Kreistag stellt 365–Euro-Ticket im Nahverkehr zurück
(Oberderdingen) Der Kreistag ist sich einig, dass die Tarifstruktur des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV) weiterentwickelt werden muss, um den öffentlichen Personennahverkehr attraktiver zu machen.
Das bezieht sich nach Auffassung des Gremiums, das in Oberderdingen-Flehingen tagte sowohl auf eine Reform des bisher gültigen Wabensystems, als auch eine finanzielle Entlastung der Fahrgäste. Insofern bekräftigte der Kreistag einstimmig eine frühere Beschlussfassung des Verwaltungsausschusses und fordert die Landkreisverwaltung und den KVV auf, schnellstmöglich entsprechende Vorschläge vorzulegen. Keine Einigkeit bestand dagegen für eine sofortige Einführung eines 365-Euro-Tickets. Ein entsprechender Antrag der SPD-Fraktion fand keine Mehrheit.
Zuvor hatte Landrat Dr. Christoph Schnaudigel über die derzeitigen Überlegungen des KVV zur Einführung eines innovativen „Home-Zone Tarifs“ berichtet und insbesondere die finanziellen Folgen aufgezeigt, die ein 365-Euro-Ticket sowohl für den Landkreis als auch für die Städte und Gemeinden nach sich ziehen würde. „Der billigste Tarif nützt nichts, wenn das Angebot nicht stimmt“, sagte der Landrat und verwies auf die enormen finanziellen Aufwendungen, die schon jetzt auf den Landkreis und seine Kommunen zukommen – derzeit 32 Millionen pro Jahr mit steigender Tendenz. Die Einführung des 365-Euro-Tickets würde einen Einnahmeausfall von sechs Millionen Euro bedeuten, der finanziert werden muss. Der Landrat bezweifelte auch, ob es als gerecht empfunden werden würde, wenn unabhängig von den individuellen unterschiedlichen Fahrstrecken der gleiche Preis bezahlt werden muss und wies darauf hin, dass bei diesem Tarifmodell das Thema der Verbundüberlappung außen vor bleibt – im Gegensatz zum Home-Zone-Modell, wo man sich mit den nördlichen Verbundpartnern bereits einig weiß. Um Aufschluss über die Fördermöglichkeiten zu erhalten beauftragte der Kreistag mit entsprechenden Prüfungen und stellte eine erneute Beratung eines 365-Euro-Tickets zurück, bis konkrete Aussagen über die finanziellen Auswirkungen der „Homezone“ einschließlich der evtl. Entlastung der ÖPNV-Nutzerinnen und -Nutzer vorliegen. Gleichzeitig sicherte der Kreistag den Städten und Gemeinden zu, sie im Vorfeld einer Beschlussfassung über eine Tarifreform, die zugleich erhebliche finanziellen Auswirkungen für die Städte und Gemeinden mit sich bringen würde, anzuhören und das weitere Vorgehen abzustimmen.
Zur weiteren Attraktivitätssteigerung des ÖPNV beauftragte der Kreistag die Verwaltung, künftige Ausschreibungen für Buslinienbündel so auszugestalten, dass eine Fahrradmitnahme verpflichtend ist.