Unbesetzte Ausbildungsstellen auf Rekordniveau
(Freiburg) Die Chancen für Jugendliche, in der Wirtschaftsregion Freiburg einen Ausbildungsplatz zu finden, waren nie größer als im ...
Die Chancen für Jugendliche, in der Wirtschaftsregion Freiburg einen Ausbildungsplatz zu finden, waren nie größer als im abgelaufenen Ausbildungsjahr. Auf der anderen Seite war es für die regionalen Betriebe noch nie so schwierig, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Das belegen unbesetzte Ausbildungsstellen auf Rekordniveau. Der Ausbildungsmarkt stellt uns weiter vor große Aufgaben“, resümiert der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Freiburg, Christian Ramm, zur Bilanz des Ausbildungsmarkts 2017/2018. Am 30. September waren noch 582 Ausbildungsstellen unbesetzt, obwohl rein rechnerisch Angebot und Nachfrage ausgeglichen waren. Weil aber viele Bewerber sich doch noch für eine höhere Schulbildung, eine schulische Ausbildung, ein Studium oder eine Erwerbstätigkeit entschieden haben und einige Jugendliche den Umweg über das Übergangssystem gehen müssen, mündete nur etwas mehr als jeder Zweite (54,5 Prozent) direkt in eine duale Ausbildung. Allerdings fehlen von 15,4 Prozent der Bewerber Informationen zum Verbleib.
Die Unternehmen meldeten insgesamt 4.261 Ausbildungsstellen. Das sind 1,8 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. „Die Betriebe bilden auf hohem Niveau aus, teilweise sogar über Bedarf. Das ist auch eine Chance für schwächere Bewerber. Darüber freue ich mich“, sagt Ramm. Die hohe Zahl an unbesetzten Ausbildungsstellen bereite aber Sorgen. „Auf Dauer schwächt diese Entwicklung die Innovationskraft unserer Unternehmen und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit“, sagt Ramm.
Vor diesem Hintergrund orientiert sich die Ausbildungsmarktpolitik immer mehr in Richtung Bewerberpotenziale. „Wir werden natürlich auch künftig um Lehrstellen werben, es wird aber immer wichtiger werden, Jugendliche für eine duale Ausbildung zu interessieren und sie dafür fit zu machen“, sagt Ramm. Ramm empfiehlt Unternehmen, sich Personengruppen zu öffnen, die man bislang noch nicht auf dem Schirm hatte: Leistungsschwächere; ungelernte junge Erwachsene; Jugendliche aus dem Elsass, die sich für eine Berufsausbildung in Deutschland interessieren und Geflüchtete. Für all diese Menschen gebe es öffentliche Programme, die Hürden beseitigen oder Risiken abmildern. „Nicht jeder offenbart seine Potenziale auf den ersten Blick. Vieles ist möglich, wenn alle, die Einfluss haben, aufeinander zugehen und mit starken Willen am gleichen Strang ziehen. Wir dürfen beim Übergang von der Schule in den Beruf keinen Jugendlichen verloren geben“, folgert Ramm.
Insgesamt 4.229 Jugendliche suchten über die Agentur für Arbeit Freiburg einen betrieblichen Ausbildungsplatz. 2.305 Mädchen und Jungen mündeten in eine duale Ausbildung ein, 712 in eine schulische Ausbildung oder ein Studium. 392 nahmen eine Erwerbstätigkeit auf, 129 einen freiwilligen sozialen Dienst und 39 wollen ihre Chancen mit einer berufsvorbereitenden Fördermaßnahme verbessern. Von 652 Bewerbern fehlen Informationen zum Verbleib. „Mädchen und Jungen haben heute viele Möglichkeiten. Am Ende fällt die Entscheidung nicht immer zugunsten der dualen Ausbildung aus“, betont Ramm.
Ein Erfolgsfaktor für die in der Region niedrige Jugendarbeitslosigkeit und für die relativ große Zahl an Einmündungen in duale Ausbildung, vor allem auch von jungen Geflüchteten, ist die Bildung behördenübergreifender Kompetenzzentren. Die Einrichtung der Jugendberufsagenturen und der Kompetenzzentren für Geflüchtete in Freiburg und Emmendingen machen sich immer mehr bezahlt.
Besonders erfreulich verläuft die Vermittlung von jungen Geflüchteten in die duale Ausbildung. So ist die Zahl der Auszubildenden aus den sogenannten Asylherkunftsländern in den vergangen fünf Jahren (März 2013 bis März 2018) von 30 auf inzwischen 410 angewachsen. Dazu kommen weitere 232 Geflüchtete, die jetzt im Herbst eine Ausbildung in nicht weniger als 74 Berufen begonnen haben. Knapp jeder siebte Bewerber um eine Berufsausbildungsstelle hatte einen Fluchthintergrund. „Junge Flüchtlinge werden die Lücken am Ausbildungsmarkt nicht schließen, aber ohne sie wären diese spürbar größer“, sagt Ramm.
In diesem Jahr sind 48 Jugendliche unversorgt geblieben. Mit jedem Bewerber wird es intensive Gespräche und ein neues Angebot geben. Weil noch sehr viele Ausbildungsstellen unbesetzt sind, können sich Jugendliche in den Übergangssystemen ebenfalls berechtigte Hoffnungen machen, dass es doch noch mit einem Ausbildungsplatz in diesem Jahr klappt.
Damit nicht nur der Berufsstart, sondern auch die anschließende Karriere erfolgreich verläuft, baut die Bundesagentur für Arbeit ihr Dienstleistungsangebot weiter aus. Arbeiten 4.0, demographischer Wandel, unstete Erwerbsbiographien – neue Herausforderungen verlangen nach neuen Lösungen. „Mit der >>Lebensbegleitenden Berufsberatung<<“ bieten wir auf mittlere Sicht eine ganzheitliche, lebenslange und präventive berufliche Orientierung und Beratung an. Sie beginnt noch vor dem Erwerbsleben bereits in der Schule und begleitet unsere Kundinnen und Kunden bis zum Eintritt in den Ruhestand“, sagt Ramm. Das Angebot wird stufenweise ausgebaut und beginnt mit der Beratung noch vor dem Berufsstart.