Landesgartenschau für 2034 soll geprüft werden
(Offenburg) Mit der Bewerbung um die Durchführung einer Landesgartenschau verbindet die Stadt Offenburg die Möglichkeit, die Stadt weiterzuentwickeln und städtebauliche und freiraumplanerische sowie auch stadtklimatische und ökologische Probleme zu lösen.
Dabei soll die renaturierte Kinzig zur neuen attraktiven Mitte der Stadt Offenburg werden und am westlichen Stadteingang ein neues Image erzeugen. Die Aufwertung und Verknüpfung der Flusslandschaft soll Offenburgs Bedeutung als Tor zum Kinzigtal stärken. „Die Landesgartenschau ist sicherlich ein Motor für eine nachhaltige und zukunftsfähige Stadtentwicklung in Offenburg, und nicht mehr die klassische ,Blümchenschau‘ wie noch vor Jahrzehnten. Sie bietet die Chance eine Vielzahl an Infrastrukturmaßnahmen innerhalb eines komprimierten und absehbaren Zeitraums umzusetzen,“ unterstreicht Baubürgermeister Oliver Martini.
Auch die städtische Landschaftsarchitektin und Landesgartenschau-Projektleiterin Jutta Herrmann-Burkart stellt heraus: „Offenburg muss gerade wegen des stetigen Bevölkerungszuwachses für ausreichend Erholungsraum für die Bürgerinnen und Bürger sorgen. Die Wohlfahrtswirkung des öffentlichen Gün- und Freiraumes ist entscheidend für die Lebensqualität in unserer Stadt und nur über eine Landesgartenschau gelingt es uns in einem komprimierten Zeitraum neues Grün zu schaffen.“ Erste Planansätze dafür hat das beauftragte Büro Helleckes Landschaftsarchitektur aus Karlsruhe im Zuge einer Machbarkeitsstudie erarbeitet. Bis zur Abgabe der Bewerbung werden die Ansätze immer mehr verfeinert, durch Anregungen aus der Bürgerbeteiligung ergänzt und in Abstimmung mit Stadtverwaltung und Gemeinderat konkretisiert.
In einem ersten Schritt haben die Landschaftsarchitekten der Stadt Offenburg gemeinsam mit dem Büros Helleckes Landschaftsarchitektur hierfür Räume, Aussichten und Parks in Offenburg skizziert, die im Zuge einer Landesgartenschau geschaffen werden könnten. Zur Grundidee sagt Stefan Helleckes: „Bei Offenburg tritt die Kinzig aus dem Schwarzwald in die Rheinebene. Gleich am Stadteingang vermittelt der kanalisierte Fluss jedoch ein eher industrielles Image. Einer lebenswerten Stadt wie Offenburg mit seiner Lage als Tor zum Schwarzwald wird das nicht gerecht. Der Kinzig soll mehr Raum für eine natürlichere Dynamik eingeräumt werden. So können heute selten gewordene Biotoptypen des Fließgewässers neu entstehen. Neben der allgemeinen Imageaufwertung ist es aber auch der Zugang zum Fluss und dessen Erlebbarkeit, die die Aufenthaltsqualität verbessern. Nicht zuletzt entstehen neue Freiräume, die der wachsenden Bevölkerung dienen. Mehr Raum für die Kinzig bedeutet mehr Raum für Natur und Mensch.“
Räume
Die „Urbane Kinzig“ wird im Konzept der Stadt als Rückgrat aufgefasst und erstreckt sich über rund drei Kilometer. Sie reicht vom nördlichen Stadtrand, wo Kinzig und Mühlbach zusammenfließen, bis zur Hochschule Offenburg im Süden. Sie ist Impuls für stadträumliche und gesellschaftliche Entwicklung. Sie birgt das Potenzial, die im Norden und Süden des Stadtkerns gelegenen „Landschaftsräume“ miteinander und mit der Innenstadt zu verbinden. Und sie kann die beiden im Westen und Osten der Kinzig gelegenen Stadtteile miteinander verzahnen. Der Fluss soll für die Stadtbevölkerung erlebbar und zugänglich gemacht werden und urbanes Leben fördern. Beidseitig der Kinzig könnten auf Höhe der Deichkronen klassische Flusspromenaden mit fortlaufenden Baumreihen entstehen.
Parks
Auf dem Gelände des OFV soll ein neuer, stadtnaher Bewegungs- und Mehrgenerationenpark entstehen. Über die Kinzig werden die im Norden und Süden des Stadtkerns gelegenen zu entwickelnden Landschaftsräume „Riedland“, „Wasserland“ und „Kulturland“ miteinander und mit der Innenstadt verbunden. Diese Landschaftsräume müssen nicht neu gebaut werden, sie sind bereits da. Durch gezielte Eingriffe werden sie jedoch besser erschlossen, sichtbar gemacht und mit der Umgebung vernetzt.
Laut Machbarkeitsstudie könnten mehrere Parks mit direktem oder indirektem Bezug zur renaturierten Kinzig neu entwickelt und gestaltet werden: Ein Riedpark im Norden und ein Park am Großen Deich ganz im Süden. Ein Wasserpark als innenstadtnah gelegene und mit dem Bürgerpark verknüpfte wertvolle urbane Grünanlage könnte den räumlichen Schwerpunkt der Landesgartenschau bilden.
Aussichten
„Bellevue Nord“: Eine neue Brücke für Fußgänger und Radfahrer am nördlichen Ende der urbanen Kinzig soll den östlichen mit dem westlichen Teil des Riedparks verbinden, der Äußere Grüne Ring Offenburgs wird an dieser Stelle vervollständigt und damit erlebbar. Von der Brücke aus kann der Blick über Deiche und Baumreihen hinweg in den weitläufigen Riedpark schweifen oder die Kinzig auf ihrem Weg in Richtung Rhein verfolgen.
„Bellevue Süd“: Von einem Aussichtspunkt nahe des Parks am Großen Deich aus, so das Konzept der Planer, wird der Blick auf die Vorberge des Schwarzwalds gelenkt. Von dort kommt die Kinzig her und bahnt sich ihren Weg durch die Oberrheinebene.
Hintergrund und Potenzialanalyse
Der Erarbeitung der ersten planerischen Ideen vorausgegangen war eine kritische Betrachtung und Analyse des Ist-Zustands. Im Fokus steht die Renaturierung der Kinzig. Der Schwarzwaldfluss durchfließt die Stadt in nordsüdlicher Richtung. Der als „Badisches Einheitsprofil“ ausgebildete Kinzigkanal erzeugt einen industriellen Charakter im städtischen Gefüge. Als grüne Rinne, die im Hochwasserfall randvoll Wasser sein kann, durchschneidet sie den Stadtraum. Sie ist unzugänglich und offen zugleich. Sie ist naturfern und abweisend und schränkt den Lebensraum für Flora und Fauna stark ein. Die Kinzig fließt an der Stadt vorbei, aber das mittendurch. Hier liegt ein enormes Freiraumpotenzial brach, so die Landschaftsarchitekten.
Während sich die Altstadt seinerzeit mit gehörigem Abstand zum mäandrierenden und damals gefährlichen Fluss entwickelt hat, begann die Besiedlung und Bebauung des westlich des Kinzigkanals gelegenen Teils der Stadt erst in den 1950er-Jahren. Nicht zuletzt aufgrund dieser Entwicklungen steht die Stadt nicht „an“ der Kinzig, sondern hält Abstand, verbirgt sich hinter hohen Deichen, die momentan nur unzureichend für den Rad- und Fußgängerverkehr erschlossen sind. Die links und rechts der Kinzig gelegenen Stadt- und Siedlungsteile haben sich ohne Bezug zum Fluss und ohne Bezug zueinander entwickelt. Über mehrere Brücken sind sie autogerecht miteinander verbunden, darunter eine einzige reine Rad- und Fußgängerbrücke.
Als Zeitraum wird 2034 bislang geprüft.