Regionale Spurensuche zum Mühlentag
(Lahr) Traditionell wird am Pfingstmontag der Mühlentag begangen, der in diesem Jahr jedoch wegen der Corona-Pandemie deutschlandweit abgesagt wurde. Stadthistorikerin Elise Voerkel hat sich jedoch auf eine Spurensuche zu den Lahrer Mühlen begeben.
Mühlen gehören zu den ersten Maschinen, die die Menschen sich ausgedacht haben. Seit römischer Zeit wurden Mahlsteine, aber auch Sägen und andere Werkzeuge, mit Wasserkraft angetrieben. Auch in der Geschichte der Stadt Lahr spielten Mühlen von Anfang an eine Rolle.
Man kann die Geschichte der Stadt Lahr von verschiedenen Anfängen aus erzählen. Ein Anfang ist die Teilung der Geroldsecker-Besitzungen unter den Erben des Walter von Geroldsecks im Jahr 1277. Nach dieser Teilung wurde Lahr zum Zentrum der „unteren Herrschaft“ (Lahr-Mahlberg), aus einer Burg mit ein paar Häusern davor wurde eine Stadt. Aber noch vor der Verleihung der Stadtrechte ist eine der Mühlen von Lahr urkundlich belegt: In der Urkunde, in der 1277 die neuen Grenzen festgehalten wurden, wird als Grenzpunkt zwischen der oberen und der unteren Herrschaft die Bischofsmühle genannt. Das Grundstück dieser Mühle, dessen östliche Grenze am heutigen Hohbergweg lag, markierte die Gemarkungsgrenze zwischen Lahr und Kuhbach.
An die älteste Mühle in Lahr erinnert heute nichts mehr. Auch die meisten anderen Lahrer Mühlen sind verschwunden, aber wer aufmerksam durch Lahr und seine Stadtteile geht, findet Erinnerungen an manche von ihnen. Da sind zum Beispiel die Straßennamen: Mühlgasse und Klostermühlgasse erinnern an die Standorte von Mühlen in der Kernstadt. In Kuhbach findet sich die Straße „Zum Mühlengut“, in Dinglingen die Altmühlgasse und in Hugsweier den Mühlenweg und die Bezeichnung „Untere Mühle“. Die „obere Mühle“ in Hugsweier ist nicht in Straßennamen präsent, dafür ist die damit gemeinte Rubinmühle bis heute ein erfolgreiches Familienunternehmen.
Seit dem 19. Jahrhundert sind manche Mühlen beliebte Ausflugsziele. Ein Beispiel ist die Dammenmühle in Sulz, neben der 1883 eine Gastwirtschaft eingerichtet wurde, die den Namen der Mühle übernahm, als diese im Jahr 1904 abbrannte und nicht wieder aufgebaut wurde. Dass die damaligen Betreiber der Dammenmühle den Mühlenbetrieb aufgaben, ist typisch für diese Zeit. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der in Lahr ansässigen Müller kontinuierlich zurück. Die wirtschaftliche Lage war auch für die verbliebenen Mühlen nicht einfach. Manche wurden deshalb mit Sägewerken oder anderen Werkstätten ergänzt. In der Stadtmühle betrieb Familie Meyer bis 1965 eine mechanische Werkstätte, in der auch Eisen und Stahl verarbeitet wurden. In der „gelben Mühle“ wurde von 1930 bis 1995 Leder gegerbt (Lamparter). Aus dem Sägewerk der Thiergartenmühle ist die Firma Holzbau Langenbach hervorgegangen und aus der Sägemühle in Kuhbach wurde das Hobelwerk Benz. Auch die Rubinmühle in Hugsweier war noch im 18. Jahrhundert um ein Sägewerk ergänzt worden, heute produziert der moderne Großbetrieb eine breite Auswahl an Lebensmitteln für internationale Kunden.
All diesen Betrieben fehlt heute, was als typisches Merkmal einer Mühle betrachten wird, das hölzerne Wasserrad. Zwei solcher Wasserräder finden sich noch in Lahr, aber beide haben nichts mit dem Mahlen von Körnern zu tun: Das Padbergwehr in der Nähe des Herzzentrums dient der Stromgewinnung, während die Wasserkraft in der Hammerschmiede Reichenbach schon im 18. Jahrhundert für die Herstellung von Werkzeugen genutzt wurde. Die Anlage wurde 1981 umfangreich renoviert und wird als kulturgeschichtliches Museum heute vom Schwarzwaldverein Reichenbach betreut.