14.03.2019 16:04

Freude über ÖPNV-Innovationspreis

(Freiburg) Wie kann der öffentliche Nahverkehr zukunftsweisend gestaltet werden? Welche Projekte tragen zu einer nachhaltigen Verkehrswende bei? – Im Rahmen des ÖPNV-Innovationskongresses in Freiburg hat das Verkehrsministerium Baden-Württemberg heute (14. März) die Preisträger des diesjährigen ÖPNV-Innovationspreises geehrt.

Die Urkunden überreichte der Leiter der Abteilung Öffentlicher Verkehr im Verkehrsministerium, Gerd Hickmann mit den Worten: „Der Landesregierung ist es ein zentrales Anliegen, Bahnen und Busse zu stärken und mehr Fahrgäste zu gewinnen. Dazu braucht es Qualität und Innovationen. Die Nahverkehrsbranche in Baden-Württemberg hat die Zeichen der Zeit erkannt und engagiert sich zugunsten einer modernen nachhaltigen Mobilität und im Interesse der Fahrgäste. Das zeigen die zahlreichen Bewerbungen um den Innovationspreis ÖPNV.“

Mit dem ÖPNV-Innovationspreis unter dem Motto „Innovative Ideen für eine zukunftsweisende öffentliche Mobilität“ würdigte das Land ideenreiche Projekte für einen zukunftsweisenden Nahverkehr. Der Preis wurde in zwei Kategorien verliehen und ist mit je 5.000 Euro dotiert. Zusätzlich wurde ein mit 1.000 Euro dotierter Sonderpreis vergeben.

Erfolgreich war die Stadt Offenburg mit ihrem Nahmobilitätsangebot „EinfachMobil“. Unter dem Stichwort Barrierefreiheit konnte der Zweckverband Regio-Nahverkehr Freiburg, der Regio-Verkehrsverbund Freiburg und die kobra Nahverkehrsservice GmbH mit dem Projekt „Standard 22“ überzeugen. Weiterhin gewannen die Projekte RufTaxi mit Korridorbedienung im Main-Tauber- Kreis und in der Kategorie Sonderpreis die Stadt Pfullendorf und der Bodensee-Oberschwaben Verkehrs­verbund mit einem Betriebs- und Marketingkonzept für den Freizeitverkehr mit der „Räuberbahn“.

Kategorie „Umweltverbund, Nachhaltige Mobilität“

„Die Verkehrswende wird aktuell viel diskutiert – in Offenburg wird sie anschaulich“, mit diesen Worten ehrte Gerd Hickmann die Stadt Offenburg für ihr Nahmobilitäts­angebot „EinfachMobil“.



Unter dem Logo „EinfachMobil“ bündelt die Ortenau-Metropole einen attraktiven öffentlichen Nah­verkehr, elektrisch angetriebene Carsharing Fahrzeuge, Fahrräder, Pedelecs und als Verknüpfungspunkte für die Verkehrsträger des Umweltverbundes mehrere moderne Mobilitätsstationen. Das Logo von „EinfachMobil“ ist im Stadtbild un­bersehbar. Das Marketing in einheitlichem Design lädt dazu ein, auf umweltfreund­liche Verkehrsmittel umzusteigen.

„EinfachMobil“ weckt Interesse an einer verantwortungsvollen Mobilität von morgen und begeistert: Zehn Kommunen in der Ortenau wollen sich zusammenschließen. Im April dieses Jahres soll das Mobilitätsnetzwerk Ortenau gegründet und „EinfachMobil“ so in die Fläche gehen. Das Mobilitätsangebot wird somit erstmals regional gedacht mit vielfältigen Synergieeffekten für das Netzwerk und vor allem für die Nutzerinnen und Nutzer.

Kategorie „Betrieb, Verkehrsplanung“ – Schwerpunkte Barrierefreiheit und ÖPNV-Angebot im ländlichen Raum

Hinsichtlich der Barrierefreiheit konnte sich das Projekt „Standard 22“ des Zweckverbandes Regio-Nahverkehr Freiburg über die Auszeichnung freuen. „Standard 22“ bereitet den barrierefreien Haltestellenausbau systematisch vor.

Das heißt: Die rund 1.500 Haltestellen im Verbandsgebiet wurden systematisch digital erfasst, in einem zweiten Schritt erfolgte die Einstufung der Haltestellen nach der Verkehrsbedeutung in vier Kategorien. Ziel ist es, gemeinsam mit Betroffenenverbänden, den Verkehrsunternehmen, dem örtlichen Verkehrsverbund und den jeweiligen Straßenbaulastträgern Ausbaustandards zu definieren, die eine vollständige Barrierefreiheit im öffentlichen Personennahverkehr bis zum Jahr 2022 ermöglichen.

Busse und Bahnen sind bereits heute weit­gehend barrierefrei – Defizite gibt es jedoch noch bei den Haltestellen. Das digitale Haltestellenkataster bietet eine Planungsgrundlage, bedarfs­gerecht barrierefreie Haltestellen umzugestalten oder Neubauten vollumfänglich barrierefrei zu gestalten.

Mit Blick auf den Ausbau des ÖPNV-Angebots im ländlichen Raum hat zudem die Verkehrsgesellschaft Main-Tauber gewonnen. Mit einem flächen­deckenden RufTaxi-System in Form einer Korridorbedienung ist es gelungen, im dünn besiedelten Main-Tauber-Kreis ein verbindliches ganzjähriges Mobilitäts­angebot zu realisieren.

Das RufTaxi ergänzt das bestehende Bus- und Bahnangebot im Landkreis insbesondere zu Zeiten, an denen der Nahverkehr nur wenig nach­gefragt ist: Während der Schulferien und an Sonn- und Feiertagen verkehrt das RufTaxi von morgens bis abends im Zwei-Stunden-Takt. Die Fahrtrouten des nach Fahr­plan verkehrenden RufTaxis sind so konzipiert, dass sie vor allem Unter- und Mittelzentren bedienen und so den Menschen ermöglicht, zum Arzt oder zum Einkaufen zu fahren oder in weiterführende Buslinien und die Bahn umzusteigen. Seit rund einem Jahr ist das RufTaxi im Einsatz und erfreut sich wachsender Beliebtheit. Insgesamt konnten im vergangenen Jahr rund 13.000 Fahrgäste befördert werden, die Tendenz ist steigend.

Sonderpreis

Der Sonderpreis ging an die Stadt Pfullendorf als kommunales Eisenbahninfra-strukturunternehmen und den Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbund. Der Preis zeichnet die Wiederbelebung der sogenannten „Räuberbahn“ für den Freizeitverkehr aus. Das Innovative Gesamtkonzept umfasst Infrastruktur, Marketing und Verkehr und lässt Fahrgäste um- und einsteigen. Die „Räuberbahn“ startete im Frühjahr 2018 mit einem neuen Betriebs­konzept: Von Mai bis Oktober verkehren an Sonn- und Feiertagen jeweils drei Zug­paare auf der reaktivierten Bahnstrecke Pfullendorf-Ostrach-Altshausen mit dem Ziel, mehr Fahrgäste zum Umsteigen auf die Züge zu bewegen und den Tourismus im oberschwäbischen Hinterland zu beleben. Entlang der Strecke wurde ein hochwertiges Freizeitangebot insbesondere für Wanderer und Radfahrer entwickelt, das vielfältige Informationen zu der reizvollen Gegend im Hinterland des Bodensees bietet.