Sonderbare Fischart im Zoo
(Basel) Eine sonderbare Fischart bereichert neu das Vivarium im Zolli Basel: Indische Zwergschlammspringer. Die glupschäugigen Neuankömmlinge sind kleiner, aber sozial verträglicher als ihre Vorgänger.
Zuletzt waren im Schaubecken 38 des Vivariums Afrikanische Schlammspringer (Periophthalmus barbarus) zu sehen. Sie zählen mit stattlichen 25 Zentimetern zu den grössten und imposantesten Arten der mit etwa 35 Arten breit gefächerten Unterfamilie der Schlammspringerverwandten. Insbesondere die Männchen sind jedoch äusserst territorial und aggressiv gegenüber Artgenossen, weshalb nur sehr wenige Exemplare gezeigt werden konnten. Daher werden neu Zwergschlammspringer (Periophthalmus novemradiatus) gehalten – und zwar gleich 43 Stück.
Ein wichtiges Thema im Vivarium ist die Frage, wie das Leben vom Wasser an Land kam. Einige Becken widmen sich speziell dieser Thematik und zeigen Pinguine, die sowohl im Wasser als auch an Land leben, ans Wasser angepasste Reptilien und eben auch ans Land angepasste Fische. Zu den bemerkenswertesten dieser Fische zählen die Schlammspringer.
Klein, aber friedlich
Diese Art bleibt mit nur 7 Zentimetern zwar deutlich kleiner als andere Schlammspringer, die Individuen leben aber auch in grösseren Gruppen friedlich und gesellig zusammen, sodass alle Bereiche des Beckens jetzt mit Schlammspringern bevölkert sind. Im Freiland sind sie an zwei Regionen zu finden: im indischen Westbengalen und in Ranong an der Westküste Thailands. Es ist jedoch anzunehmen, dass sie auch zwischen diesen beiden Gebieten, an den wenig erforschten Mangrovenküsten Bangladeshs und Myanmars, anzutreffen sind. Die genaue Verbreitung ist nicht bekannt, und aufgrund der unzureichenden Datenlage ist diese Art in keine Gefährdungskategorie der Roten Liste aufgenommen. In Mangrovenwäldern und -sümpfen und im Bereich von grossen Flussmündungen leben die Tiere im Brackwasser, einem Gemisch von Salz- und Süsswasser mit einem schwankenden Salzgehalt von 10 bis 25 Gramm pro Liter. Sie ernähren sich hauptsächlich von kleinen Krebstieren, Würmern, Schnecken und Insekten, aber auch Kieselalgen werden gefressen. Da ihr Lebensraum stark von Ebbe und Flut beeinflusst wird, müssen die Zwergschlammspringer nicht nur mit einem schwankenden Salzgehalt zurechtkommen, sondern auch mit einem wechselnden Wasserstand.
Leben an Land
Wenn die Küstenbereiche bei Ebbe trockenfallen, verschliesst der Schlammspringer seine Kiemen, um diese vor dem Austrocknen zu bewahren.
Er speichert in den sackartigen Kammern der Kiemen Wasser und reichert seinen Wasservorrat fortwährend durch Blubbern mit atmosphärischem Sauerstoff an, den er schluckt. Die eigentliche Sauerstoffaufnahme erfolgt über die gefaltete, gut durchblutete Membran in den Kiemen. Ist der Wasservorrat aufgebraucht, muss der Schlammspringer zurück ins Wasser. Er kann aber bis zu 60 Stunden an Land überleben, zumindest solange die Haut feucht bleibt. Droht diese auszutrocknen, zieht er sich in selbst gegrabene Höhlen im Schlick zurück. Hauttaschen unter den nach oben abstehenden Augen sind mit Flüssigkeit gefüllt und schützen diese vor dem Austrocknen. Die Basis der Brustflossen ist verstärkt, sodass sich die Tiere an Land wie auf Armen abstützen und fortbewegen können. Mit diesen Brustflossen können sie auch an den Mangrovenwurzeln hochklettern. Ausserdem dient ihnen der kräftige Schwanz als Widerlager zum Hüpfen. Männchen zeigen zur Balzzeit eine flaggenartig vergrösserte Rückenflosse mit einem verlängerten Flossenstrahl. Oft ist die Rückenflosse auch orange gefärbt. Diese auffälligen Signalgeber dienen der Kommunikation zwischen Artgenossen.