Regionalverband bilanziert den planerischen Flächenverbrauch
(Karlsruhe) „Erstmals können wir bei unserem Flächenmonitoring die Netto-Null verbuchen. Demnach halten sich Neuausweisungen in den Flächennutzungsplänen unserer Kommunen die Waage mit entsprechenden Tilgungen“, berichtete Verbandsdirektor Gerd Hager. Hintergrund war der Bericht zum „Monitoring Flächenverbrauch“ in der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses im HAUS DER REGION. Darin bilanziert der Regionalverband den planerischen Flächenverbrauch auf der Ebene der kommunalen Flächennutzungspläne (FNP).
So habe es im Jahr 2018 in sechs Kommunen neun FNP-Einzeländerungen gegeben. Dabei wurden in der Gesamtbilanz jeweils etwa sechs Hektar Flächen neu ausgewiesen, an anderer Stelle dafür aber auch Planungen zurückgenommen. Der Regionalverband Mittlerer Oberrhein hatte die Bauflächenzunahme in den FNP im Rahmen eines Pilotprojektes zusammen mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe für den Zeitraum von 2000 bis 2010 ermittelt. Seitdem wird diese Erhebung vom Regierungspräsidium jährlich fortgeschrieben.
Erhöhte Bautätigkeit – genügend Flächenreserven
„Die FNP-Bilanz allein reicht jedoch keineswegs für differenzierte Aussagen zur tatsächlichen Flächenentwicklung“, erläutert Hager. So nehmen etwa die Siedlungsflächen in der Region tatsächlich wieder deutlich zu. Laut Landesamt für Statistik Baden-Württemberg haben sich die Bauflächen im Jahr 2017 mit 111 Hektar gegenüber den Jahren 2013/2014 verdoppelt. Einen vergleichbaren Flächenzuwachs habe es zuletzt in den „Boom-Jahren“ 2008/2009 gegeben. „Die Gemeinden greifen verstärkt auf die Reserven in ihren Flächennutzungsplänen zurück und entwickeln neue Baugebiete. Nur in Einzelfällen haben sie die Karte Neuausweisungen gezogen“, erklärt Hager. Denn nach der Erhebung des Regionalverbandes sind noch rund 1.720 Hektar als Reserve in den Flächennutzungsplänen für Wohnen und Gewerbe sowie andere bauliche Nutzungen enthalten. Das entspricht der Fläche von rund 2.500 Fußballfeldern. Hinzu kommen nochmals 1.870 Hektar Potenzialflächen im Regionalplan, bei denen eine Siedlungsentwicklung grundsätzlich denkbar ist. Auf diese Reserven greifen unsere Gemeinden derzeit zurück. Das sei notwendig, da nur über die Mobilisierung der schon in der vorbereitenden Planung enthaltenen Flächen schnell neue Baugebiete geschaffen werden können.
Wohnraum für 4.000 neue Einwohner
„Die Entwicklung neuer Wohngebiete in der Region hält derzeit mit dem Bevölkerungswachstum Schritt, läuft ihr sogar leicht voraus“, konstatiert Hager. Der Anstieg der Bevölkerung im Jahr 2018 war nicht mehr so stark wie zuvor. Die Regionalplaner schätzen auf Grundlage der bis zum dritten Quartal bereits verfügbaren landesamtlichen Daten für das Jahr 2018 maximal 4.000 neue Regionsbewohner. Im Jahr 2016 waren es noch doppelt so viele gewesen. Gleichzeitig haben die Gemeinden neue Wohngebiete für etwa 5.000 Personen zur Verfügung gestellt. Erstmals seit Jahren übertreffen die Neuausweisungen und selbst die Baufertigstellungen wieder die Bevölkerungszunahme, wenn auch nur leicht. So kann der Nachholbedarf aus den letzten Jahren nach und nach abgebaut werden. Der Preis dafür ist dann der steigende Flächenverbrauch, so Hager abschließend.
Flächensparen im Trend
„Fläche ist eine begrenzte Ressource. Dieses Bewusstsein setzen die Kommunen auch in Zeiten eines hohen Wachstumsdrucks um“, lobt Gerd Hager die Arbeit der Städte und Gemeinden in der Region. „In Zukunft brauchen wir weitere Bebauungspläne, die urbane Wohnformen, eine angemessene Baudichte und Standorte über gute Infrastruktur- und ÖPNV-Qualität miteinander kombinieren“. Mit einer mittleren Baudichte von 90 Einwohnern pro Hektar liegt die Region deutlich über dem Landesdurchschnitt von knapp 70 Einwohnern pro Hektar.