Artenvielfalt in der Stadt wird untersucht
(Freiburg) Das weltweite Artensterben geht auch an Freiburg nicht spurlos vorüber. Der massive Eingriff des Menschen in die Landschaft führt überall zum Rückzug oder gar zum Verschwinden unzähliger Tier- und Pflanzenarten. Um diesem generellen Arten- und vor allem Insektensterben entgegenzuwirken und die biologische Vielfalt zu fördern, hat der Gemeinderat im Dezember 2018 die Ausarbeitung eines Aktionsplanes Biodiversität beauftragt. Dieser Aktionsplan, erstellt von den Fachämtern unter Federführung des Umweltschutzamtes, wurde Anfang 2019 vom Gemeinderat beschlossen. Ein Schwerpunkt der Maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt liegt bei den Insekten und Vogelarten.
Eine wichtige Maßnahme des Aktionsplans Biodiversität ist es, systematisch und stadtweit die hier lebenden Insekten und die Vegetation im Offenland dauerhaft zu erfassen. Dieses „Langzeit-Monitoring“ soll die Datenlage zum Zustand der Populationen im Stadtkreis verbessern und so langfristig die Umsetzung des Aktionsplans begleiten. Verantwortlich für Entwicklung und Umsetzung des Monitorings ist die Abteilung Naturschutz des städtischen Umweltschutzamtes.
Das Umweltschutzamt hatte Mitte 2019 Thomas Breunig vom Institut für Botanik und Landschaftskunde in Karlsruhe beauftragt, ein Monitoringkonzept zu entwickeln. Dieses sollte sich eng am Insektenmonitoring der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg orientieren, aber auch Erfahrungen und Methoden beispielsweise aus der Schweiz aufgreifen. Das Konzept wurde bis Anfang 2020 ausgearbeitet und daraufhin das Monitoring im ersten Quartal 2020 ausgeschrieben und vergeben.
Für das Monitoring wurden mit den Tagfaltern und Widderchen, den Heuschrecken und Laufkäfern sowie den Farn- und Blütenpflanzen Artengruppen ausgewählt, bei denen die ökologischen Ansprüche bereits gut bekannt sind. Der Untersuchungsraum für das systematische Langzeit-Monitoring beinhaltet das Offenland im Stadtkreis Freiburg mit Grünland und Äckern, zudem werden auch Freiräume im Siedlungsbereich berücksichtigt. Die Auswahl der Untersuchungsflächen erfolgt zufällig.
Nach den Schulungen der Kartiererinnen und Kartierer im April beginnt jetzt im Mai der erste Durchgang. Erste Ergebnisse zum Zustand der Freiburger Biodiversität sollen Ende des Jahres vorliegen. Da das Projekt als „Langzeitmonitoring“ konzipiert ist, werden sich zukünftig Veränderungen und Entwicklungen bei der Biodiversität im Stadtkreis im Laufe der jährlichen Erfassungen erkennen lassen.
Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik freut sich, dass „die Stadt Freiburg als eine der ersten Städte im Land die Initiative für ein Monitoring zur Dokumentation der Vielfalt von Insekten und Pflanzen ergriffen hat.“ Harald Schaich vom Umweltschutzamt bittet darum, die Kartiererinnen und Kartierer bei ihrer wichtigen Arbeit im Feld zu unterstützen und ihnen insbesondere auch Zugang zu den Untersuchungsflächen zu gewähren.
Hintergrundinformation zum Monitoring-Konzept Insekten / Vegetation der Stadt Freiburg
Durch das Monitoring sollen verlässliche Daten gewonnenen werden, um so den Zustand der Biodiversität und ihre Entwicklung im Stadtkreis Freiburg objektiv beurteilen zu können. Im Gegensatz zu Erfolgskontrollen nach Einzelmaßnahmen ist das „Freiburger Insekten-Monitoring“ so konzipiert, dass es über einzelne Projekte hinaus Basisdaten liefert, die langfristig für vielfältige Fragestellungen genutzt und interpretiert werden können. Zum Beispiel: - Wie entwickelt sich die Artenvielfalt im Stadtkreis? - Wie wirken sich Klimaveränderungen oder Änderungen der Landnutzung auf die Artenzusammensetzung aus? - Welche ökologischen Artengruppen nehmen zu oder ab?
- Wie wirken sich Umwelt- und Naturschutzmaßnahmen der Stadt Freiburg auf die Biodiversität aus? - Gibt es Abweichungen zu bundes- und landesweiten Trends hinsichtlich der Biodiversität?
Die Kartierenden gehen die Untersuchungsflächen entlang zufällig ausgewählter, vorgegebener Routen, sogenannter Transekte ab. Für das Monitoring wurden Artengruppen ausgewählt, bei denen die ökologischen Ansprüche bereits gut bekannt sind und die zugleich eine besonders gute, Indikatorfunktion besitzen.
Untersucht werden: - Farn- und Blütenpflanzen (verteilt über den Stadtkreis in 36 Transekten von jeweils 1.000 m Länge und 5 m Breite) - Tagfalter und Widderchen (verteilt über den Stadtkreis in ebenfalls 36 Transekten von jeweils 1.000 m Länge und 10 m Breite) - Heuschrecken (verteilt über den Stadtkreis an 36 Grünlandstandorten je 2 Transekte von jeweils 50 m Länge und 10 m Breite) - Laufkäfer (verteilt über den Stadtkreis an 24 Ackerstandorten je 8 Bodenfallen, auf zwei Transekten von je 30 m Länge).
Im Falle der Tagfalter und Widderchen liegen die Transekte an bestehenden Wegen bzw. Straßen, im Falle der Heuschrecken werden Wiesen und Weiden entlang der Transekte durchquert und die Laufkäfer mit Fallen in Äckern untersucht. Dabei werden aufgrund des großen Bearbeitungsaufwands in jedem Jahr Teile des Stadtkreises untersucht, damit wird nach und nach die Situation im gesamten Stadtkreis beleuchtet.