Handwerk stärkt der lokalen Wirtschaft den Rücken
(Freiburg) Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Schutzmaßnahmen betreffen alle - manche aber haben wesentlich stärker darunter zu leiden als andere. Die Freiburger Handwerker-Innungen, zusammengeschlossen in der Kreishandwerkerschaft, haben nun eine Hilfsaktion gestartet, bei der Betriebe, deren Geschäfte weiterlaufen und teilweise sogar einen Aufschwung erleben, anderen Bereichen der örtlichen Wirtschaft unter die Arme greifen.
Am Anfang stand dabei eine Idee des Kreishandwerksmeisters Michael Rauber, der zunächst ein Handvoll Freiburger Raumausstatter-Kollegen als Mitstreiter gewinnen konnte. Mittlerweile sind allerdings schon mehr als zwei Dutzend Handwerksbetriebe verschiedener Gewerke aus der ganzen Region bei “Handwerk hilft Handel” dabei. Und es werden laufend mehr.
“Es ist einfach das Gefühl, dass man jetzt solidarisch sein muss”, sagt etwa Hansjörg Stratz, Kfz- Meister und Inhaber der Autowerkstatt Stratz-Kfz-Technik in Glottertal. “Während bei uns die Nachfrage sogar gewachsen ist, müssen andere den Laden schließen”, so der Unternehmer, “da bekommt man fast schon ein schlechtes Gewissen.” Deswegen war es für ihn und seine Frau keine Frage, dass sie sich an der Hilfsaktion beteiligen. Außerdem sei es besser freiwillig zu helfen als am Ende in ein staatlich verordnetes System einzahlen zu müssen. Ab sofort erhält jeder Stratz-Kunde, der einen Auftrag von mindestens 1500 Euro Umsatzvolumen erteilt, einen Einkaufsgutschein der Werbegemeinschaft Waldkirch oder der Wirtegemeinschaft Gastliches Glottertal im Wert von 50 Euro. “Meine Frau kauft die Gutscheine vorab ein - und sobald ein Kunde das entsprechende Umsatzvolumen bei uns überschreitet, bekommt der einen Gutschein ausgehändigt”, erklärt der 55-jährige Handwerker. Bislang habe er so schon vier Gutscheine verteilen können - zur Freude der Kundschaft und zur Unterstützung der Einzelhändler und Wirte vor Ort.
Die Grundidee bei “Handwerk ist Handel” ist simpel. Ab einem bestimmten Auftragswert gibt’s für die Kundschaft teilnehmender Handwerksbetriebe Einkaufsgutscheine geschenkt, die in örtlichen Geschäften, Restaurants oder Dienstleistern eingelöst werden können, die Handwerksbetriebe verzichten auf einen Teil ihres Gewinns. “Wichtig dabei ist, dass die Betriebe das System für sich anpassen können”, erklärt Bernhard Ritter, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, die das Ganze koordiniert. So unterscheiden sich teilweise die Umsatzgrenzen, die Gutscheinwerte und natürlich der Kreis der jeweiligen Nutznießer.
“Uns ist es wichtig, dass wir den Handel hier im Ort unterstützen”, betont Horst Imberi, 61-jähriger Handwerksmeister und Inhaber des Müllheimer Sanitärbetriebs “Imberi - die Badgestalter” mit acht Beschäftigten. Deswegen gibt es bei ihm ab einem Auftragswert von 1200 Euro einen 25-Euro-Gutschein vom Gewerbeverein Müllheim. “2020 war für uns vom Ergebnis her ein solides Jahr - und auch wenn wir jetzt eine leichte Abschwächung spüren, wollen wir hier uns für den Standort und die besonders gebeutelten Betriebe hier vor der Haustür einsetzen.”
Das ganze sei eine Win-win-Situation, erklärt Michael Mueller offen, Inhaber des Radfachgeschäfts “2-rad Mueller” in Freiburg-St. Georgen. “Wir machen damit natürlich auch auf uns aufmerksam, aber wir helfen auch denen, die von Corona wirtschaftlich besonders betroffen sind”, so der 62-jährige Unternehmer. Der Drei-Mann-Betrieb hat 2020 ein Umsatzplus verzeichnen können. “Da ist es für mich eigentlich selbstverständlich, dass ich mich an der Aktion beteilige - zumal ich ja nichts riskiere”, so Mueller, “schön wäre, wenn noch mehr dazu kämen.” Bei ihm gibt’s ab 1500 Euro Auftragsvolumen einen “Freiburger Gutschein” der Händlergemeinschaft Z’Friburg im Wert von 50 Euro für die Kunden. “Ich hoffe, dass dies dem stationären Handel in der Innenstadt im Wettbewerb gegen die Onlinekonkurrenz hilft.”
Laufend melden sich aktuell weitere Handwerksbetriebe aus dem Raum Freiburg bei der Kreishandwerkerschaft, die auch mitmachen wollen. “Wir lassen die Aktion jetzt zunächst einmal auf jeden Fall bis 30. Juni laufen”, so Bernhard Ritter. Jeder Handwerker, der aufspringen will, sei willkommen. Die Fäden laufen bei der Kreishandwerkerschaft zusammen, auf deren Website auch alle beteiligten Betriebe mit ihren jeweiligen Gutschein-Reglement aufgelistet sind.
Alle teilnehmenden Betriebe: https://www.kreishandwerkerschaft-freiburg.de/aktuell/news/solidaraktion-handwerk-handel/