Tourismus: Gästezahl gegenüber dem Vorjahr nahezu halbiert
Baden-Württemberg erfreute sich in den Jahren vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie als Reiseziel stetig wachsender Beliebtheit. Seit 2010 stiegen die Gäste- und Übernachtungszahlen in den Beherbergungsbetrieben im Südwesten kontinuierlich an. 2019 erreichte die Tourismusbranche im Land zuletzt mit über 57 Millionen (Mill.) Übernachtungen ein Rekordergebnis.
Dieser langjährige Aufwärtstrend wurde aufgrund von Corona im Jahr 2020 unterbrochen. Wie das Statistische Landesamt Baden-Württemberg mitteilt, ging die Zahl der Gästeankünfte 2020 in den rund 6200 geöffneten Beherbergungsbetrieben1 auf 11,9 Mill. zurück. Das waren 11,4 Mill. oder 48,9 % weniger Gäste als 2019. Die Zahl der Übernachtungen fiel auf 34,2 Mill., das waren 23,0 Mill. oder von 40,2 % weniger.
Relative Tiefstwerte bei den Übernachtungen im April, Mai und im Dezember 2020
Im starken Kontrast zum Erfolgsjahr 2019 lag die Zahl der Übernachtungen ab März 2020 in allen folgenden Monaten weit unter den Vorjahresergebnissen. Relative Tiefstwerte wurden dabei während des ersten Lockdowns im April und Mai 2020 (−88,3 % bzw. −79,1 % gegenüber dem Vorjahr) und während des zweiten Lockdowns im Dezember 2020 (−74,0 %) erreicht. Im Bundesvergleich zeigt sich die starke Tourismusbranche Baden-Württembergs von den Auswirkungen der Pandemie leicht überdurchschnittlich betroffen: Deutschlandweit fiel die Zahl der Übernachtungen 2020 gegenüber dem Vorjahr um 39,0 %.
Starker Einbruch bei Gästen aus dem Ausland
Auch 2020 hatte die große Mehrheit der Gäste (rund 9,9 Mill. bzw. 83,3 %) ihren Wohnsitz im Inland und buchte 29,3 Mill. Übernachtungen. 2020 ergab sich für dieses wichtige Kundensegment bei den Ankünften gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 44,4 % und bei den Übernachtungen ein Minus von 34,8 %. Noch wesentlich ausgeprägter waren die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Auslands-Tourismus: Die Zahl der Ankünfte aus dem Ausland ging gegenüber dem Vorjahr um 63,4 % oder rund 3,4 Mill. zurück. Die Zahl der Übernachtungen ausländischer Gäste sank gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 60,0 % und betrug rund 4,9 Mill.
Campingplätze trotzen der Pandemie - Hotellerie vom Corona-Abwärtssog erfasst
Zieht man für 2020 anhand der Übernachtungszahlen Bilanz für die verschiedenen Betriebsarten im Vergleich zu 2019, dann zeigt sich ein starkes Auseinanderdriften des Feldes: Während die Spitzenreiter »Campingplätze« und »Ferienzentren, Ferienhäuser und Ferienwohnungen« 2020 »nur« 16,5 % bzw. 19,7 % unter ihrem Vorjahresergebnis blieben, war vor allem die Lage der »Jugendherbergen und Hütten«, der »Erholungs- und Ferienheime« und der »Schulungsheime« relativ prekär (−71,1 % bzw. −60,7 % und −49,4 %). Aber auch die Hotellerie (Hotels, Hotel garnis, Gasthöfe und Pensionen) mit dem traditionell größten Marktanteil wurde vom Corona-Abwärtssog erfasst und verbuchte 45,6 % weniger Übernachtungen als 2019. Die drei baden-württembergischen Reisegebiete mit den geringsten Einbußen bei den Übernachtungen im Ausnahmejahr 2020 waren der Hegau (−16,1 %), das Gebiet Bodensee (−23,8 %) und das Württembergische Allgäu-Oberschwaben (−31,5 %). Dem gegenüber verzeichnete die Region Stuttgart mit einem Minus von 54,4 % bei den Übernachtungen gegenüber dem Vorjahr unter allen Reisegebieten die gravierendsten Verluste.
Trotz Pandemie konnten 2020 zwei baden-württembergische Kommunen bei den Übernachtungen die Millionengrenze überschreiten: die Landeshauptstadt Stuttgart (1,6 Mill.) und Freiburg im Breisgau (1,1 Mill.). 2019 war das sieben Kommunen gelungen (Stuttgart (4,1 Mill.), Freiburg im Breisgau (1,8 Mill.), Heidelberg (1,7 Mill.), Mannheim (1,6 Mill.), Rust (1,3 Mill.), Karlsruhe (1,1 Mill.) und Baden-Baden (1,0 Mill.)).
Das Statistische Landesamt dankt den Beherbergungsbetrieben für das Übermitteln ihrer Daten, die für Politik und Verwaltung eine wichtige Entscheidungsgrundlage zur Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen der Krise sind.
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In geöffneten Beherbergungsbetrieben / auf Campingplätzen mit mindestens zehn Schlafgelegenheiten / Stellplätzen – Stichtag 31. Juli.