Spatenstich für neue Staudinger-Schule
(Freiburg) Es wird Freiburgs aufwändigstes Bauprojekt der nächsten Jahre – der Neubau der Staudinger-Schule inklusive ...
Es wird Freiburgs aufwändigstes Bauprojekt der nächsten Jahre – der Neubau der Staudinger-Schule inklusive Stadtteilbibliothek und Jugendtreff Haslach. Im Oktober 2018 hatte der Gemeinderat den Neubau mit einem Kostenvolumen von 110 Millionen Euro beschlossen. Heute nun fand der Spatenstich mit Oberbürgermeister Martin Horn, Baubürgermeister Martin Haag, Schulbürgermeisterin Gerda Stuchlik, der Schulleitung, den Amtsleitungen von Gebäudemanagment und Amt für Schule und Bildung, den Architekten und natürlich auch Staudi-Schülerinnen und Schüler statt.
OB Martin Horn betonte: „Ein Spatenstich für eine Schule ist immer etwas Besonderes. Ein Spatenstich für ein Projekt dieser Größenordnung ist aber einzigartig in Freiburg. Wir setzen damit auch ein Zeichen für die Staudinger, ihre wechselhafte Geschichte und insgesamt für einen Schultyp, der in Baden-Württemberg lange höchst umstritten war und inzwischen fast ausgestorben ist. Die Stadt Freiburg bekennt sich zu ihrer Gesamtschule und nimmt dafür aus Überzeugung über 100 Millionen Euro in die Hand.“
Baubürgermeister Haag sagte: „Bei laufendem Schulbetrieb einen Altbau abzureißen und den Neubau zu erstellen ist eine große Herausforderung. Dabei kommt uns die künftige klare Gliederung des Bauwerks zu Gute. Die Mittelzone in den Geschossen wird zur Begegnungs- und Aufenthaltsfläche, wegen des kompakten Baus reduzieren sich die heute langen inneren Wege. Und weil wir die Arbeiten in zwei Neubau- und drei Rückbau-Abschnitte komprimieren konnten, muss der Schulbetrieb weniger lange unter Lärm und Staub leiden und es sind weniger organisatorische Interimslösungen nötig.“
Schulbürgermeisterin Stuchlik hob hervor: „Bei der Planung war es uns wichtig, das besondere schulische Konzept, das das gemeinsame Lernen aller Schülerinnen und Schüler in einem Jahrgang in unterschiedlichen Formen in den Mittelpunkt rückt, architektonisch zu unterstützen. So entstanden Jahrgangshäuser, Räume für die Differenzierung und für Inklusion und Begegnungsflächen außerhalb der Klassenzimmer. Die Schule ist ein gelungenes Beispiel, wie ein Schulträger das pädagogische Arbeiten einer Schule hervorheben und wertschätzen kann.“
Vorgeschichte
Drei Szenarien hatte die Stadtverwaltung im Vorfeld intensiv untersucht: eine Sanierung, eine Teilsanierung mit Teilneubau und einen vollständigen Neubau. Im April 2015 hat der Gemeinderat für den Neubau votiert. Diese Variante bietet die geringsten Kostenrisiken wegen besserer Planbarkeit, sie beeinträchtigt am wenigsten den Schulbetrieb durch die laufende Baustelle im Haus. Zudem lässt sich ein Neubau am besten an den Anforderungen einer modernen Pädagogik ausrichten. Zu guter Letzt darf die Stadtkasse mit der Absprache des bestehenden Schulbaus auf eine Neubauförderung in Höhe von rund 9 Millionen Euro hoffen.
Diesem Grundsatzbeschluss für den Neubau der Staudinger Schule, der Stadtteilbibliothek Haslach und dem Jugendtreff Haslach folgte ein Auswahlverfahren mit integriertem Architektenwettbewerb. Eine besondere Herausforderung für die Architekten war die Aufgabe, das Werkspielhaus und den Werkspielplatz („Werki“) an Ort und Stelle zu belassen. Wegen des knappen Abstands zwischen Werkspielhaus und Neubau wurde dann entschieden, das Werkstattgebäude um 90 Grad gedreht neu zu errichten. Sein Herzstück, die „Schnecke“, bleibt unverändert bestehen.
Der Siegerentwurf
Den ersten Platz im Architektenwettbewerb errang im Februar 2016 der Entwurf des Freiburger Büros Sacker Architekten. Er überzeugt durch die großzügige Geste, in der die dreigeschossige Baumasse im weitläufigen Freiraum auf dem Schulgrundstück angeordnet wird. Die 7-zügigen Jahrgangshäuser und die gymnasiale Oberstufe sind jeweils in einer Etage eines der vier „Häuser“ angeordnet, die Fachräume werden zusammengefasst, eine sogenannte „Magistrale“ verbindet die Jahrgangshäuser und die weiteren Nutzungen (Fachräume, Mensa, Theatersaal) über eine zentrale Achse. Dank der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach wird das Gebäude als „Passivhaus-Plus“, das zusätzliche Energie erzeugt, eingestuft.
Die Stadtteilbibliothek und der Jugendtreff erhalten eigene Bereiche im Erdgeschoss, bilden aber doch mit der Schule eine Einheit. Der Entwurf sieht zwei Erweiterungsoptionen auf dem Schulgelände vor: Zum einen für eine Vergrößerung des Schulgebäudes, zum anderen für eine separat stehende 6-gruppige Kindertagesstätte.
Eigenbetrieb und zwei Bauabschnitte
Im Oktober 2018 beschloss der Gemeinderat dann den Neubau mit einem Kostenvolumen (incl. Preisindizierung) von 110 Millionen Euro für den Bau und 5,5 Millionen Euro für Einrichtung und Ausstattung. Zugleich wurde entschieden, den Neubau in einem Eigenbetrieb durchzuführen. Damit können die nötigen Gelder nach Bedarf zur Verfügung gestellt werden, und der Bauablauf kann sich stärker danach ausrichten, was für den Betrieb zumutbar ist und logistisch umgesetzt werden kann.
Das ehemals 3-stufige Bauablauf-Konzept konnte dadurch auf zwei Abschnitte reduziert werden. Sobald der erste Abschnitt fertig gestellt ist, müssen einige Nutzungen in Provisorien im Bestandsgebäude umziehen, was teilweise zu Einschränkungen führt. Immerhin ist das (anders als bei drei Bauabschnitten) nur einmal der Fall. Container für eine Auslagerung des Unterrichts werden nicht benötigt. An dieser Stelle bedankte sich Bürgermeister Haag bei der Schule, der Stadtteilbibliothek und dem Jugendtreff für deren große Kooperationsbereitschaft.
Weil der Neubau in einem Bereich liegt, der bei einem 100-jährigen Hochwasser überflutet werden könnte, wurde das Gelände entlang des Haslacher Dorfbachs und des Marienmattenweges im vergangenen Sommer neu modelliert. Nun kann es das übertretende Wasser aufnehmen.
Der Abbruch der Bungalows (ehemalige Hausmeisterwohnungen) an der Staudinger Straße steht kurz bevor, die für das Verlegen der Leitungen nötigen Erdarbeiten haben begonnen.
Für den Neubau mussten bisher 60 Bäume weichen, weitere 90 Bäume werden im kommenden Herbst und Frühjahr gefällt. Jede Ersatzpflanzung für die gefällten Bäume erfolgt auf dem Gelände der Schule.
Beim heutigen Spatenstich dankte Baubürgermeister Martin Haag der Schulgemeinschaft, dem Rektorat, den Eltern und den Schülerinnen und Schülern für die gute Zusammenarbeit und das Verständnis.
Zeitplan und weitere Zahlen
Die Stadtverwaltung rechnet mit der Fertigstellung des ersten Bauabschnittes (BA1: Schule und Jugendtreff) bis Ende 2022. Bis Ende 2023 folgt der Umbau und der Einzug in Provisorien im Bestand und der Abbruch der ersten Hälfte der Schule. Wenn kein unvorhergesehenes Ereignis eintritt, wird der zweite Bauabschnitt (BA2: Schule und Stadtteilbibliothek) 2026 fertig. Der letzte Abbruchabschnitt und die Freianlagen werden im Nachgang fertig gestellt.
Das bestehende Gebäude wurde anno 1970 errichtet. Der Neubau der Staudinger wird eine Gesamtprogrammfläche für die Schule von rund 11.000 und eine Nettogrundfläche inkl. Jugendtreff und Stadtteilbibliothek von rund 20.000 Quadratmetern haben.
Die Staudinger-Schülerzahlen liegen konstant bei rund 1200. Im Schuljahr 2010/11 gab es 1.198 Schülerinnen und Schüler in 41 Klassen, im Schuljahr 2014/15 waren es 1.267 Schülerinnen und Schüler in 45 Klassen und im Schuljahr 2018/19 1.148 Schülerinnen und Schüler in 39 Klassen (jeweils ohne Kursstufe).
Die Eingangsklassen waren bisher siebenzügig. Die anstehende Baumaßnahme und der damit befürchtete Lärm wirkt sich aber signifikant auf das Anmeldeverhalten aus: im Schuljahr 2017/18 gab es nur noch sechs, 2018/19 sogar nur noch fünf Eingangsklassen. Im Schuljahr 2019/20 werden es wieder sechs Eingangsklassen sein.
In Baden-Württemberg gibt es insgesamt nur drei Gesamtschulen: in Mannheim, in Heidelberg und eben in Freiburg