Viele Fischarten in der Alb
(Karlsruhe) An schönen Tagen sind das Thomaswehr in Daxlanden und die darunterliegende Revitalisierungsstrecke gut besucht. Das Strukturprojekt des Tiefbauamts der Stadt Karlsruhe übt einen besonderen Reiz auf die Menschen aus.
Vor rund einem halben Jahr wurde die rund 170 Meter lange Revitalisierungsstrecke an der Wasserkraftanlage Appenmühle fertiggestellt. Die Fischereibehörde im Regierungspräsidium Karlsruhe und die Stadt Karlsruhe haben nun die ersten Ergebnisse der Maßnahme unter der Wasseroberfläche begutachtet.
Die Stadt Karlsruhe hat in Federführung von Frank Lamm, Sachgebietsleiter Gewässer beim Tiefbauamt Karlsruhe, die vormals eintönig fließende Alb auf einer Strecke von 170 Meter Länge in einen neuen, lebendigen Flusslauf umgewandelt. Man könnte diesen Abschnitt als Musterbeispiel für künftige Verbesserungsmaßnahmen betrachten, da auf engem Raum sehr viele unterschiedliche wasserbauliche Einzelmaßnahmen zur Strukturverbesserung umgesetzt wurden:
Eingebaute Gewässerverengungen und zahlreiche Leitsysteme haben einen abwechslungsreich strömenden Fließwasserlebensraum geschaffen. Sogar Fischeinstände wurden in die Böschung integriert. Die angelegten Kiesbänke ermöglichen dem Gewässer außerdem eine Eigenentwicklung durch Umlagerung. Auf diese Weise sollten sehr unterschiedliche Lebensräume geschaffen werden, in welchen sich eine Vielzahl an aquatischen Arten wohl fühlen sollen. Aus Sicht von befragten Karlsruhern ist die Maßnahme rein optisch sehr gelungen. Zusätzlich galt es nun die angestrebte ökologische Wirkung der Maßnahme unter der Wasseroberfläche zu begutachten. Eine Bewertung der Funktion erfolgt anhand der vorkommenden Fischarten und Fischzahlen. Daher hat die Fischereibehörde am Regierungspräsidium Karlsruhe Elektrobefischungen in der Ausleitungsstrecke der Wasserkraftanlage Appenmühle durchgeführt. Bei dieser schonenden Fangmethode werden Fische mit geglättetem Gleichstrom gefangen und nach der Begutachtung wieder in die Alb zurückgesetzt.
Das Ergebnis der Befischung war außerordentlich überraschend, berichtet Frank Hartmann, der Fischereisachverständige des Regierungspräsidiums. Insgesamt konnten auf der 170 Meter langen, umgewandelten Strecke 16 Fischarten nachgewiesen werden. In unterliegenden Abschnitt waren es teilweise deutlich weniger Arten. Eine solche hohe Artendichte auf engem Raum ist ungewöhnlich und bestätigt die hohe fischökologische Wirksamkeit der Maßnahme. Besonders hervorzuheben ist der Fang von jungen Lachsen sowie von weiteren fünf Arten, die auf der Roten Liste Baden-Württembergs gefährdeter Fischarten ganz oben stehen. Mit dabei ist die Quappe, ein besonders gefährdeter und nachtaktiver Fisch. Für diese mit den Dorschen verwandte, heimische und seltene Fischart führt das Regierungspräsidium gemeinsam mit dem Landesfischereiverband Baden-Württemberg ein Artenschutzprogramm im Regierungsbezirk durch. Die Alb in Karlsruhe ist Programmgewässer für die Quappe und daher zeigt der Nachweis großer Quappen an der Appenmühle einen guten Erfolg des Projektes an. Auch im Vergleich zu den nicht revitalisierten Abschnitten der Ausleitungsstrecke sticht die ökologisch aufgewertete Strecke hervor: Die heimischen Arten Äsche, Barbe, Nase und Lachs konnten nur hier gefunden werden. Alle gefangenen Fische waren in einem sehr guten Gesundheitszustand und wurden nach ihrem Fang wieder in ihr Element zurückgesetzt. Zusammen mit den Maßnahmen der Stadtwerke Karlsruhe zur Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit am Kraftwerksstandort Appenmühle, führt die strukturelle Umgestaltung durch die Stadt Karlsruhe zu einer erheblichen und weit ausstrahlenden Aufwertung des aquatischen Lebensraumes der Alb.