05.05.2020 10:42

Freude über Habilitationsförderung

(Freiburg) Erfolg für die Geographin Carola Fricke und die Biologin Linnea Hesse: Sie wurden in diesem Jahr für eine Habilitationsförderung im „Margarete von Wrangell-Habilitationsprogramm für Frauen“ ausgewählt.

Die beiden Wissenschaftlerinnen der Universität Freiburg werden in den kommenden fünf Jahren ein eigenes Forschungsprojekt aufbauen und darüber ihre Habilitation anfertigen. Die Förderung umfasst die eigene Stelle sowie Vernetzungs-, Weiterbildungs- und Coachingangebote und wird vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg und der Universität Freiburg finanziert. Ziel des Programmes ist es, junge Wissenschaftlerinnen auf dem Weg zur Professur zu unterstützen.

Carola Fricke: Geographien der städtischen Wohnungsbaupolitik

Als Antworten auf die Wohnungsfrage entwickelten europäische Städte im vergangenen Jahrzehnt eine Vielfalt an unterschiedlichen lokalen Strategien – trotz ähnlicher räumlicher und demographischer Herausforderungen. Um die Verbindung von räumlichen, politischen und planerischen Aspekten von städtischer Wohnungspolitik zu verstehen, wird Fricke die dynamischen Geographien und die Zirkulation von Konzepten und Programmen in ausgewählten europäischen Städten untersuchen. Dafür betrachtet sie die räumliche Dimension städtischer Wohnungspolitiken aus zwei Blickwinkeln: Erstens wird die Freiburger Geographin die Entwicklungen von Wohnungspolitiken als sozio-politische Prozesse im Spannungsfeld zwischen modellhaft-abstrakten und konkret-spezifischen Ansätzen analysieren. Dies baut darauf auf, dass übertragbare Modelle die städtischen Wohnungspolitiken beeinflussen, während diese gleichzeitig oft durch ortspezifische Erfordernisse sowie lokale und nationale Vorgaben eingeschränkt sind. Zweitens will Fricke untersuchen, inwieweit Wohnen ein Prozess ist, bei dem politische Konzepte in materiell-räumliche Praktiken übersetzt werden. Das sieht die Forscherin in der Theorie als ein pragmatisches Lernen, durch das Modelle und Instrumente der Wohnungspolitik immer wieder neu bewertet werden: vom Abstrakten zum Konkreten, vom Universellen zum Lokalen. Daneben will Fricke Methoden entwickeln, um Wohnungspolitiken und deren verbale, visuelle und materielle Ausprägungen sowie räumlich-biographische Methoden zur Erfassung von Entwicklungspfaden von Wohnungspolitik vergleichen zu können. Das Projekt ist am Institut für Umweltsozialwissenschaften und Geographie, an der dortigen Professur für Humangeographie von Prof. Tim Freytag angesiedelt.

Linnea Hesse: Funktionsmorphologie und Biomechanik einkeimblättriger Pflanzen

Ungefähr ein Viertel aller Blütenpflanzen zählen zu den Monokotyledonen, den einkeimblättrigen Pflanzen wie Getreidearten, Gräser, Palmen oder Orchideen. Die Achsenstruktur ist durch einen vergleichsweise filigranen inneren Faserverbundaufbau charakterisiert, wobei ihnen die Fähigkeit, mechanisch stabilisierendes Holz durch sekundäre Wachstumsprozesse zu bilden, fehlt. Das führt dazu, dass sie sich mechanisch nur eingeschränkt an eine sich ständig ändernde natürliche Umgebung anpassen können. Bis heute ist recht wenig über die dreidimensionale mechanische Architektur der Achsen dieser Pflanzengruppe sowie über deren Adaption auf den verschiedenen hierarchisch organisierten Material- und Strukturebenen bekannt. Deshalb will Hesse mit klassischen und modernen methodischen Ansätzen die statischen dreidimensionalen sowie die dynamischen vierdimensionalen Pflanzenparameter untersuchen – also sowohl die Morphologie als auch die Biomechanik und Ontogenie. Die Forschungsziele der Freiburger Biologin sind, die mechanische Architektur von Monokotyledonen und ihre Anpassungsfähigkeit an mechanische und andere Umweltreize zu analysieren und die gewonnenen Erkenntnisse in bioinspirierte technische Faserverbundsysteme und deren Herstellungsweisen zu übertragen. Hesse verbindet dadurch organismische und methodische Grundlagenforschung innerhalb des Fachbereichs Botanik mit Materialwissenschaften und Bionik. Ihr Projekt ist in den Botanischen Garten und die Professur von Prof. Thomas Speck integriert und soll an das Exzellenzcluster Living, Adaptive and Energy-autonomous Materials Systems (livMatS) angegliedert werden.