitals. In der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg sind dies laut Corona-Blitzumfrage sogar 55 Prozent der Unternehmer. Rund 28 Prozent der Unternehmen kämpfen trotz vielfältiger staatlicher Hilfen mit Liquiditätsproblemen. 19 Prozent verzeichnen zunehmende Forderungsausfälle.
Um bestmöglich durch die Krise zu gelangen, nehmen 55 Prozent der Befragten bereits staatliche Unterstützungsmaßnahmen in Anspruch bzw. planen dies in naher Zukunft. Dazu zählt insbesondere das arbeitsmarktpolitische Mittel des Kurzarbeitergeldes, das knapp drei Viertel derjenigen nutzen, die staatliche Unterstützungsmaßnahmen in Anspruch nehmen. 44 Prozent beabsichtigen, die sogenannte Novemberhilfe zu beantragen.
Aus Sicht der Befragten (65 Prozent) sind nun ebenso Bürokratieentlastungen seitens der Politik notwendig, um die Wirtschaft zu stützen. Mit knapp 30 Prozent plädieren die Unternehmer auch für die Ausweitung des steuerlichen Verlustrücktrages und die Nachjustierung bei den finanziellen Hilfsmaßnahmen.
Welche Schlüsse ziehen Unternehmen und Wirtschaftsexperten aus der aktuellen Krise? Welche Maßnahmen braucht es jetzt für die einzelnen Branchen, den Wirtschaftsstandort Deutschland und Europa? Einschätzungen, Trends und Analysen gibt das digitale IHK-Konjunkturgespräch. Prof. Lars P. Feld, Vorsitzender Sachverständigenrates („Wirtschaftsweise“) spricht zur Bewältigung der Krise im Live-Stream am Mittwoch, 9. Dezember, 19.00 Uhr. Den Einwahl-Link erhalten Interessierte mit der Anmeldung unter: www.veranstaltungen-ihk-sbh.de/konjunkturgespraech2020