Innovative Ausgleichsmaßnahmen für das neue SC-Stadion
(Freiburg) Während die Bauarbeiten für das neue SC-Stadion in Freiburg auf Hochtouren laufen, werden auch die vielfältigen Ausgleichsmaßnahmen dafür seitens der Stadt erfolgreich umgesetzt.
Bereits vor Baubeginn hat die Stadt damit begonnen, ihre gesetzliche Verpflichtung zum Ausgleich umzusetzen.
Insgesamt wurden für den Bau des neuen Stadions, die Verkehrsflächen und das Trainingsgelände Ausgleichsmaßnahmen auf einer Fläche von rund 70 ha festgesetzt. Darin enthalten sind Maßnahmen nach verschiedenen gesetzlichen Regelungen, wie der Eingriffsregelung nach Baugesetzbuch, dem Artenschutz nach Bundesnaturschutzrecht sowie Ersatzaufforstungen nach Waldgesetz.
Ein großer und wichtiger Teil des Ausgleichs ist zudem dem gesetzlichen Biotopschutz geschuldet. Für alle Ausgleichsmaßnahmen investiert die Stadt gut 10 Mio. Euro – davon sind rund 5 Mio. Euro für den Magerrasenausgleich vorgesehen.
Für den Bau des neuen Stadions werden knapp 10 ha bodensaurer Magerrasen beseitigt, dieser muss aber aufgrund seiner hohen Wertigkeit auf 16 ha ausgeglichen werden.
Bei der Suche und der Auswahl der Flächen für den Magerrasenausgleich standen folgende Kriterien im Mittelpunkt: die fachliche Eignung des Standortes, eine große zusammenhängende Fläche, die räumliche Nähe zum Flugplatz und die Schonung landwirtschaftlicher Flächen. Folgende Flächen wurden daraufhin für den Magerrasenausgleich ausgewählt:
8 ha auf der Deponie Eichelbuck
5,3 ha am Flugplatz Bremgarten
1,5 ha am Tuniberg
und 1,2 ha am nördlichen Flugplatz
Die Ausgleichsmaßnahme am Eichelbuck ist nicht nur wegen der großen zusammenhängenden Fläche, der räumlichen Nähe zum Eingriffsort und dem kompletten Verzicht auf die Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Flächen hervorragend geeignet. Sie ist vor allem wegen ihrer Standorteigenschaft eine der Hauptsäulen des Magerrasenausgleichs für das neue Stadion, weil über der Deponieabdichtung ein bodensaurer Magerrasen unter der Verwendung der Magerrasensoden aus der Stadionbaustelle entwickelt werden kann.
Bei der Planung und Umsetzung waren und sind neben zahlreichen städtischen Fachämtern, der ASF und Planungsbüros auch mehrere Fachreferate aus der Umweltabteilung des Regierungspräsidiums unmittelbar beteiligt. Die Gespräche und Planungen zu dieser außergewöhnlichen Idee einen Magerrasenausgleich auf einer Deponie umzusetzen, laufen bereits seit dem Bürgerentscheid 2015. Elke Höpfner-Toussaint, Abteilungsleiterin Umwelt im Regierungspräsidium betont: „Die Ausgleichsmaßnahme am Eichelbuck ist innovativ, aber auch hochkomplex. Deswegen war die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Stadt Freiburg für die Realisierung entscheidend.“ Bislang wurden in Zusammenarbeit der oben genannten Akteure und einer unabhängigen Umweltbegleitung bereits 4 ha Magerrasen auf der Deponie hergestellt. Bis 2021 soll diese Maßnahme abgeschlossen sein.
Zentraler Inhalt des Ausgleichskonzeptes ist die Verwendung von Magerrasensoden und Saatgut aus den Magerrasenbiotopen des Stadionbaufeldes bzw. des Flugplatzes. Dabei werden die oberen 15 cm Magerrasen im Stadionbaufeld entnommen und „just-in-time“ zum Einbau auf den Eichelbuck gebracht, um die typischen Pflanzenarten, aber auch Insekten direkt auf der Ausgleichsfläche etablieren zu können.
Und – der hohe Aufwand lohnt sich: Nach ersten Monitoring-Ergebnissen aus dem Jahr 2018 entwickeln sich die Magerrasenflächen auf der Deponie in Artenzusammensetzung und Vegetationsstruktur sehr positiv. „Die Pflanzenbestände zeichnen sich schon nach wenigen Monaten durch eine große Ähnlichkeit zu den Magerrasenbiotopen am Flugplatz aus“, freut sich Harald Schaich, stellvertretender Leiter des Umweltschutzamtes. „Dieser erste Erfolg spricht für den Standort Eichelbuck und die aufwändige Sodenübertragung als Verfahren“, so Schaich. Typisch für den Magerrasen sind zum Beispiel Thymian, Kleines Habichtskraut, Heidenelke oder Schafsgarbe. Die Bodenverhältnisse entsprechen laut Analyse vor allem in der Nährstoffarmut und hohen Wasserleitfähigkeit genau den Verhältnissen am Flugplatz. Ähnlich positiv sind die ersten Ergebnisse aus 2018 für die Heuschrecken – durch die Sodenübertragung konnten zahlreiche gefährdete Heuschreckarten übertragen werden.
Damit sich die Magerrasenbiotope dauerhaft etablieren können, ist eine kontinuierliche fachmännische Pflege wichtig. Dazu gehört eine mehrmalige Mahd ab Mitte Juni mit Abtragen des Mahdguts, um die Flächen dauerhaft nährstoffarm zu halten. Für die Insekten sollen künftig über das Jahr Altgrasstreifen erhalten bleiben.
Die Ausgleichmaßnahmen am nördlichen Flugplatz und auch am Flugplatz Bremgarten sind bereits vollständig hergestellt. In Bremgarten wurde ein Teil der bisherigen Start-, Lande- und Rollbahn entsiegelt, damit hier schützenswerter Magerrasen wachsen kann.