10.07.2023 13:26

Konjunktur stagniert

(Villingen-Schwenningen) Die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg zeichnet ein durchwachsenes Bild der Wirtschaftslage und kann auch für die nahe Zukunft keine Entwarnung geben. Das zeigen die Geschäftserwartungen und Beschäftigungs- und Investitionsabsichten der Unternehmen.

„Unser regionaler Mittelstand ist das Fundament, auf dem unser Wohlstand steht und von dem der Erfolg bei der nachhaltigen Transformation abhängt“, analysiert IHK-Präsidentin Birgit Hakenjos in Villingen-Schwenningen. „Die Belastungen für die Unternehmen nehmen dabei seit Jahren zu – die Strompreise steigen, der Fachkräftemangel verschärft sich, die bürokratischen Pflichten begraben viele Innovationen. Als Unternehmerin brauche ich vor allem Verlässlichkeit und Planbarkeit, bevor ich Entscheidungen treffe. Das lassen die andauernden Risiken und die politischen Rahmenbedingungen leider kaum zu.“ Dies hemme den Spielraum für dringend notwendige Investitionen und Innovationen, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen und das eigene Geschäftsmodell zukunftssicher aufzustellen.

Die Top-Risiken der Unternehmen sind nach der aktuellen Umfrage die weiterhin hohen Energie- und Rohstoffpreise, gefolgt vom Fachkräftemangel und den steigenden Arbeitskosten. „Als IHK regen wir für Entlastungen bei den Energie- und Rohstoffpreisen eine konsequente Angebotsausweitung an“, schlägt die IHK-Präsidentin vor. Dies würde die Preise in der Breite senken, statt nur ausgewählte Betriebe, wie es der von der Bundesregierung vorgeschlagene Industriestrompreis vorsieht. „Vor einer Angebotsverknappung – etwa durch die Festlegung auf bestimmte Energieträger oder sogar eine absolute Begrenzung des Endenergieverbrauchs – warnen wir dagegen ausdrücklich. Die Energieversorgung muss stets gewährleistet sein.“



Strategische staatliche Investitionen in die Bildungsinfrastruktur seien dringend nötig. Ähnlich elementar sei die Infrastruktur vor Ort: Die Mobilität von Menschen und Gütern sei grundlegend für die Wirtschaft, weshalb die Instandhaltung von Verkehrswegen und Kapazitätserweiterungen wo nötig Priorität haben sollte – egal ob auf der Schiene, auf der Straße, zu Luft oder auf dem Wasser.



„Es braucht wieder ein klares Bekenntnis zum Standort Deutschland und Europa“, fasst Birgit Hakenjos ihren Appell zusammen. „Die Weltkonjunktur und die Inlandsnachfrage fallen leider im Moment als Impulsgeber aus. Eine Stärkung der hiesigen Standortbedingungen ist deshalb nötig. Wir brauchen dringend neue Impulse für private Investitionen, aber auch beim Infrastrukturausbau. Planungsprozesse müssen beschleunigt werden. Das größte Problem, das die Unternehmen in unserer Befragung frei angeben konnten, ist die Bürokratie. Das alles sind Rahmenbedingungen, die wir selbst in der Hand haben. Hier muss die Politik handeln."



Die aktuelle Konjunktur in Zahlen

Die konjunkturelle Erholung vom Jahresanfang kommt bereits in der aktuellen IHK-Umfrage fast komplett zum Erliegen. „Die Mehrheit der Unternehmen verhält sich gerade sehr abwartend“, fasst IHK-Präsidentin Birgit Hakenjos die Lage zusammen. „54 Prozent der befragten Unternehmen beschreiben ihre Geschäftssituation aktuell als befriedigend, weitere 58 Prozent erwarten zudem, dass sich an ihrer aktuellen Lage im nächsten Jahr nichts ändern wird. Es gibt zwar den kleinen Lichtblick, dass weiterhin ein gutes Drittel der Unternehmen ihre aktuelle Lage als gut bewerten. Aber es hält sich fast die Waage, wenn sie nach den zukünftigen Entwicklungen gefragt werden: 17 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung, 25 Prozent mit einer Verbesserung.“



Dies zeige sich auch bei den geplanten Einstellungen: Nur 17 Prozent wollen in den nächsten zwölf Monaten Personal aufbauen – die große Mehrheit will die Anzahl der Beschäftigten stabil halten und 22 Prozent rechnen mit einem Rückgang der Beschäftigtenzahl.