Waldstrategie vorgestellt
„Fast 40 Prozent der Fläche von Baden-Württemberg sind bewaldet – damit verfügen wir über eine riesige Schatzkammer der ...
„Fast 40 Prozent der Fläche von Baden-Württemberg sind bewaldet – damit verfügen wir über eine riesige Schatzkammer der Natur. Und gerade jetzt, während der Corona-Pandemie, haben viele Menschen die Faszination für den Wald als Kraft-Ort wiederentdeckt. Dieses hochkomplexe Ökosystem zieht uns geradezu in seinen Bann. Aber leider schauen wir nicht nur fasziniert, sondern auch mit Sorge auf den Wald: die Kronen sind vielerorts kahl, die Böden knochentrocken – der Klimawandel hinterlässt teils verheerende Spuren“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Donnerstag (5. November) in seiner Rede beim Forum Waldzukunft BW. Die Frage, wie der Wald erhalten und eine nachhaltige Bewirtschaftung aussehen könne, sei von entscheidender Bedeutung. „Der Schutz unserer Wälder ist eine Jahrhundertaufgabe. Und schon heute unternimmt die Landesregierung große Anstrengungen, um sie gemeinsam mit allen Beteiligten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Praxis zu bewältigen. Darum freue ich mich besonders, heute mit hochkarätigen Expertinnen und Experten über die Zukunft des Waldes sprechen zu können“, so Kretschmann weiter.
„Unsere Waldbesitzer und Forstleute arbeiten auch vor dem Hintergrund des weiter fortschreitenden Klimawandels an den Wäldern der Zukunft. Mit unserer Waldstrategie 2050 für Baden-Württemberg stellen wir schon heute die Weichen für klimastabile Wälder der Zukunft, die auf lange Sicht den vielfältigen Ansprüchen der Gesellschaft gerecht werden. Dabei gehen bei unseren Überlegungen ökonomische, ökologische und soziale Aspekte Hand in Hand“, sagte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk MdL, am Donnerstag (5. November) in Freiburg bei der Vorstellung der Eckpunkte der Waldstrategie Baden-Württemberg im Rahmen des Forum Waldzukunft. Die Landesregierung setze dabei auf eine breite Beteiligung zahlreicher gesellschaftlicher Gruppen. Ergänzend zum bereits 2019 auf den Weg gebrachten ‚Notfallplan‘, der die Waldbesitzer kurzfristig bei der Bewältigung der aktuellen Schäden unterstützt, zielt die Waldstrategie auf die nähere und fernere Zukunft ab.
In einem breit angelegten, mehrstufigen Beteiligungsprozess seien Akteure rund um den Wald in Baden-Württemberg zur aktuellen Situation des Waldes und den wichtigsten Handlungsfeldern zur Sicherung der Waldzukunft befragt worden. Die daraus abgeleiteten Zielformulierungen seien im Oktober 2020 in sechs Regionalen Waldgesprächen, einem Verbändegespräch und einem Ressortgespräch diskutiert worden.
„Unsere Waldstrategie 2050 formuliert den waldpolitischen Rahmen und die Leitlinien für die nächsten Jahre und Jahrzehnte. Durch den breiten Abstimmungsprozess ist sichergestellt, dass die wichtigen Themen und die erforderlichen Handlungsfelder abgedeckt sind. In diesem Rahmen wird das Land gemeinsam mit den Akteuren rund um den Wald die konkreten Maßnahmen entwickeln, um die Ziele der Waldstrategie zu erreichen“, erklärte Minister Hauk.
Insgesamt wurden 21 Ziele entworfen, die Minister Hauk am Donnerstag in Freiburg vorstellte. Die Ziele stünden gleichwertig nebeneinander und umfassten den Wald und seine Themen in ihrer ganzen Breite. Sie reichten von der Stärkung von Kommunikation und Vernetzung, den Erhalt des Waldes und aller Waldfunktionen durch aktives Waldmanagement, die Sicherung des Beitrags von Waldmanagement und Waldprodukten zu Kohlenstoffspeicherung und Treibhausgasvermeidung, den Interessenausgleich zwischen unterschiedlichen Waldnutzungsansprüchen insbesondere hinsichtlich der Erholungsnutzung bis hin zu Schutz und Entwicklung von Waldbiodiversität und dem verstärkten Einsatz digitaler Technik.
Die Ziele seien bewusst als Zustandsziele formuliert, um zu zeigen, wie eine Waldzukunft in Baden-Württemberg aussehen könnte. „Die vielfältigen Maßnahmen, die zur Zielerreichung erforderlich sind, können nun gemeinsam mit den Akteuren rund um den Wald erarbeitet werden. Erste dringende Handlungsfelder sind im aktuellen Arbeitsstand bereits enthalten“, so Minister Hauk.
Erste operative Maßnahmen auf dem Weg zur Waldzukunft in Baden-Württemberg seien in den Bereichen ‚Unterstützung der Waldbesitzer‘ als Garanten der vielfältigen Ökosystemleistungen, ‚Digitalisierung in Kommunikation und Betriebssteuerung‘ sowie bei der Anpassung der Waldmanagement-Instrumente, unter anderem der landesweiten Waldentwicklungstypen, an sich schnell wandelnde Rahmenbedingungen im Klimawandel zu sehen. „Die Waldstrategie ist kein einmaliges, kurzlebiges Produkt. Sie ist vielmehr ein Prozess, der kontinuierlich laufen muss, um so im Gespräch zu bleiben und die Maßnahmen weiter zu entwickeln“, betonte der Minister.