Deutlich weniger Einnahmen im Nahverkehr
(Freiburg) Die Nachfrage und damit verbunden die Einnahmen des Regio-Verkehrsverbund Freiburg GmbH (RV)F sind im laufenden Geschäftsjahr stark geprägt von der Corona-Pandemie. Die Gesamteinnahmen sind um rund 13 Mio. Euro (-15%) zurückgegangen. Bei den Gelegenheitskunden, die üblicherweise Einzelfahrscheine, Mehrfahrten- oder Tageskarten nutzen, war der pandemiebedingte Rückgang der Nachfrage sehr deutlich. Gegenüber dem Vorjahresniveau sanken die Verkaufszahlen um -27 %, die Einnahmen gingen um -31% zurück.
Auch die Verkaufszahlen der RegioKarten sind rückläufig. Besonders stark sind in diesem Segment die flexibel zu kaufenden RegioKarten für Erwachsene mit rund -31 % betroffen. Aber auch bei den Jahreskarten ist der Nachfragerückgang mit -9 % deutlich. Im Ausbildungsverkehr verzeichnet die RegioKarte Schüler einen Rückgang von -33%. Beim SemesterTicket ist durch die Verlagerung von Präsenz- zu Online-Lehrunterricht die Nachfrage sogar um -35% zurückgegangen.
Abonnentinnen und Abonnenten bleiben ÖPNV treu
„Natürlich haben wir seit dem Frühjahr 2020 im Monatsdurchschnitt mehr Kündigungen von RegioKarten-Abos für Erwachsene bekommen als sonst üblich. Vor dem Hintergrund der Zurückhaltung gegenüber dem Nahverkehr während der Pandemie sind wir aber sehr froh über die Treue unserer Stammkundinnen und -kunden.“, sagt Dorothee Koch, Geschäftsführerin des RVF.
50.700 Fahrgäste beziehen ihre RegioKarten im Abo, davon sind 25.600 Kinder und Jugendliche mit einem SchülerAbo unterwegs. Das SchülerAbo, das seit Mai auch im Online-Verfahren bezogen werden kann, zeigt eine Steigerung von rund 8% gegenüber dem Vorjahr. „Aufgrund der Schulschließungen im Frühjahr konnten viele Schülerinnen und Schüler ihr Abo nicht wie gewohnt nutzen. Sicherlich hat hier die Erstattung von zwei Monatsbeiträgen geholfen, dass die Familien ihre SchülerAbos nicht gekündigt haben“, so Koch weiter. „Gut, dass das Land Baden-Württemberg uns Mittel zur Verfügung gestellt hat und wir die Familien so entlasten konnten“.
Das Abo für Erwachsene weist einen Rückgang von -2,5% auf. Erfreulich ist der Zuwachs an Kundinnen und Kunden mit RegioKarten Job; dieser beläuft sich auf +15,1%. In Summe liegen die Abos über dem Vorjahresniveau (+3,7%).
Mobile Fahrscheine immer beliebter
Digitale Vertriebskanäle gewinnen weiter an Bedeutung. Außer in den Monaten des Lockdowns (März bis Mai) liegen die Ticket-Verkäufe deutlich über dem Vorjahr. So konnten zum Beispiel im September 60% mehr MobilTickets als im Vorjahr verbucht werden. In Summe konnten bis Ende Oktober bisher über 315.000 digitale Fahrscheine verkauft werden. Dies liegt deutlich (+25 %) über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. „Seit August haben wir die digitalen Fahrscheine rabattiert. So wurde unser MobilTicket noch attraktiver. Die gestiegene Nachfrage zeigt, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind.“, kommentiert Florian Kurt, Geschäftsführer des RVF.
Fahrgastzahlen pandemiebedingt ebenfalls deutlich reduziert
Auch die Fahrgastzahlen sind entsprechend rückläufig; diese werden allerdings statistisch aus den Verkaufszahlen erhoben, so dass der tatsächliche Rückgang vermutlich deutlich über den ermittelten „-15%“ liegt. Der RVF geht davon aus, dass die durchschnittliche Ausnutzung von Zeitkarten aufgrund von Homeoffice-Tätigkeiten nachgelassen hat. Dieses neue Mobilitätsverhalten bildet die aktuelle RVF-Statistik aber noch nicht ab.
Rettungsschirm schafft finanziellen Ausgleich – unsichere Perspektive bleibt
Für den ÖPNV als systemrelevante Dienstleistung gibt es aus Bundes- und Landesmitteln einen finanziellen Rettungsschirm. Dieser gleicht 95% der zwischen März und Dezember 2020 fehlenden Fahrgeldeinnahmen, nach Abzug von ersparten Kosten, aus. „Wir sind extrem dankbar für den Rettungsschirm, der den Fortbestand unserer Verkehrsunternehmen in diesem Jahr gesichert hat“, sagt Florian Kurt. „Wir rechnen allerdings damit, dass die Nachfrage auch über den Winter 2020/21 sowie darüber hinaus deutlich geringer als sonst sein wird. Die Verkehrsunternehmen im RVF erhalten ihr Angebot trotz der Rückgänge aufrecht. Kostenseitig haben wir hier also keine Entlastung zu erwarten, sondern im Gegenteil sogar Mehraufwände – zum Beispiel für die zusätzlichen Desinfektions- und Reinigungsmaßnahmen in den Fahrzeugen.“, so Kurt weiter. „Die im April 2020 in den Gremien beschlossene und auf Januar 2021 verschobene Tarifanpassung wird bei fehlender Nachfrage nicht zu den benötigten zusätzlichen Einnahmen führen können. Sie ist lediglich ein kleiner, aber notwendiger Beitrag“, ergänzt Dorothee Koch. „Die wirtschaftliche Situation unserer Verkehrsunternehmen wird im kommenden Jahr weiter schwierig bleiben – falls 2021 kein neuer Rettungsschirm von Bund und Land zur Verfügung gestellt werden kann, sogar noch deutlich schwieriger werden.“