06.01.2021 11:54

Hilfe für Kroatien nach Erdbeben

Eine Fahrt auf eisglatten Straßen durch dichtes Schneegestöber, stundenweises Schlafen im Sitzen in einem Feuerwehrfahrzeug, das dafür definitiv nicht gemacht ist und doch: David Oster, Matijas Zubcic, Dennis Frömbgen und Maximilian Horn würden wieder nach Kroatien fahren, um die dortigen Erdbebenopfer mit Hilfsgütern zu versorgen. Sie haben ihre spontane Entscheidung vom 30. Dezember keine Minute bereut.

Müde, aber überwältigt vom Empfang in Kroatien im Allgemeinen und in Sisak im Besonderen sind sie am Montag (4. Januar) nach Kehl zurückgekehrt – und haben erstmal nur geschlafen. Am Dienstag (5. Januar) nach einem Corona-Schnelltest haben Oberbürgermeister Toni Vetrano und Feuerwehrkommandant Viktor Liehr die vier Männer begrüßt und nach ihren Erfahrungen im Erdbebengebiet gefragt. „Ich habe großen Respekt vor Ihrer Leistung“, sagte Toni Vetrano, „Sie haben einen Beitrag zu humanitärer Hilfe geleistet“.



Der Feuerwehr-Hilfskonvoi aus 15 Fahrzeugen aus Baden-Württemberg sei wohl einer der ersten gewesen, die im Erdbebengebiet Sisak angekommen seien, schließt Matijas Zubcic aus dem Empfang, welcher den Feuerwehrangehörigen bereitet wurde: Schon kurz nach der Grenze hätten entgegenkommende Fahrzeuge sie hupend oder mit Lichtsignalen willkommen geheißen. Menschen hätten Videos vom Konvoi gedreht und in den sozialen Netzwerken gepostet, ergänzt Dennis Frömbgen, Zeitungen hätten die Feuerwehrleute als Helden bezeichnet. „Unsere Ankunft hat hohe Wellen geschlagen, alle Zeitungen haben berichtet“, sagt der Kehler Matijas Zubcic, der dank seiner Eltern kroatischer Herkunft die Landessprache beherrscht und als Übersetzer fungieren konnte.

Er kenne Kroatien sehr gut, sei fast überall schon gewesen, erzählt er, das Erdbeben der Stärke 6,4 auf der Richterskala habe sich in der ärmsten Gegend des Landes ereignet. Ganze Häuser seien in sich zusammengefallen; andere wiesen so große Risse auf, dass sie nicht mehr bewohnbar seien. „Ich konnte mir das so gar nicht vorstellen.“ Die Menschen lebten nun in Zeltstädten, teilweise in Wohnwägen und Mobil Homes. Es regne seit Tagen, „alles steht unter Wasser, überall ist nur noch Schlamm“, sagt Dennis Frömbgen.

Ursprünglich sollte das Kehler Feuerwehrfahrzeug nur Hilfsgüter für das Krankenhaus in Sisak laden und diese direkt dorthin bringen. Weil aber an der Sammelstelle in Bad Krozingen so viele Spenden angeliefert wurden, die Feuerwehrangehörige gesammelt hatten, wurden die Fahrzeuge schließlich so dicht wie möglich beladen. „Ich hätte mir nie vorstellen können, dass so viel so schnell zusammenkommt“, staunt Viktor Liehr noch immer. Auch Firmen hätten viele nützliche Dinge – darunter auch Baumaterial – gebracht – mit dem ersten Konvoi mit den 15 Fahrzeugen konnte gar nicht alles zu den Erdbebenopfern gebracht werden, weiß der Kommandant. Ein zweiter wird sich am Donnerstag (07.01.21) auf den Weg machen, dieses Mal mit 22 Fahrzeugen

Das liege sicherlich auch daran, dass der Landesfeuerwehrverband, von dem die Hilfsaktion ausging, seit vielen Jahren freundschaftliche Beziehungen zu den Feuerwehren im Erdbebengebiet und speziell in Sisak unterhalte, meint Viktor Liehr. Oberbürgermeister Toni Vetrano sieht noch weitere Gründe für die hohe Spendenbereitschaft: Zum einen bringe die Bevölkerung der Feuerwehr Vertrauen entgegen und wisse, dass ankomme, was hier gespendet werde, zum anderen spielt aus seiner Sicht auch die besondere Zeit eine Rolle. In der Corona-Krise frage sich so mancher: „Was braucht es wirklich?“

Die vier Kehler Feuerwehrleute, ihre beiden Kameraden aus Achern und weitere 18 Feuerwehrangehörige aus Baden-Württemberg sind die Nacht vom 1. auf den 2. Januar durchgefahren, hatten in Österreich mit eisglatten Straßen und dichtem Schneegestöber zu kämpfen, bevor sie in Sisak anlangten. Die Fahrer wechselten sich im Zwei-Stunden-Rhythmus ab; Pausen gab es nur zum Tanken. Nach ihrer Ankunft haben die Männer die Fahrzeuge an einem Sammelpunkt entladen – „die Verteilung der Hilfsgüter haben andere übernommen“, berichtet Dennis Frömbgen.

Am Sonntagnachmittag machten sie sich wieder auf den Heimweg. Die Rückfahrt war einfacher und dank besserer Witterungsbedingungen auch deutlich kürzer. Am Montagmorgen erreichten sie die heimische Feuerwache. „Ich habe den ganzen Tag nur geschlafen“, sagt Dennis Frömbgen und lacht. 2100 Kilometer haben sie hinter sich gebracht – und damit in drei Tagen im Prinzip die Fahrleistung eines Feuerwehrautos von zwei Jahren ausgeschöpft. Auf dem Weg ins Erdbebengebiet habe sich gezeigt, dass Feuerwehrautos nicht für Langstrecken gemacht seien, sind sich die Männer einig. Mit ihrem Kehler Fahrzeug hatten sie Glück; mit anderen Autos gab es Probleme, die noch unterwegs in Ordnung gebracht werden mussten.



Wer gemeinsam mit den Feuerwehren aus dem Land den Erdbebenopfern helfen möchte, der kann Geldspenden auf folgendes Konto einzahlen:



Empfänger: Kreisfeuerwehrverband Emmendingen e.V.

IBAN: DE29 6809 2000 0080 0846 17

Volksbank Breisgau Nord

Betreff: Kroatienhilfe Ortenau