Nahverkehr über die Grenze
(Erstein/Lahr) Die als „Eurodistrikt-Bus“ für grenzüberschreitende Arbeitnehmer verkehrende Sonderbuslinie zwischen Lahr und dem französischen Erstein wird ab September 2020 als öffentliche Linie weitergeführt. Das gab Landrat Frank Scherer in der jüngsten Sitzung des Umwelt- und Technik-Auschusses des Ortenaukreises bekannt.
„Der Sonderlinienverkehr Lahr–Erstein ist ein Erfolg, das zeigen die stetig steigenden Fahrgastzahlen“, erklärte Scherer. „Ihr wirkliches Potenzial wird die grenzüberschreitende Busverbindung aber erst richtig entfalten können, wenn es kein geschlossener Werksverkehr mehr ist, sondern eine öffentliche Linie für Jedermann. Deshalb freue ich mich über das Kofinazierungsangebot der Région Grand Est“, so der Landrat.
Ursprünglich sollte die am 1. April 2017 als reine Werksverkehrslinie gestartete Verbindung zwischen Lahr und Erstein in eine durch das Land Baden-Württemberg geförderte öffentliche Regiobuslinie umgewandelt werden. „Das Land fördert aber nur ein tägliches Mindestprogramm von 19 Fahrtenpaare, dafür sah die Région jedoch noch kein Potenzial“, so Scherer. Hinzu kämen technischen Vorgaben des Landes für eine Förderung durch das Land, die z. B. eine direkte Linienführung ohne Umwegsfahrten fordern. Dadurch könnte aber der Flugplatz Lahr nicht mehr angefahren werden, ergänzte der beim Landratsamt für Infrastrukturen zuständige Dezernent Michael Loritz. „Eine solche Linienkorrektur wäre aus unserer Sicht nicht sinnvoll, weil der größte Pendleranteil bei den Firmen am Flugplatz generiert wird. Die bestehende Linie hat sich zu einer wichtigen Säule der Gewinnung von Arbeitskräften entwickelt und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Wirtschaftskraft der Region Schwanau/Lahr. Auch das Interesse in der übrigen Bevölkerung schätzen wir als hoch ein. Deshalb möchten wir das Angebot auch ohne Landesförderung für den Jedermannverkehr öffnen“, so Loritz.
Landrat Scherer konnte nun in Gesprächen mit der Région Grand Est Einigung erzielen. „Wir haben beide das klare Ziel, den öffentliche Personennahverkehr in unserer Region weiter auszubauen, auch grenzüberschreitend. Daher habe ich mich entschlossen, das Angebot der Région Grand einer Kofinanzierung an sechs täglichen Fahrtenpaare anzunehmen. Wir werden dann ab September 2020 mit einer öffentlichen Linie zunächst als Versuchsbetrieb zur Bedarfsermittlung starten. Ich bin überzeugt, dass wir ausreichend Erfahrungswerte und gute Argumente sammeln, die auch das Verkehrsministerium von dem Potenzial und dem Bedarf dieser Linie überzeugen, was dann hoffentlich zu einer flexibleren Förderpraxis führen wird“, bekräftigte Scherer.