Ärger in Freibädern vorbei
(Kehl) In den Kehler Freibädern ist Ruhe eingekehrt, der Badebetrieb verläuft bereits seit Wochen ohne Zwischenfälle. Immer wieder mal muss ein Hausverbot verhängt werden; die Mitarbeitenden des Security-Teams kontrollieren weiterhin die Badetaschen und finden ab und an Dinge, die nicht hineingehören – seien es kleinere Mengen von Drogen oder Messer.
Das Maßnahmenpaket, das Oberbürgermeister Toni Vetrano in den Bädern umsetzen ließ und das beim Treffen am 10. Juli in der Straßburger Präfektur noch durch Kontrollen der französischen Polizei ergänzt wurde, zeigt Wirkung. Auch im einzigen Freibad der Eurométropole im Stadtteil Wacken geht es ruhig zu; einige Jugendliche, die zuvor in die Freibäder in Kehl und Auenheim kamen, sind nach Angaben der Bäderleitung nun verstärkt dort anzutreffen. Der Leiter des Kehler Freibades, Thomas Struck, hat sich im Freibad Wacken umgesehen und mit den Verantwortlichen für den Badbetrieb gesprochen. Die Intention: eine Harmonisierung der Bäderordnungen auf beiden Rheinseiten.
Wie viele Badegäste das Freibad in Wacken noch aufnehmen kann, kann jeder bereits zu Hause im Internet nachschauen. Wer vor dem Bad ankommt, kann an einem leuchtenden Display am Eingang ablesen, wie viel Platz noch ist. Bei 2720 Besucherinnen und Besuchern ist Schluss: kein Einlass mehr und zwar so lange, bis jemand das Bad wieder verlässt. An heißen Sommertagen werden dennoch mehr als 5000 zahlende Badnutzer gezählt. Zwei Security-Mitarbeiter kontrollieren am Eingang alle größeren Badetaschen – Messer (auch zum Obstschneiden), Glasflaschen oder Alkohol kommen nicht ins Bad. Was am Eingang konfisziert wird, können sich die Badegäste am Ende ihres Besuchs wieder abholen. Ein weiterer Security-Mitarbeiter passt an den Drehkreuzen auf, dass jeder sein Ticket in den dafür vorgesehenen Schlitz steckt.
Im Bad selber herrscht Rauchverbot, nur in einer kleinen Ecke darf dem Laster gefrönt werden. Wer sich nicht daran hält, wird einmal ermahnt und dann des Bades verwiesen. Vier Security-Leute und vier Mediateure auf der Liegewiese reichten aus, um darauf zu achten, dass die Regeln eingehalten werden, berichtet die Leiterin des Bades. In der Regel komme man mit sieben Mitarbeitenden eines privaten Security-Dienstes aus; bei Bedarf können bis zu zehn Kräfte angefordert werden.
Auf zwei Plakaten an der Kasse ist abgebildet, welche Badekleidung erlaubt ist und welche nicht. Auf der Liegewiese kann jeder anhaben, was er möchte, doch an den Beckenzugängen lassen die Mediateure nur diejenigen durch, die tatsächlich nur Badekleidung tragen. Wer hier mit Shorts oder T-Shirt ankommt, wird zurückgeschickt. Sollte es dennoch jemand mit zu viel Stoff am Körper ins Becken schaffen, muss er das Freibad verlassen. Security-Mitarbeiter begleiten ihn dann hinaus. Wenn es Ärger gibt, wird die Polizei gerufen. Verstoßen Jugendliche gegen die Hausordnung, werden die Eltern angerufen. Bei geringfügigeren Verstößen droht den Badegästen ein eintägiger Ausschluss aus dem Bad. Fallen schlimmere Dinge vor, werden die Delinquenten zu einem Termin bei einer Kommission der Eurométropole de Strasbourg vorgeladen; die Kommission kann ein Badeverbot in allen Bädern verhängen, das bis zu einem Jahr lang wirksam ist.
Die Reinigungskräfte, die für die Inseln mit Duschen und Umkleiden auf der Liegewiese oder für die Sanitärräume im Hauptgebäude zuständig sind, sind den ganzen Tag über anwesend. Sie achten darauf, dass sich Badegäste weder rasieren noch sich die Haare färben, erklären die Hausregeln und helfen bei Problemen mit dem Spind. Zwei Teamchefs unterstützen die Badleiterin, zehn Schwimmmeister und vier Mitarbeitende an den Kassen gehören zur festen Mannschaft. Dazu kommen Saisonkräfte.
Handgreiflichkeiten oder gar Prügeleien habe es in den vergangenen sieben Jahren, seit das Bad so umgebaut ist, dass es auch im Winter öffnen kann, nicht gegeben, berichten die Mitglieder des Leitungsteams. Unverschämtes Auftreten oder Beschimpfungen von Schwimmmeistern kämen vor – und führten in der Regel zu einem Verweis aus dem Bad. Auf die Einhaltung der Regeln werde vom ersten Öffnungstag an konsequent geachtet, dann bleibe es auch ruhig. Der Zaun um das Freibad in Wacken ist 2,50 Meter hoch – überklettert wird er bisweilen nachts.
In den Freibädern Kehl und Auenheim hat OB Vetrano nach den Vorkommnissen mit unangepassten, vorwiegend Straßburger Jugendlichen folgende Maßnahmen angeordnet:
· Die Zahl der Security-Mitarbeiter wird – je nach Wetter – im Kehler Bad auf bis zu zwölf erhöht; in Auenheim auf bis zu vier.
· Zusätzlich sind – ebenfalls wetterabhängig – zwei Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdiensts jeweils vier Stunden im Freibad Kehl und in Auenheim.
· In beiden Bädern werden am Eingang alle Taschen kontrolliert.
· Im Freibad Kehl wurde die komplette Zaunanlage erhöht und am Kopf mit Stacheldraht verstärkt. In Auenheim wurde an den Toren eine Erhöhung mit Stacheldraht angebracht; im nächsten Jahr soll die komplette Zaunanlage erneuert und voraussichtlich auf eine Höhe von drei Metern gebracht werden.
· Vor den Eingängen beider Bäder wurden sogenannte Drängelgitter aufgestellt.
· In beiden Bädern dürfen keine Shisha-Pfeifen mehr geraucht werden.
Durch sein Schreiben ans baden-württembergische Innenministerium hat Toni Vetrano bewirkt, dass zusätzliche Polizeikräfte vor Ort waren, um gegebenenfalls eingreifen zu können. Beim Treffen in der Straßburger Präfektur hat der Kabinettschef des Präfekten Polizeikontrollen bereits auf französischer Seite zugesagt und diese auch prompt veranlasst – eine Maßnahme, die offenbar dazu geführt hat, dass Jugendliche, die weniger aufs Schwimmen denn auf Radau aus waren, nicht mehr nach Kehl kommen.
Die zusätzlichen Maßnahmen, welche die Verwaltung für die nächste Badesaison vorschlägt, wird Oberbürgermeister Toni Vetrano vorstellen, wenn die Badesaison im Kehler Freibad zu Ende geht.