Mehr Einkauf in Dorfläden
(Bregenz) Seit 2014 erhebt der Verein Dörfliche Lebensqualität und Nahversorgung in regelmäßigen Abständen die aktuelle Situation im Vorarlberger Lebensmittelhandel. Unter besonderem Fokus stehen dabei die 49 der 202 Lebensmittel-Geschäfte, die von Land und Gemeinden durch die Nahversorgungsförderung unterstützt werden. Fazit: Durch diese Förderung konnte das Ladensterben gestoppt werden. „Die Nahversorgungsförderung ist eine wichtige, nachhaltige Investition in die Lebensqualität unserer Dörfer“, betont Landesrat Marco Tittler in Bregenz.
Die aktuellen Daten zeigen, dass die Förderung des Landes das historische Ladensterben gestoppt und sogar Wiedereröffnungen ermöglicht hat. Dadurch wurde ein flächendeckendes Angebot an Lebensmitteln in Vorarlberg sichergestellt. „Investitionen, die sich gerade in der Krise als vorausschauend und wichtig herausgestellt haben“, betont der Landesrat. Im Rahmen der Nahversorgungsförderung leistet das Land Betriebskostenzuschüsse. Bauliche Maßnahmen an Lebensmittelgeschäften und Dorfläden wie Neu- bzw. Zubauten oder auch Sanierungen und Investitionen in die Einrichtung bzw. Ausstattung (z.B. Kühlregale usw.) werden ebenfalls tatkräftig unterstützt. 2020 wurden insgesamt rund 980.000 Euro ausbezahlt. „Eine gute Versorgung in Wohnortnähe ist ein wichtiger Faktor, damit sich auch kleinere Gemeinden im ländlichen Raum eine hohe Wohn- und Lebensqualität bewahren können“, führt Tittler aus.
BürgerInnen kaufen wieder vermehrt im Dorfladen ein
„Die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger kaufen wieder vermehrt im Dorfladen ein“, berichtet Rainer Duelli, Bürgermeister von Übersaxen und Obmann des Vereins Dorfleben. Von 2013 auf 2018 stieg die Kaufkraftbindung in den Dörfern von 34,4 auf 38,1 Prozent. Gemeinden in Nähe der Zentralräume im Rheintal und im Walgau weisen die schwächsten Kaufkraftbindungen aus – Duellli: „Neueröffnungen von Diskontern und Einkaufszentren an wichtigen Verkehrsknotenpunkten machen auch dem besten Dorfladen zu schaffen“.
Die Corona-Pandemie macht sich beim heimischen Lebensmittelhandel bemerkbar. Praktisch alle Dorfläden verzeichnen einen Zuwachs beim Umsatz durch die Wohnbevölkerung. 60 Prozent der Dorfläden können auf ein insgesamt deutliches Umsatzplus verweisen. Bei den übrigen Dorfläden kann aber das Umsatzplus bei der Wohnbevölkerung die fehlende Kaufkraft der Touristen in der Bilanz nicht ausgleichen. Gerade mit Hilfe der neuen Medien soll es zukünftig verstärkt möglich werden, potenzielle „neue“ Kunden, insbesondere Tagesgäste, anzusprechen und auf die Spezialitäten der Dorfläden aufmerksam zu machen.
In den Regalen der Dorfläden sind auch verstärkt regionale Produkte zu finden: Gaben bei der Befragung im Jahr 2017 nur 54 Prozent an, dass es gar nicht schwierig ist regionale Produkte in der Region zu bekommen, sind es im Jahr 2020 schon 69 Prozent.
Dorfläden sind wichtige Stützen des lokalen Arbeitsmarktes
Dorfläden beschäftigen zahlreiche MitarbeiterInnen in den ländlichen Regionen unseres Landes. Sie schaffen qualitätsvolle und flexible Arbeitsplätze vor Ort. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein wichtiges und geschätztes Merkmal dieser Stellen. In den 44 befragten Dorfläden arbeiten aktuell 239 Personen, sechs Lehrlinge, acht Menschen mit Behinderung sowie fünf vom AMS geförderte Personen. 23 der 43 Dorfläden gaben an, dass es schwer ist Mitarbeitende zu finden.
Nächste Projekte: Mehr Dienstleistungen in den Dorfläden
„Die positiven Erfahrungen mit Befragungen und Bürgerstammtischen sollen auch in Zukunft genutzt werden, um Bedürfnisse zu erheben und darauf aufbauend die Weiterentwicklung der Angebote vorzunehmen“, betont Vereinsobmann Duelli. Viele dieser Bedürfnisse sind Dienstleistungen, die nicht immer kostendeckend angeboten werden können. Hier gilt es auch Leistungsvereinbarungen mit der Gemeinde zu erarbeiten, die von dieser mitgetragen werden (z.B. Öffnungszeiten, Zustellung, Bankomat, …). Je präziser die Gemeinde ihre Zielvorgaben definiert, umso klarer kann auch der Erfolg bzw. die Erfüllung von Leistungs-Vereinbarungen nachvollzogen werden. Dies stellt eine wichtige Möglichkeit dar, von der reinen Förderung auf verrechenbare Dienstleistungen umzustellen. Erste Modellbeispiele in einzelnen Gemeinden sollen in den nächsten Monaten erprobt und evaluiert werden.
Weitere Infos: www.nahversorgung.org