Großstädte verlieren Einwohner
Die Zahl der Einwohner Baden-Württembergs hat sich im 1. Halbjahr 2020 nur noch um etwa 1 600 auf 11 102 000 Personen erhöht. Damit hat die Einwohnerzahl des Südweststaates seit seiner Gründung im Jahr 1952 zwar einen neuen Höchststand erreicht. Allerdings war das Plus im 1. Halbjahr 2020 das geringste seit 2009, so das Statistische Landesamt.
Damit setzte sich der Trend rückläufiger Einwohnerzuwächse der vergangenen Jahre fort, der wohl durch die Beschränkungen der Freizügigkeit während der Corona-Pandemie noch deutlich verstärkt wurde.
In immerhin 11 der 44 Stadt- und Landkreisen sank die Einwohnerzahl in der ersten Jahreshälfte; darunter befanden sich alle Stadtkreise mit Ausnahme Baden-Badens. Am stärksten war der Rückgang in Karlsruhe, Heidelberg, Stuttgart, Mannheim und Freiburg im Breisgau mit jeweils mehr als 1 000 Personen. Auf der anderen Seite erzielten die Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald und Karlsruhe das höchste Plus; es handelt sich damit um zwei Kreise, die jeweils an einen Stadtkreis mit einem hohen Minus angrenzen. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass das regionale Wanderungsgeschehen zunehmend durch eine verstärkte Abwanderung aus den Zentren aufgrund der dortigen Wohnungsknappheit und den damit verbundenen hohen Wohnungskosten in das nähere Umland bestimmt wird.
Dieser Trend spiegelt sich auch bei einer Gegenüberstellung der Bevölkerungsentwicklung im Ländlichen Raum und in den Verdichtungsräumen wider: Der Ländliche Raum wird für Zuziehende wieder zunehmend attraktiver. Die Kommunen in diesen dünner besiedelten Gebieten konnten im 1. Halbjahr 2020 ein Einwohnerplus von 6 500 Personen erzielen, in den Ballungsräumen ging dagegen die Einwohnerzahl um 8 900 zurück. Bis zum Jahr 2017 war es dagegen noch so, dass sich die Ballungsräume im Land dynamischer als der Ländliche Raum entwickelte.