14.08.2024 10:08

Konzept zur Verbesserung der Wasserversorgung auf den Weiden vorgestellt

(Neuenweg) Die Geschäftsstelle des Biosphärengebiets Schwarzwald hat zusammen mit der Umweltabteilung des Regierungspräsidiums Freiburg ...

Konzept zur Verbesserung der Wasserversorgung auf den Weiden vorgestellt

Die Geschäftsstelle des Biosphärengebiets Schwarzwald hat zusammen mit der Umweltabteilung des Regierungspräsidiums Freiburg (RP) eine Konzeption zur sicheren Wasserversorgung auf den Bergweiden des Südschwarzwalds erstellt. Sie umfasst die aktuelle Situation, zukünftige Wasserverfügbarkeit und umfassende Sanierungspläne. Zusammen mit den ebenfalls beteiligten Landwirten, Gemeinden und einem Ingenieurbüro wurden die Ergebnisse der Konzeption in Neuenweg öffentlich vorgestellt.



Regierungspräsident Carsten Gabbert, der zu der Vorstellung eingeladen hat, betont die Bedeutung des Themas für das gesamte Regierungspräsidium: „Wir wollen mit dem Biosphärengebiet dazu beitragen, die nachhaltige Landwirtschaft in der Region zu stärken. Ohne eine gesicherte Wasserversorgung können die Weidfelder aber nicht erhalten bleiben.“ Durch den Klimawandel bedingte Trockenperioden haben in den vergangenen Sommern vermehrt dazu geführt, dass Quellen trockengefallen sind. Die in die Jahre gekommene Weidewasserinfrastruktur ist teils sanierungsbedürftig.



Der Leiter der Umweltabteilung des RP, Manuel Winterhalter, ergänzt, warum das Projekt aus Naturschutzmitteln finanziert wurde: „Die Allmendweiden haben eine hohe ökologische Bedeutung. Wir brauchen die Beweidung, um diese wertvollen, artenreichen Strukturen zu sichern. Landwirtschaft und Naturschutz gehen hier Hand in Hand.“



Ein wichtiger erster Schritt in der Konzeption war deswegen, die bestehende Infrastruktur zu erfassen. Auf rund 1.600 Hektar Allmendweiden der Gemarkungen Wieden, Aitern, Schönenberg, Böllen und Neuenweg rund um den Belchen wurden etwa 56 Kilometer Wasserleitungen, 130 Quellfassungen und 350 Viehtränken erfasst und der Zustand bewertet. Gemeinsam mit den Landwirten wurden Probleme identifiziert und Möglichkeiten erarbeitet, um die Versorgung zu verbessern. „Das Wissen der älteren Landwirte und die Ideen der Jüngeren waren die Grundlage unserer Arbeit“, erläutert Florian Brossette, der von Seiten des Biosphärengebiets das Projekt geleitet hat.



Um zu wissen, wie viel Wasser in Zukunft zur Verfügung stehen wird, hat die Freiburger Professur für Hydrologie einen Modellierungsversuch durchgeführt. Die Quellschüttungen – das heißt die Wassermenge, die eine Quelle liefert – bleiben demnach im Jahresverlauf durchschnittlich zwar konstant, werden jedoch insbesondere im Sommer und Herbst deutlich geringer. Durchschnittlich 20 Prozent weniger werden die Quellen am Belchen nach Angaben der Universität bis 2100 während der Weideperiode schütten.



Das zur Verfügung stehende Quellwasser muss daher sparsam und intelligent genutzt werden. Das Ingenieurbüro dwd, welches vom RP mit der Sanierungsplanung beauftragt wurde, hat eine Übersicht über typische Sanierungsmaßnahmen erarbeitet. „Bei unseren Recherchen haben wir festgestellt, dass es noch keine Übersicht gab, wie Maßnahmen wie Leitungsverlegung, Quellsanierungen oder Tränkeeinrichtungen technisch auszuführen sind und was diese jeweils kosten“, erläutert Simon Mutter von dwd.



Für jede der Projektgemeinden wurden darauf aufbauend umfassende Sanierungspläne aus Karten und Tabellen erstellt. Insgesamt würden etwa 1,9 Millionen Euro benötigt, um in den fünf Gemeinden marode Leitungen zu sanieren, Quellfassungen zu optimieren oder Tränken zu erneuern. Die Umsetzung der Maßnahmen ist nicht Teil des Projekts. Das RP bemüht sich aber darum, Förderungen bereitzustellen. Außerdem ist eine Unterstützung über das Förderprogramm des Biosphärengebiets möglich, das bereits zum zweiten Mal den Förderschwerpunkt „Anpassung an Wasserknappheit und Dürren“ hat.



Die Konzeption ist sehr gut übertragbar auf Bergweiden in anderen europäischen Mittelgebirgen und der Alpenregion. Für die Erfassung wurde ein Erhebungsbogen entwickelt, der auch andernorts genutzt werden kann. Die möglichen Sanierungsmaßnahmen sind so aufbereitet, dass Voraussetzungen, Vor- und Nachteile, Hinweise zur Ausführung sowie Kostenschätzungen schnell überblickt werden können. Dieses Baukastensystem stellt die Geschäftsstelle des Biosphärengebiets allen Interessierten zur Verfügung und wurde bereits mehrfach von anderen Bergregionen, unter anderem aus der Schweiz, angefragt.



Foto: Regierungspräsidium Freiburg