Forstamt entnimmt durch Trockenschäden und Borkenkäfer abgestorbene Bäume
(Freiburg) Der vergangene Sommer war extrem trocken, das gesamte Jahr 2018 zu warm, nun sind viele der heimischen Fichten und Tannen geschwächt und drohen wegen Trockenstress im Laufe dieses Jahres auszufallen. Auf diese besorgniserregende Entwicklung haben Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik, Nicole Schmalfuß, die Leiterin des Forstamtes, und ihr Stellvertreter Berno Menzinger heute bei einem Pressetermin im Forstrevier Waldsee hingewiesen.
2018 war nach 2003 und 2006 bereits das dritte Jahr innerhalb kurzer Zeit, in dem der Wald unter Trockenstress leidet. Das liegt an der Klimaentwicklung und damit verbunden den hohen Temperaturen und der ungünstigen Niederschlagsverteilung. Allen Klimaprognosen gemeinsam ist die Voraussage, dass es zu einer weiteren Zunahme dieser Extremjahre in unseren Breitengraden kommen wird.
Dieses Jahr verstärkt ein hoher Befallsdruck durch Borkenkäfer die Folgen des Wassermangels 2018. Dank der warmen, trockenen Witterung können Insekten die geschwächten Bäume leichter befallen und zum Absterben bringen. In den letzten Jahren hat sich bereits eine signifikante Borkenkäfer-Population aufgebaut. Um diese Entwicklung zu brechen, müssen die befallenen und absterbenden Nadelbäume entnommen werden. Wo sie in größeren Anteilen stehen, geschieht dies flächig. Dies wird das Waldbild mancherorts stark verändern, teilweise werden Lücken sichtbar sein, und das Forstamt rechnet damit, dass die Bevölkerung wegen dieser drastischen Maßnahmen kritisch nachfragen wird.
Darum betonte Bürgermeisterin Stuchlik heute im Angesicht geschädigter Bestände im Bergwald: „Wir wollen die Bevölkerung über die Trockenschäden und die notwendigen Maßnahmen informieren. Die Schäden, die der letzte Sommer unserem Wald zugefügt hat, wirken sich inzwischen auf allen Ebenen negativ aus. Seine Widerstandfähigkeit sinkt ebenso wie die ökonomische Rentabilität, auch seine Erholungsfunktion leidet.“
Eine Vielfalt an Baumarten und verschiedenste Waldbilder prägen seit Jahrhunderten den Freiburger Stadtwald. Das liegt an seiner Topografie, den unterschiedlichen Standorten und der differenzierten Bewirtschaftung. Der Bergwald zum Beispiel, der auch das Forstrevier Waldsee prägt, setzt sich aus 18 Prozent Fichte, 19 Prozent Douglasie, 11 Prozent Tanne, 4 Prozent sonstigen Nadelbäumen, 26 Prozent Buche, 7 Prozent Ahorn, 5 Prozent Eiche und 9 Prozent sonstigen Laubbäumen zusammen. Diese Vielfalt ermöglicht seinen Erholungswert, macht ihn ökologisch kostbar und ökonomisch stabil.
Das Extremjahr 2018 hat nun viele Bäume geschwächt, sie wurden anfällig für Schadorganismen und fielen auf trockenen Standorten komplett aus. Besonders betrifft das die Fichte und die Tanne. Schon 2018 mussten 6.500 Festmeter (Fm) Fichte und 2.100 Fm Tanne außerhalb planmäßiger Hiebe geerntet werden – das sind 75 Prozent des Gesamteinschlages. Im ersten Halbjahr 2019 waren es bereits 1.250 Fm Fichte und 2.230 Fm Tanne. Wie viele Fichten und Tannen noch geschlagen werden, hängt von der Witterung der nächsten Monate ab. Nun geht es darum, Bäume, die von rindenbrütenden Käfern befallen sind, zu fällen und aus dem Wald zu schaffen oder als Brutmaterial untauglich zu machen, bevor sich die Käfer fertig entwickeln und weitere Bäume befallen.
In jedem Fall wird sich das Absterben der geschädigten Bäume deutlich zeigen. Zumal ganz aktuell neben den Nadelbäumen auch Buchen und Bergahorn deutliche Trockenschäden zeigen und in größerem Umfang absterben. Das Forstamt muss an vielen Orten im Bergwald ganzjährig Fichten und Tannen fällen. Die Mischwälder werden sich aufgrund des Ausfalls einzelner Baumarten teilweise entmischen; es bleiben Bestände zurück, die stärker von einzelnen Baumarten geprägt werden. Zudem entstehen auch Kahlflächen, wo ganze Bestände betroffen sind. Dennoch wird der finanzielle Gewinn nicht nennenswert steigen: Weil der gesamte Schwarzwald, ganz Süddeutschland und angrenzende Länder betroffen sind, fallen die Preise für die betroffenen Baumarten. Die Kosten der Aufarbeitung sind bei solchen zerstreuten Hieben hoch, und der jetzige ungeplante zusätzliche Einschlag wird in kommenden Jahren fehlen. Auch der Aufbau neuer Bestände mit höherer Resilienz gegenüber der Klimaentwicklung kostet viel Arbeitszeit und Geld.