50 Jahre Städtebauförderung
(Karlsruhe) Mit einer facettenreichen Veranstaltungsreihe feiert Karlsruhe jetzt das fünfzigjährige Bestehen des Städtebauförderungsgesetzes.
"Es ist sicher ungewöhnlich, ein Bundesgesetz zu feiern", sagte OB Frank Mentrup zum Auftakt. Doch dafür gibt es einen guten Grund: Die Fächerstadt war mit der bereits 1961 festgelegten "Dörfle"-Sanierung Pionier und Vorbild für das Gesetz.
Die Bundesregierung erkannte damals die Karlsruher Altstadtsanierung als Studien- und Modellvorhaben an. Die dabei gesammelten Erfahrungen zur Beseitigung der Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg durch Wiederaufbau, Umnutzungen und Sanierung dienten als Grundlage für das Städtebauförderungsgesetz vom 27. Juli 1971. Dieses Gesetz stellt Städten ein umfassendes Instrumentarium zur Verfügung, Bestandsquartiere an moderne Anforderungen anzupassen und ermöglicht ihnen durch Zuschüsse von Land und Bund, umfassende Sanierungen umzusetzen.
Hebelwirkung funktioniert
Vom nach wie vor brandaktuellen Instrumentarium profitiert Karlsruhe stark. "Seit 1971 sind rund 110 Millionen Euro an Finanzhilfen aus der Städtebauförderung an unsere Stadt geflossen", dankte Mentrup den Fördermittelgebern. Und die Förderung wiederum habe Anreize für weitere Maßnahmen geschaffen und etwa das Siebeneinhalbfache an Investitionen im öffentlichen und privaten Bereich angestoßen. Mentrup: "Die Hebelwirkung hat funktioniert."
Insgesamt kamen bisher 21 städtebauliche Sanierungen in Karlsruhe in den Genuss von Fördergeldern. Zwölf davon wie Durlacher Altstadtsanierung, Weststadt, Oststadt-Nordost oder Innenstadt-West sind inzwischen abgeschlossen, neun wie "Soziale Stadt" im Rintheimer Feld, Ortsmitte Grötzingen oder Kaiserstraße-West laufen noch. Im zehn Jahre vor dem Gesetz eingeleiteten ersten Sanierungsgebiet "Dörfle" zwischen Kaiser-, Waldhorn- und Kapellenstraße stand noch das Bekenntnis zur autogerechten Stadt im Vordergrund. Ein Zeichen der Zeit, das "heute ganz anders aussähe", betonte der OB neue Vorzeichen.
Bürgerbeteiligung wichtig
Ein weiteres weit über Karlsruhe hinaus bekanntes Sanierungsgebiet ist der Alte Schlachthof: Bei dem EU-weiten Vorzeigeprojekt sei es Mentrup zufolge gelungen, "eine Gewerbebrache mit zunächst ungewisser Zukunft zum lebendigen, dynamischen Quartier für die Kultur- und Kreativwirtschaft werden zu lassen". Mehr als 1.000 Arbeitsplätze sind dort bereits entstanden. Durch die Förderung von Bund und Land konnte die Stadt Kultur- und Kreativschaffenden die Flächen zu bezahlbaren Konditionen anbieten.
"Die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger bei der Städtebauförderung ist uns sehr wichtig", unterstrich Prof. Anke Karmann-Woessner. Gerade mit Blick auf die kommenden Jahre. In denen sollen, so die Leiterin des Stadtplanungsamts, unter anderem ein Dorfplatz in Grünwettersbach entstehen und die Straßen in Durlach-Aue ein anderes Aussehen erhalten. Grundsätzlicher Wunsch bei allen künftigen Sanierungen sei, "mehr Höfe zu entsiegeln und mehr Grünflächen zu schaffen". Wichtig sei zudem die Schaffung von Wohnraum wie zuletzt im Rintheimer Feld.
Kongress und Führungen
Zum Jubiläumsprogramm, das die stellvertretende Leiterin des Stadtplanungsamts, Heike Dederer, vorstellte, gehört am Donnerstag, 15., und am Freitag, 16. Juli, ein zweitägiger digitaler Fachkongress unter dem Titel "In der Zukunft unterwegs" mit dem Schwerpunkt Baukultur und Zukunftsgerechtigkeit.
Außerdem gibt es für Karlsruherinnen und Karlsruher sowie Gäste verschiedene Stadtführungen durch aktuelle wie auch auch historische Sanierungsgebiete. So findet etwa am Freitag, 23. Juli, ab 16 Uhr, ein Rundgang durch Grötzingen statt. Dort werden Planungsideen vorgestellt, etwa zu Verkehrsplanung und Niddaplatz. Ebenfalls am 23. Juli geht um 17 Uhr eine Führung durch die Südstadt Ost auf die Spuren ehemaliger industrieller Nutzung. Früher befand sich dort das Ausbesserungswerk der Bahn.
Das Programm zu Fachkongress, Veranstaltungen und viele weitere Informationen gibt es auf: karlsruhe.de/staedtebaujubilaeum.