Zukunftsthema Baubionik im Waldhaus
(Freiburg) Was kann Wissenschaft von der Kokosnuss für Aufpralldämpfung lernen oder was von Pflanzenbewegungen, wie sie bei einer Gerbera oder Strelitzie auftreten? Wie lassen sich innovative SchalenbauKonstruktionen und Tragwerksysteme von der Schale eines Seeigels ableiten? Diese und ähnliche Fragen greift die neue Sonderausstellung im Waldhaus auf. Sie heißt „Baubionik: Biologie beflügelt Architektur“ und stellt bis zum 22. März 2020 Beispiele und Visionen aus Architektur, Ingenieur- und Naturwissenschaften vor.
Am Donnerstag, 10. Oktober, um 17 Uhr wird Nicole Schmalfuß, Leiterin des Forstamts und Vorstandsmitglied der Stiftung Waldhaus, die Ausstellung mit einem Grußwort eröffnen. Vorab betont Schmalfuß: „Zu beobachten, zu verstehen und nachzuahmen, wie perfekt die Natur selbst konstruiert, ist unglaublich spannend und kann uns helfen, mit endlichen Ressourcen sparsam umzugehen.“
Thomas Speck, Direrktor des Botanischen Gartens der Uni Freiburg, hält am Donnerstag den einführenden Vortrag „Botanik, Technik und Architektur: Was man von Pflanzen lernen kann für ein (Über)leben im 21. Jahrhundert“. Im Anschluss führt Speck das Publikum durch die Ausstellung. Die Ausstellungstexte sind in Deutsch und Englisch. Der Begleitband zur Ausstellung ist im Waldhaus-Shop erhältlich.
Begleitend zur Ausstellung finden im Waldhaus drei weitere Vorträge mit anschließender Ausstellungsführung (17. Oktober, 7. November, 13. Februar) und zwei Führungen im Botanischen Garten (12. Oktober, 8. Februar.
In der Waldhaus-Ausstellung sind Teile aus einer Sonderausstellung des Naturkundemuseums Stuttgart zu sehen, die Schaufenster des Forschungsbereichs „Biological Design and Integrative Structures: Analysis, Simulation and Implementation in Architecture“ war. Er wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert, die Ergebnisse stehen auf www.trr141.de.
Im Vordergrund steht die aktuelle interdisziplinäre Forschung von Architekten, Biologen, Ingenieuren und Materialforschern, die Wege zu einer nachhaltigen Architektur suchen, die sparsam mit Ressourcen umgeht und ästhetisch überzeugt. Die Ausstellung zeigt neben biologischen Vorbildern auch die Ideen und Visionen, die dahinterstehen, und ihre Umsetzungen in gebaute Realität.
Das Waldhaus freut sich über die Kooperationsbereitschaft des Naturkundemuseums Stuttgart. „Dadurch war es möglich, Teile dieser einmaligen Schau nach Freiburg zu holen und spannende Forschungsergebnisse in attraktiver Weise für ein breites Publikum darzubieten“, so Margret Hansen, die Ausstellungskuratorin des Waldhauses. „Die Ausstellung bietet eine hervorragende Chance, den Stiftungszweck der Umweltbildungseinrichtung eins zu eins umzusetzen, indem sie den Austausch und Transfer von Wissen zwischen Wissenschaft, angewandter Forschung, Praxis und einer breiten Öffentlichkeit fördert.“
Einfaches „Abschauen von der Natur“ geht hierbei allerdings nicht. Der Weg von der Erkenntnis, wie etwas funktioniert, bis zur funktionierenden Fertigung und Produktion ist weit. Ausgestellt wird daher nicht ein ‚fertiger‘ Inhalt. Die Schau bietet Gelegenheit unmittelbar nachzuvollziehen, wie Forschung funktionieren kann. Daher geht es auch um ganz grundsätzliche Fragen: Biologische Strukturen sind oft klein. Wie lassen sich an ihnen gewonnene Erkenntnisse in die Dimensionen der Architektur übertragen? Auch diesen Weg zeigt die Ausstellung, indem sie Besuchern ungewohnte Perspektiven ermöglicht. Neben Modellen von technischen Konstruktionen, etwa eines „Flectofolds“ zur Fassaden-Verschattung, sind auch die biologischen Vorbilder zu sehen. Ergänzt wird die Schau durch bionische Alltagsbeispiele, zusammengestellt von Olga Speck, die sich u.a. durch die Bionik-Vitrine in der Uni Freiburg und die Entwicklung eines Bionik-Koffers einen Namen gemacht hat.
Informationen zur Ausstellung und zu begleitenden Veranstaltungen unter www.waldhaus-freiburg.de oder Tel. 0761/89647710.
Das Waldhaus öffnet dienstags bis freitags 10 bis 17 Uhr, sonn- und feiertags 12 bis 17 Uhr.