Schweinische Vorliebe für Knollen seltener Orchideen
(Ettenheim) Nachdem es seit Anfang Mai im Naturschutzgebiet Taubergießen zu wiederholten mutmaßlichen Diebstählen von mehreren Tausend Knollen seltener Orchideen gekommen sein soll, sind die Ermittlungen der Beamten der Kriminalpolizei aus Ettenheim mittlerweile vorangeschritten.
Hierbei war von Beginn an auffällig, dass die mutmaßlichen Diebe
entgegen bisheriger kriminalistischer Erfahrung offensichtlich keine
Eile am Tatort hatten und sich trotz des gewaltigen Aufwandes die
Zeit nahmen, die Stängel von den Knollen zu trennen. Ebenso untypisch
erschien, dass die Reaktionen auf die überregionale Berichterstattung
und die offensichtliche polizeiliche Präsenz keinen
Abschreckungseffekt hatten. Insbesondere am Tulla-Damm wurden die
Ausgrabungen stattdessen scheinbar unbeeindruckt fortgesetzt.
Zwischenzeitlich vier mit dem Fall betraute Ermittler gingen über
30 Hinweisen nach, hörten Experten zur Thematik an, werteten
Telefonverbindungsdaten aus und richteten groß angelegte
Überwachungsmaßnahmen für das Gebiet des Taubergießen ein, um
Aufschluss über das sukzessive Verschwinden der Gewächse zu gewinnen.
Aus den Ermittlungen ergab sich keine konkrete Spur, die auf eine
menschliche Tatbegehung hindeutete. Stattdessen musste im Verlauf der
Recherchen immer mehr die Möglichkeit in Betracht gezogen werden,
dass der Verursacher des Abhandenkommens der erlesenen Pflanzen in
Wildschweinen zu suchen ist.
Die Beamten durchforschten mehrfach mit Überwachungstechniken die
betroffenen Bereiche des Naturschutzgebiets. An Stellen mit
Orchideenbewuchs, wo die Paarhufer nachts gesichtet wurden, waren am
nächsten Morgen ausgegrabene Knollen mit zurückgebliebenen
Orchideenstängeln vorzufinden.
Diese glichen den vorherigen Ausgrabungen in Art und
Beschaffenheit. Die Gründlichkeit der Arbeiten hatte zuvor den
Eindruck erweckt, dass hier eine Schaufel am Werk gewesen sein
könnte. Nun zeigte sich aber, dass das Schneidewerkzeug der
Wildschweine eine analoge Spur hinterließ. Ein deutliches für die
Wildtiere sprechendes Indiz ergab die labortechnische Untersuchung
eines frisch ausgehobenen Loches. Hier konnten DNA-Spuren
festgestellt werden, die eindeutig von einem Schwein stammten.
Neben den Maßnahmen am Tatort ermittelten die Beamten der
Kriminalpolizei auch in einschlägigen Onlineplattformen, Foren und
Darknet-Marktplätzen. Entsprechend vorzufindende Verkaufsangebote
wurden auf mögliche Zusammenhänge mit den Ausgrabungen im
Taubergießen überprüft. Die Ermittlungen ergaben zwar bis dato keinen
direkten Bezug, führten aber zu weiteren Strafverfahren gegen
Anbieter wegen verschiedener Verstöße. Diese werden gesondert durch
die zuständigen polizeilichen Stellen bearbeitet.