Handwerk erwartet wieder bessere Geschäfte
(Freiburg) Die Coronakrise hat das südbadische Handwerk hart getroffen. „Die Handwerkskonjunktur im Kammerbezirk hat eine Vollbremsung hingelegt“, berichtet Johannes Ullrich, Präsident der Handwerkskammer Freiburg, mit Blick auf die Zahlen aus der aktuellen Konjunkturumfrage unter den südbadischen Betrieben.
So sank der Konjunkturindikator, der den Saldo aus Geschäftslage und Geschäftserwartung abbildet, von 35,5 Punkten im Vorjahr auf aktuell 19,8 Punkte. „Unsere Betriebe blicken mittlerweile aber schon zurück in dieses tiefe Tal und schauen positiv nach vorne.“ Der Erholungstrend der letzten Wochen setze sich fort. Nach wie vor lägen aber viele Steine im Weg zur langfristigen Erholung.
Ihre Geschäftslage bewerteten die südbadischen Handwerksbetriebe im zweiten Quartal 2020 deutlich schlechter als im Vorjahr: So stellten 46,5 Prozent der Betriebe ihrer Geschäftslage ein gutes Zeugnis aus (Vorjahr: 76,1 Prozent), während gut jeder vierte Befragte (25,5 Prozent) mit seinem Geschäftsverlauf im Frühjahr unzufrieden war (Vorjahr: 6,7 Prozent).
Die Unternehmen erwarten aber für die kommenden Monate deutlich bessere Geschäfte. Aktuell rechnen 29,8 Prozent der Befragten mit einer Verbesserung ihrer Geschäftsentwicklung (Vorjahr: 18,1 Prozent); eine Verschlechterung erwarten 11,2 Prozent (Vorjahr: 12,1 Prozent).
In den einzelnen Gewerkegruppen zeigen sich die gleichen Tendenzen wie in einer bundesweiten Umfrage des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH): Bauhaupt- und Ausbaugewerke kommen vergleichsweise glimpflich durch die Krise, vor allem in den Lebensmittel- und Gesundheitshandwerken sowie bei den persönlichen Dienstleistern brach die Geschäftslage regelrecht ein. „Die Betriebe, die von Teil- oder kompletten Schließungen betroffen waren, traf es besonders hart“, resümiert Ullrich. „Aber gerade hier sind die Erwartungen für das kommende Quartal besonders positiv.“
Aufträge und Umsätze gehen zurück
Mehr als jeder dritte Betrieb (37,8 Prozent) war in den vergangenen Monaten von Auftragsrückgängen betroffen (Vorjahr: 9,8 Prozent). Dementsprechend meldeten 43,2 Prozent der Handwerksunternehmen Umsatzeinbußen (Vorjahr: 6,6 Prozent). Allerdings konnten auch 29,3 Prozent der Befragten Umsatzzuwächse vermelden (Vorjahr: 37,0 Prozent). Sowohl bei den Aufträgen wie auch bei den Umsätzen erwarten die südbadischen Handwerker in den nächsten Monaten aber deutliche Verbesserungen.
Die Betriebsauslastung ist durch die Coronakrise deutlich zurückgegangen. „Auch hier sind natürlich vor allem die Betriebe besonders stark betroffen, die schließen mussten“, erläutert Ullrich. Während im vergangenen Jahr lediglich 7,5 Prozent der Betriebe eine Auslastung unter 60 Prozent meldeten, schnellte dieser Wert im 2. Quartal 2020 auf 35,8 Prozent hoch. Meldeten im Vorjahr noch 61,6 Prozent der Betriebe Vollauslastung oder gar Überkapazitäten, sank dieser Wert nun auf 47,2 Prozent. Nach der Aufhebung der Schließungen laufen die Geschäfte aber in allen Gewerken wieder an; eine Steigerung ist also auch hier zu erwarten.
„Das Virus und die Gegenmaßnahmen haben unsere Betriebe hart getroffen. Wenn sich der jetzt sichtbare Trend fortsetzt, werden die Blessuren aber weniger schlimm als befürchtet.“ Manche Branchen erholen sich bereits. „Hier werden uns schon bald wieder dieselben Themen wie vor der Krise beschäftigen. Wir müssen uns nun darauf konzentrieren, dass Ausbildung und Nachwuchsarbeit nicht ins Hintertreffen gerät“, so Ullrich.
„Die Steine, die nach wie vor auf dem Weg zur langfristigen Erholung liegen, räumen sich allerdings auch nicht von alleine weg. Wir brauchen weiterhin ein starkes politisches Programm und dessen schnelle, unkomplizierte Umsetzung“, mahnt der Handwerkskammerpräsident. Es zeichne sich ab, dass die Politik hier die richtigen Schritte gehe. „Das ist richtig und wichtig.“ Die angedachten Investitionsvorhaben müssten jetzt jedoch mit Schwung angegangen werden. „Die Nachfrage muss angekurbelt werden“, attestiert Ullrich. „Branchenübergreifend melden uns die Betriebe hier Probleme. Sowohl die privaten als auch die öffentlichen Investitionen müssen nun angeregt werden.“ Insbesondere die öffentliche Hand habe nun eine besondere Verantwortung bei der Unterstützung der Handwerksbetriebe. Sparprogramme seien jetzt absolut kontraproduktiv. „Das im Juni beschlossene Konjunkturprogramm hat hierfür viele gute Ansätze, die allerdings nun fruchten müssen.“