04.11.2019 09:49

Streik an Uniklinik

(Freiburg) Vor und begleitend zur dritten Verhandlungsrunde für die 25.000 Beschäftigten an den Unikliniken ruft ver.di erstmals in dieser Gehaltstarifrunde zu ganztägigen Warnstreiks auf. Mit den Arbeitsniederlegungen will die Gewerkschaft die Arbeitgeber dazu bewegen, am 5. November ein Angebot abzugeben, das allen Beschäftigten in den Kliniken deutlich mehr Geld bringt. Bisher sind die Arbeitgeber lediglich bereit, die Pflege zu stärken.

Für die Mehrheit der Beschäftigten bedeutet das derzeitige
Angebot Stagnation. An den Standorten Freiburg, Tübingen und Ulm wird am Montag
gestreikt, in Heidelberg am Dienstag. Martin Gross, ver.di Landesbezirksleiter,
spricht am Montag auf einer Kundgebung in Ulm und anschließend in Tübingen sowie am
Dienstag in Heidelberg. In Freiburg findet am Montag eine Kundgebung mit ver.di
Verhandlungsführerin Irene Gölz statt. Die Verhandlungen werden am Dienstag ab 10.30
Uhr in Stuttgart im Waldaupark der SSB fortgesetzt.

Irene Gölz, ver.di Verhandlungsführerin: „Am Montag und Dienstag rufen wir alle
Beschäftigten der Kliniken zum Warnstreik auf, Pflegekräfte und Laborbeschäftigte,
Therapeutinnen, Beschäftigte in der Verwaltung, in den technischen und allen anderen
Bereichen der Kliniken. Weil wir einen Tarifabschluss wollen, der alle Beschäftigten
stärkt. Wir kämpfen dafür, dass der Kuchen groß genug für alle ist. Denn alle
Beschäftigten zusammen sichern die gute Versorgung der Patientinnen und Patienten.“

Zur zweiten Verhandlungsrunde wurden den Arbeitgebern von ver.di 8.000
Unterschriften von Beschäftigten überreicht, die bereit sind, sich für ein gutes
Ergebnis einzusetzen. Wie in den bisherigen Auseinandersetzungen an den Unikliniken
werden aufgrund der Notdienstvereinbarungen wieder viele Beschäftigte auf ihr
Streikrecht verzichten müssen, um eine sichere Versorgung der Patientinnen und
Patienten aufrecht zu erhalten.

In der zweiten Verhandlungsrunde am vergangenen Freitag hatten die Arbeitgeber wie
angekündigt ein Angebot vorgelegt: Sie bieten bei einer Laufzeit von drei Jahren
Entgeltsteigerungen in drei Stufen zum 1. Oktober 2019 von zwei Prozent, zum 1.
Oktober 2020 von 1,5 Prozent und zum 1. November 2021 von 1,5 Prozent an. Für die
Pflege soll es zusätzlich aufgrund der fast vollständigen Refinanzierung 200 Euro im
Monat mehr geben, für die Pflegehelfer*innen allerdings nur 100 Euro. Damit würde
für weit über die Hälfte der Beschäftigten das Niveau des Abschlusses für den
öffentlichen Dienst der Länder aus diesem Jahr nicht annähernd erreicht. Über viele
weitere Themen waren die Arbeitgeber nicht bereit zu verhandeln.

ver.di fordert für die rund 25.000 von diesem Tarifvertrag betroffenen Beschäftigten
in Heidelberg, Tübingen, Freiburg und Ulm acht Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit
von 18 Monaten.
Um die Pflege zu stärken, hat der Gesetzgeber mit dem Pflegepersonalstärkungsgesetz
die Refinanzierung von Entgeltsteigerungen und Verbesserungen der Arbeitsbedingungen
für die Pflege garantiert. ver.di fordert deshalb für diese Beschäftigten 200 Euro
im Monat zusätzlich.
Die Gewerkschaft erwartet Verhandlungen über einen Tarifvertrag alternsgerechtes
Arbeiten sowie die zeitliche Höherbewertung der Samstags-, Sonntags-, Feiertags- und
Nachtarbeit: die Arbeitszeit zu diesen Zeiten soll mit dem anderthalbfachen
Zeitfaktor bewertet werden.
Für die Auszubildenden soll es unter anderem 130 Euro mehr geben sowie fünf freie
Lerntage pro Ausbildungsjahr, um sich besser auf die anspruchsvollen Prüfungen und
Klausuren vorbereiten zu können.

Für die vier baden-württembergischen Uniklinika in Ulm, Tübingen, Heidelberg und
Freiburg gilt ein eigener Tarifvertrag mit dem Arbeitgeberverband Uniklinika, von
dem rund 25.000 Beschäftigten an den vier Kliniken betroffen sind. Die Ärzt*innen
fallen unter den Tarifvertrag Ärzte Länder, das wissenschaftliche Personal als
Landesbeschäftigte unter die Tarifbestimmungen des Landes.