Kampf gegen Vermüllung
(Rastatt) 75 öffentliche Abfallbehälter gibt es allein in der Rastatter Innenstadt, weitere 175 an anderen Stellen im Stadtgebiet. Und dennoch werden Pappbecher, Taschentücher, Bierdosen oder Zigarettenkippen häufig achtlos auf den Gehweg geworfen oder in Grünflächen entsorgt.
Insgesamt fallen im Stadtgebiet Rastatt knapp 1.250 Tonnen Müll jährlich an. Das sind 24 Tonnen pro Woche, Tendenz steigend. Die Stadt Rastatt tritt der zunehmenden Vermüllung auf öffentlichen Flächen, auch Littering genannt, entschieden entgegen. Im Zuge des neuen Stadtreinigungskonzeptes, das im Mai 2019 vom Gemeinderat verabschiedet wurde, sind verschiedene Aktionen geplant, um die Öffentlichkeit fürs Thema Littering verstärkt zu sensibilisieren. So werden die Stadtpolizistinnen und -polizisten nach den Sommerferien zentrale Plätze, Straßen, Veranstaltungsstätten und Schulen überwachen und Müllsünder zunächst mündlich verwarnen. Danach kann es teuer werden. Denn wer beim achtlosen Wegwerfen oder Liegenlassen seines Abfalls erwischt wird, muss zukünftig mit einem saftigen Bußgeld von 75 Euro rechnen.
„Das Wegwerfen von Kleinstmüll ist kein Kavaliersdelikt“, begründet Bernd Münster, Kundenbereichsleiter der städtischen Bußgeldstelle, die Offensive. Müll in der Öffentlichkeit gefährde nicht nur die Umwelt und trübe das Bild der Stadt, sondern er wirke sich auch negativ auf das Sicherheitsgefühl der Bürger aus. Sauberkeit stelle für den überwiegenden Teil der Bevölkerung einen wesentlichen Aspekt der Lebens- und Wohnqualität dar. Hinzu komme, dass Littering teuer ist, gibt Münster zu bedenken. Um die Straßen und Grünanlagen sauber zu halten, wendet die Stadt Rastatt mittlerweile mehr als 1,7 Millionen Euro an Reinigungskosten pro Jahr auf! Kosten, die die Stadt und damit die Steuerzahler aufbringen müssen.
Münster verortet Littering als ein Gesellschaftsphänomen, das mit der fliegenden Verpflegung aufgekommen sei. Gründe für das achtlose Wegwerfen von Kleinstmüll seien häufig Bequemlichkeit und Verantwortungslosigkeit – ganz nach dem Motto: „Das macht doch jeder“. Münster vermutet, dass „viele Bürger auch nicht wissen, dass ihr Verhalten ein strafbares ist.“
Der Unwissenheit entgegenwirken will die Stadt Rastatt nun zunächst mit verstärkten Kontrollen an sogenannten Hotspots, verbunden mit der Aufklärung über Strafen und Kosten.
Das im Mai vom Gemeinderat verabschiedete neue Stadtreinigungskonzept wird federführend von den Technischen Betrieben koordiniert und von einer Arbeitsgruppe aus verschiedenen Dienststellen der Stadt und Mitgliedern des Gemeinderates sowie dem INFA-Institut aus Ahlen begleitet. Es setzt auf die drei „S“: säubern, sensibilisieren und sanktionieren. Teil des Gemeinderatsbeschlusses ist unter anderem, das Verwarnungsgeld von bisher 50 auf 75 Euro zu erhöhen, wenn beispielsweise Getränkebecher, Kaugummis, Essensreste oder Hundekot weggeworfen oder liegengelassen werden. Wer in Rastatt erwischt wird, wie er eine Zigarette achtlos wegwirft, zahlt seit Mai dieses Jahres ebenfalls 75 Euro Bußgeld und damit 55 Euro mehr als zuvor. Hinzu kommen in allen Fällen Verwaltungsgebühren von knapp 30 Euro.