Disput um Schließung von Kliniken
(Ettenheim/Oberkirch) Vor dem Hintergrund der Ankündigung des Ortenau Klinikums, den Betrieb am Standort in Oberkirch zeitweise einzustellen, um die Kräfte während der Corona-Epidemie in einer zweiten Intensivstation in Achern zu bündeln, hat sich Ettenheims Bürgermeister Bruno Metz an Landrat Frank Scherer gewendet.
Nach einer bereits vorab erfolgten telefonischen Auskunft von Ortenau Klinikum Geschäftsführer Christian Keller, in der Keller versicherte, dass in den Krisenstäben des Ortenaukreises und des Ortenau Klinikums alle Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen mit der Zielsetzung getroffen werden, möglichst viele Menschenleben zu schützen und zu retten, hat Bürgermeister Metz über die Presse u.a. die Frage aufgeworfen, warum man in der Ortenau kleinere Krankenhäuser schließe, während die Regierung die Kommunen auffordere, zu ermitteln, in welchen öffentlichen Räumen Kranke ohne Intensivbehandlung versorgt werden können.
Landrat Frank Scherer hat Ettenheims Bürgermeister heute in einem Schreiben dazu informiert, dass das Ortenau Klinikum weiterhin für die Versorgung der stationären Patienten zuständig sei und bleibe. „Die Erfahrungen aus Italien und dem Elsass haben gezeigt, dass es im Kampf gegen Covid-19 insbesondere auf die Bereitstellung von Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeit ankommt, um schwere Verläufe der Erkrankung zu behandeln. Das Ortenau Klinikum hat in den vergangenen Wochen seine Kapazitäten an Beatmungsplätzen um 160 Prozent ausgebaut. Diese Behandlungsplätze brauchen eine entsprechende Infrastruktur und sind sehr personalintensiv. Bei dezentralen Lösungen ist die in dieser Krisensituation erforderliche Infrastruktur nicht gleichermaßen darstellbar bzw. aufrecht zu erhalten, insbesondere weil wir davon ausgehen müssen, dass auch Personal aufgrund von Infektionen zunehmend ausfallen wird“, so Scherer. „Im Falle eines Überlaufs an stationären Fällen sollen und werden von uns – in Übereinstimmung mit den Vorgaben des Landes - auch Rehakliniken für die Versorgung leichter stationärer Fälle eingeplant“, so der Landrat. Soweit indessen Klinikstandorte - wie Oberkirch – aus den genannten Gründen zuvor vorübergehend geschlossen wurden, würden zunächst diese - vor einer Nutzung von anderen Einrichtungen - für stationäre Fälle reaktiviert werden. „Gegebenenfalls besteht dann die Herausforderung darin, hierfür entsprechendes Personal akquirieren zu können. Hier werden wir voraussichtlich auf die Unterstützung der Sanitätsdienste, der Bundeswehr und Freiwilliger mit medizinischen Vorkenntnissen angewiesen sein“, so Scherer. Für vulnerable Gruppen würden im Krisenstab darüber hinaus weitere Unterkünfte, wie Hotels oder Heime, derzeit geprüft.
In dem Pressebericht bat Bürgermeister Metz zudem um eine Klarstellung zu einer möglichen Schließung des Ettenheimer Klinik-Standorts. „Eine vorübergehende Schließung ist für die Klinik in Ettenheim zum jetzigen Zeitpunkt nicht erforderlich. Dies kann sich indessen dann ändern, wenn sich die derzeit sehr dynamische Lage weiterhin entsprechend entwickelt. Das Ortenau Klinikum ordnet derzeit alle Ressourcenplanungen dem Schutz der Bevölkerung und der Beschäftigten unter, die hausübergreifend sehr vertrauensvoll und engagiert zusammenarbeiten“, stellt Scherer klar.