Mehr Aufmerksamkeit für Architektur im Tourismus - Neuer Hotelwettbewerb
(Gutach) Der Schwarzwaldhof gehört zu den Ikonen des Schwarzwaldes und gilt als Wahrzeichen der Ferienregion. Rund 450 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Tourismus und Politik trafen sich am 1. Juli 2024 zur Jahrestagung der Schwarzwald Tourismus GmbH (STG) in Gutach (Schwarzwaldbahn), bei der Experten unter dem Motto „Architektur macht Gäste“ die Bedeutung der regionalen Baukultur für den Tourismus sowie die Erwartungen der Gäste an die Architektur aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchteten.
Veranstaltungsort der Jahrestagung war das Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof, das in diesem Jahr sein 60-jähriges Bestehen feiert. „Mit seinen mittlerweile zehn Schwarzwaldhöfen und
15 Nebengebäuden zeigt das Museum deutlich, dass Architektur im Tourismus eine Rolle spielt, nicht umsonst gehört es mit jährlich rund 220.000 Besuchern zu den meistbesuchten Attraktionen in
Baden-Württemberg“, so Margit Langer, Geschäftsführerin des Schwarzwälder Freilichtmuseums Vogtsbauernhof.
„Der Schwarzwald ist eine einzigartige Natur- und Kulturlandschaft und nimmt dabei als weltweit bekannte Identifikationsregion eine besondere Rolle auf den baden-württembergischen Tourismus
ein“, sagte der Staatssekretär des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, Patrick Rapp, in seinem Grußwort. „Jeder kennt die typischen Schwarzwaldhöfe inmitten der von Wald umgebenen Kulturlandschaft. Eingebettet in eine nahezu unberührte Natur erfüllt dieser unverwechselbare Baustil den Wunsch der Gäste nach Regionalität und Authentizität, die eine Urlaubsregion für sie zu einem echten Erlebnis machen“, so Rapp weiter.
Christian Schützinger, Geschäftsführer von Vorarlberg Tourismus, veranschaulichte in seiner Keynote „Architektur macht Gäste“ die Bedeutung der regionalen Baukultur für den Tourismus und zeigte auf, wie diese zur Identität einer Tourismusregion beitrage, mit der man sich von anderen Destinationen unterscheide. „Architektur prägt den Gesamteindruck einer Region. Sie vermittelt die Werte eines Landes und seiner Bewohner“, so Schützinger. „Sie ist Ausdruck von Gestaltungswillen
und Symbol für Qualitätsbewusstsein. Damit hat sie Relevanz für touristische Zielgruppen, die als Leitmilieus gelten, und ermöglicht Differenzierung zu Mitbewerbern.“ Ein klarer Wettbewerbsvorteil also für Regionen, denen es gelingt, ihre regionale Identität durch eine entsprechende Baukultur zu stärken.
Die vom Verein Bauwerk Schwarzwald in Zusammenarbeit mit der Schwarzwald Tourismus GmbH (STG) initiierte Architekturroute stellt mit mittlerweile 105 Gebäuden exemplarisch gutes regionales Bauen im Schwarzwald vor und macht dies für Besucher erlebbar. In der Podiumsdiskussion mit Vertretern aus Architektur, Tourismus und Wirtschaft sagte Hansjörg Mair, Geschäftsführer der Schwarzwald Tourismus GmbH: „Gebäude prägen unsere Umwelt, das Dorf, die Stadt und die Landschaft. Viele alte Gebäude im Schwarzwald sind vom Abriss bedroht. Das historische Erbe der Schwarzwälder Baukunst zu erhalten und zeitgemäß weiterzuentwickeln – das hat sich der Verein
Bauwerk Schwarzwald zur Aufgabe gemacht. Die Stärkung der regionalen Baukultur ist ein wichtiger Motor für die Weiterentwicklung eines nachhaltigen, zukunftsorientierten und dezentralen Tourismus.
Baukulturell wertvolle Gebäude, Ensembles und ganze Orte können Regionen und Kulturlandschaften für den Tourismus hochattraktiv machen und auch ökonomisch in Wert setzen.
Ein erfolgreicher Tourismus trägt wiederum zur Wertschöpfung im ländlichen Räum bei und schafft größere Möglichkeiten für gutes Planen und Bauen.“
Mit viel Liebe zum Detail hat Gastgeberin Petra Rosignol einen denkmalgeschützten Gutshof im Markgräflerland instandgesetzt, dessen Sanierung 2023 mit dem Hugo-Häring-Preis des Bundes Deutscher Architekten für vorbildliche Bauwerke in Baden-Württemberg ausgezeichnet wurde. Im Eröffnungsjahr wurde sie zudem als beliebtester Neueintrag 2023 auf der Plattform Urlaubsarchitektur, dem Portal für architektonisch herausragende Ferienhäuser, ausgezeichnet. Auf
dem Podium der STG-Jahrestagung erklärte sie den Erfolg ihres Hauses: „Reisen ist Wahrnehmung mit allen Sinnen. Herausragende Architektur und gutes Design machen den Unterschied, denn sie sind Ausdruck von Wertschätzung, Stil und Liebe zum Detail, zu Farben und Materialien. Wir denken oft an den Gaumen unserer Gäste, tatsächlich erleben diese Schönheit und Ästhetik aber sehr stark über Sehen und Fühlen. Ganz zu schweigen von angenehmen Düften und Naturgeräuschen, die das
Ambiente unterstreichen. Gelingt es, eine stimmige Gesamtkomposition zu entwerfen, die zum Gastgeber und Anwesen passt, ist das definitiv buchungsrelevant.“
Ramona Oudille, Innenarchitektin und Area Sales Manager Contract bei ROLF BENZ und Partner beim STG-Projekt „DESIGNED TO STAY“, bekräftigte dies: „Ein Hotel oder eine Ferienwohnung ist ein temporärer Ersatz für das Zuhause des Gastes, in dem er sich mindestens so wohl fühlen soll, wie in den eigenen vier Wänden. Dafür bedarf es auch einer sorgfältigen Gestaltung im Inneren des Gebäudes, die heute neben der Funktionalität auch die Erwartungen an die Ästhetik erfüllt. Denn genauso wie die Raffinesse der Küche und die Gastfreundschaft ist auch das Interior Design eine Visitenkarte des Hauses, welche die Persönlichkeit eines Hotels zum Ausdruck bringt und ein Mittel zur Differenzierung gegenüber der Konkurrenz sein kann.“
Als langjähriger Partner für die Online-Buchungen über die Website der Schwarzwald Tourismus GmbH sowie die Buchungshotline für Individualgäste und Gruppenanfragen, bestätigte auch Christiane Schwass, Geschäftsführerin der Lohospo GmbH, einem Unternehmen der Holidu-Gruppe, die zunehmende Bedeutung von Architektur und Design bei Reisebuchungen: „Eine umfassende Analyse des Suchverhaltens der Gäste auf unseren Buchungsstrecken zeigt klar, dass die Art der
Präsentation eines Angebots die Buchungswahrscheinlichkeit stark beeinflusst. Kreative Einrichtungselemente und eine attraktive Architektur steigern die Buchungsbereitschaft erheblich.“
Da das Interior Design zu den Alleinstellungsmerkmalen eines Hotels gehört und somit zum Erfolg eines Betriebes beiträgt, lancierte die Schwarzwald Tourismus GmbH im Frühjahr den Hotelwettbewerb „DESIGNED TO STAY“. Insgesamt 30 Betriebe hatten sich dafür beworben, ein auf ihr Haus maßgeschneidertes Hotelzimmer inklusive Bad zu erhalten, ausgestattet von den Traditionsunternehmen ROLF BENZ, Duravit, Fritz Schlecht| SHL Hoteleinrichtungen sowie weiteren
Unternehmen aus der Region. Auf der Jahrestagung der STG in Gutach (Schwarzwaldbahn) wurden die Gewinner des Wettbewerbs bekannt gegeben: Erster Platz und somit Gewinner der Planung und Konzeption sowie Umsetzung und Ausstattung eines Hotelzimmers inklusive Bad sind Simon Bruker und Elena Schnaas, die Eigentümer des Hotels Ochsen in Lenzkirch-Saig. Das junge Paar hat den über 300 Jahre alten Schwarzwaldgasthof im Ortskern des 800-Seelen-Dorfes vor einigen Monaten erst gekauft und sich damit den großen Wunsch erfüllt, ein eigenes Hotel zu übernehmen. „Wir freuen uns über das große Interesse an diesem Hotelwettbewerb“, sagte Hansjörg Mair, Geschäftsführer
der STG. „Das Projekt ist ein perfekter Schulterschluss zwischen lokaler Wirtschaft und touristischen Betrieben, mit dem wir Impulse dazu geben wollen, trotz der aktuellen Herausforderungen in der Hotellerie und Gastronomie die Bedeutung der Positionierung über Architektur und Design nicht außer Acht zu lassen. Ein schönes Zeichen für unsere Branche, dass junge Menschen wie Simon Bruker und Elena Schnaas trotz der Herausforderungen passionierte Gastgeber sind und mit dem
Erwerb des Hotels dafür sorgen, dass ein Haus, dessen Architektur für den Schwarzwald steht, erhalten bleibt. Bei der Weiterentwicklung der Inneneinrichtung, die den Charakter des Hauses unterstreichen soll, möchten wir sie mit dem Gewinn des Hotelwettbewerbs unterstützen.“ Aufgrund der hohen Anzahl von Bewerbern wurden weitere sieben Preise vergeben. Mehr Infos dazu gibt es unter www.schwarzwald-tourismus.info/designed-to-stay
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