Katholische Kirche befürchtet finanziellen Einbruch
Gut ein Jahr vor der Gründung der neuen Pfarreien im Zuge der Kirchenentwicklung 2030 ist das Diözesanforum der Erzdiözese Freiburg zu Beratungen zusammengekommen.
Mehr als 200 Frauen und Männer aus unterschiedlichen Räten und Gremien der Erzdiözese berieten am Freitag (15.11) und Samstag (16.11.) über die Frage, wie die Diözesanstrategie in der Erzdiözese umgesetzt werden könnte. Grundlage dafür waren die 13 strategischen Ziele der Erzdiözese, die nach der ersten Vollversammlung des Diözesanforums im Jahr 2022 verabschiedet worden waren. Mit den nun erfolgten Beratungen über die Umsetzung der Diözesanstrategie konkretisierten die Mitglieder des Diözesanforums wichtige Schritte, bevor die 36 neuen Pfarreien am 1. Januar 2026 offiziell geschaffen werden.
Eingangs beleuchtete das Gremium aktuelle kirchlichen Entwicklungen, wie etwa die Ergebnisse der 6. Kirchenmitgliedschaftsstudie (KMU), bei der erstmals auch die katholische Kirche beteiligt war. Die Ergebnisse dürften bei den Beratungen nicht außer Acht gelassen werden, sagte Erzbischof Stephan Burger zum Auftakt des zweiten Diözesanforums. „Dass es uns bei diesem Diözesanforum gelingt, auf die Zukunft hin ausgerichtet, kreativ Impulse für die Erzdiözese zu setzen, Impulse die unsere Arbeit in der Pastoral, in der Caritas, in der Bildungsarbeit aber auch in der Verwaltung prägen, das wünsche ich uns allen“, sagte der Erzbischof. Mit Blick auf die Prognosen, die aus der Studie resultieren, fügte er an: „Wenn es darum geht, zu überlegen, wie wir die strategischen Ziele mit Leben füllen können, Ziele, die wir vor zwei Jahren miteinander beraten und beschlossen haben, so steht dies unter den genannten Vorzeichen. Es kann also nicht um ein „Weiter so“ oder gar ein „Immer noch Mehr“ gehen. Wir brauchen eine klare Fokussierung, eine Schwerpunktsetzung mit der Kehrseite, uns von so manchem auch verabschieden zu müssen.“
Prioritäten für die Zukunft der Kirche setzen
Generalvikar Christoph Neubrand sagte zur Eröffnung der Tagung: „Wir müssen realistisch auf das blicken, was uns in den nächsten Jahren erwartet. Alle Prognosen und Berechnungen sagen uns, dass wir in 25 Jahren nur noch die Hälfte der finanziellen Mittel von heute haben. Ich will sicherstellen, dass auch unsere aktuellen Auszubildenden oder jungen Mitarbeitenden etwa im pastoralen Bereich auch dann noch sicher für Kirche arbeiten können. Deshalb müssen wir priorisieren, wo wir als Erzdiözese Freiburg auch in Zukunft unterwegs sein wollen. Das bedeutet, dass wir angesichts der schwindenden Ressourcen in anderen Bereichen zurückstecken müssen, ohne uns vollständig daraus zurückzuziehen. Aber wir müssen Entscheidungen treffen.“
Im Fokus der Vollversammlung in den Räumen des St.-Ursula-Gymnasiums in Freiburg stand die Vereinbarung von Maßnahmen zur praktischen Umsetzung der 13 diözesanen Ziele. Grundlage für die Arbeit der Delegierten, die sich in Arbeitsgruppen zusammenfanden, waren Umsetzungsschritte, die sich aus den Gründungsvereinbarungen der künftigen Pfarreien und Überlegungen des Erzbischöflichen Ordinariates ergeben. Je nach Ziel standen bis zu zehn Umsetzungsvorschläge zur Diskussion, denen wiederum konkrete Beispiele zur praktischen Umsetzung zugeordnet waren. Die ausgewählten Maßnahmen sollen die Grundlage bilden zur Weiterentwicklung von diözesanen Einrichtungen, Kirchengemeinden, Verbänden und Geistlichen Gemeinschaften. Die vor Ort bereits verabschiedeten Gründungsvereinbarungen bleiben davon unberührt. Die aus allen Teilen der Erzdiözese angereisten Delegierten diskutierten und bewerteten die Maßnahmen unter Berücksichtigung der aktuellen gesellschaftlichen und kirchlichen Entwicklungen. Im Anschluss gaben sie Empfehlungen mit Konkretisierungen oder Ergänzungen ab und entwickelten Vorschläge zur Priorisierung der Maßnahmen angesichts zurückgehender Ressourcen.
Subsidiarität als Grundlage der Kirchenentwicklung 2030
Nach den Arbeitsphasen und den sich anschließenden Reflexionsrunden stand am Ende des zweiten Arbeitstages ein offenes Plenum mit dem Erzbischof und Generalvikar Christoph Neubrand auf der Agenda. Dabei führten die Delegierten ihre Überlegungen aus den Arbeitsgruppen weiter und brachten weitere Anregungen ein. Die Ergebnisse der Beratungen dienen dem Erzbischof als Grundlage für seine Entscheidungen, die maßgeblich für die künftige Gestaltung der Erzdiözese Freiburg sein werden. Die Ergebnisse werden im ersten Halbjahr 2025 in die diözesanen Räte und Gremien eingebracht.
Die Beratungen der teilnehmenden Frauen und Männer beim Diözesanforum basierten auf Arbeitsergebnissen aus den künftigen Pfarreien sowie dem Erzbischöflichen Ordinariat. Auf lokaler Ebene haben die Verantwortlichen Rahmenbedingungen vereinbart, die in Zukunft zur Erfüllung der pastoralen Grundlaufgaben und zur Umsetzung der Diözesanstrategie notwendig sein werden. Die unter breiter Beteiligung örtlicher Gremien gewonnenen Resultate flossen in die Gründungsvereinbarung der Pfarreien ein und fanden nun bei der Vollversammlung der Räte und Gremien Berücksichtigung. Mit der Gestaltung der 36 neuen Pfarreien auf lokaler Ebene wird das Prinzip der Subsidiarität als Grundlage des Projekts Kirchenentwicklung 2030 konsequent umgesetzt.
Synodal ausgerichtetes Gremium
Erzbischof Stephan Burger hat das Diözesanforum erstmals 2022 als ein neues, synodal ausgerichtetes Gremium ins Leben gerufen. Die Vollversammlung wird regelmäßig einberufen und entwickelt unter anderem Handlungsoptionen für eine zukunftsfähige Kirche sowie Impulse für eine zeitgemäße Weitergabe des Glaubens. Vorstand und Vollversammlung sind die Organe des Diözesanforums. Weitere Informationen zum Diözesanforum finden Sie unter www.ebfr.de/dioezesanforum.