Weniger tödliche Verkehrsunfälle
Die Bilanz der Verkehrsunfälle des Jahres 2020 im Bereich des Polizeipräsidiums Freiburg wurde am Donnerstag, 18.02.2021, im ...
Die Bilanz der Verkehrsunfälle des Jahres 2020 im Bereich des Polizeipräsidiums Freiburg wurde am Donnerstag, 18.02.2021, im Rahmen einer Videopressekonferenz vorgestellt.
Polizeivizepräsident Matthias Zeiser und Leitender Polizeidirekter Uwe Oldenburg
(Leiter der Schutzpolizeidirektion) stellten die Unfallzahlen, die häufigsten
Unfallursachen sowie Informationen zu den verunfallten Verkehrsteilnehmern dar.
Außerdem erläuterten sie die präventiven Maßnahmen, die beim Polizeipräsidium
Freiburg zur Bekämpfung von Verkehrsunfällen durchgeführt wurden und wie die
Strategie für das Jahr 2021 aussehen wird.
Polizeivizepräsident Matthias Zeiser: "Die veränderte Mobilität wirkt sich auch
auf das Unfallgeschehen aus. Das haben wir in unserer Verkehrsstrategie
berücksichtigt."
Leitender Polizeidirektor Uwe Oldenburg: "Der Trend geht nicht erst seit 2020
hin zum Radverkehr. Gerade innerorts ist die Wahrscheinlichkeit, bei Unfällen
auf dem Fahrrad verletzt zu werden, deutlich höher, als im Fahrgastraum eines
Kraftfahrzeugs."
So verfolgt das Polizeipräsidium Freiburg zur Bekämpfung von Verkehrsunfällen
folgende Ansätze:
1. Verkehrsunfalluntersuchung
Im Führungs- und Einsatzstab des Polizeipräsidiums Freiburg werden alle
polizeilich aufgenommenen Verkehrsunfälle erfasst und untersucht, um mögliche
Unfallschwerpunkte festzustellen und Strategien zur Verbesserung der
Verkehrssicherheit entwickelt. Die Beratung örtlicher Straßenverkehrsbehörden
gehört ebenfalls zum Aufgabenspektrum wie die Mitwirkung in Unfallkommissionen.
Unfallbilanz 2020:
- Rückgang der Gesamtunfallzahlen um 14,7 % auf 20.783
Verkehrsunfälle
- Rückgang der Verkehrsunfälle mit Personenschaden um 6,7 % auf
3655
- Anzahl der Verunglückten minus 9,61 % auf 4488 Personen
- Anzahl der Getöteten minus 15,2 % auf 39 Personen, davon
Senioren 20, Motorradfahrer 10, Radfahrer 7
- Anzahl der Schwerverletzten minus 7,8 %, der Leichtverletzten
minus 10 %
- Niedrigste Unfallbelastung seit 2016
- Zunahme der Verkehrsunfälle mit Fahrradfahrer um 4,3 % auf 1708,
Zunahme unter Beteiligung von Pedelecs um 42,2 % auf 330.
- Rückgang in allen Zielgruppen (junge Erwachsene, Senioren,
Alkohol- und Drogenunfälle)
- Corona-Pandemie: weniger Unfälle von März bis Mai im Vergleich
zum Vorjahr, Anzahl der Getöteten und Schwerverletzten allerdings auf
Vorjahresniveau
- Entwicklungen: Im Jahr 2020 gab es mehr schwere Unfälle im
Radverkehr als mit Motorrädern
- Unfallbeteiligte: bei schweren Verkehrsunfällen Pkw-Verkehr vor
Radverkehr und Motorradunfällen
- Unfallursachen: Nicht angepasste Geschwindigkeit mit 23 %
- Unfallörtlichkeiten: rund dreiviertel der Unfälle passieren
innerhalb geschlossener Ortschaft, bei Unfällen mit Schwerverletzten
ist die Anzahl der verletzten Personen nahezu gleich auf (außerhalb:
448, innerhalb 478), innerhalb verunglücken mehr Radfahrer als
Pkw-Fahrer
- Fahrradunfälle: 43 % passieren in Freiburg, gefolgt von Lörrach
(5 %), Hauptursachen nicht angepasste Geschwindigkeit, aber auch
Alkoholbeeinflussung
- Motorradunfälle: insgesamt weniger Verkehrsunfälle, aber eine
Zunahme bei schweren Unfällen mit Motorrädern (+ 2,2 %), besonders
betroffen die Ausflugsstrecken im Hochschwarzwald
- Demografische Entwicklung: Unter den Verunglückten befinden sich
mittlerweile ähnlich viele ältere Menschen wie junge Erwachsene
Kernaussagen für die Stadt- und Landkreise:
- Überall Rückgang der Gesamtunfallzahlen
- Starke Unterschiede bei der Entwicklung der Unfallzahlen mit
Verletzten (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald plus 7,9 %, Landkreis
Waldshut minus 13,5 %)
- Rückgang der getöteten Verkehrsteilnehmer im Stadtkreis Freiburg
und im Landkreis Lörrach von über 50 %.
- Autobahn: Rückgang Gesamtunfallzahlen um 21,6 %, die Anzahl der
Getöteten steigt von einem auf zwei
2. Verkehrsüberwachung
Regelwidriges Verhalten von Verkehrsteilnehmern führt in vielen Situationen zu
erhöhten Risiken im Straßenverkehr. Zu hohe Geschwindigkeit, zu geringer Abstand
und rücksichtslose Fahrmanöver können durch konsequente verkehrspolizeiliche
Überwachungsmaßnahmen wirksam bekämpft werden. Sie orientieren sich dabei an den
besonders unfallträchtigen Stellen und legen großen Wert auf die Kommunikation
mit den Verkehrsteilnehmern. Die Konfrontation mit dem festgestellten
Fehlverhalten und das damit verbundene Gefahrenpotential wird als
"verkehrserzieherisches Gespräch" bezeichnet. Es zeichnet die besondere Qualität
der polizeilichen Verkehrsüberwachung aus.
Ein Auszug aus der Verkehrsüberwachung 2020:
- 6165 Verstöße gegen die Gurtanlegepflicht
- 591 Kinder ohne vorschriftsmäßige Sicherung
- 4738 Anzeigen wegen Handy-Bedienung am Steuer
- 117455 Geschwindigkeitsverstöße, davon 2074 mit Fahrverbot
- 1354 Anzeigen wegen Alkohol am Steuer
- 802 Anzeigen wegen Drogen im Straßenverkehr
- 1271 kontrollierte Motorräder
Um insbesondere die Verkehrsunfälle mit schweren Folgen (Schwerverletzte,
Getötete) zu bekämpfen, wurden die Schwerpunkte der Verkehrssicherheitsarbeit
für das Jahr 2021 auf Grundlage der festgestellten Unfalllage gesetzt.
Schwerpunkte bilden in diesem Jahr der Motorrad- und Fahrradverkehr. Gerade der
Fahrradverkehr hat stark zugenommen, die Bedeutung des Radverkehrs am
Unfallgeschehen ist gestiegen. Die Städte Freiburg und Lörrach bilden hier den
geografischen Schwerpunkt präventivpolizeilicher Maßnahmenplanungen. Wir stellen
Ihnen diese Konzeption Endes des Monats vor.
Wie bereits die Jahre zuvor wird die Konzeption zur Bekämpfung von
Motorradunfällen sowohl durch Maßnahmen der Verkehrsüberwachung als auch durch
Präventions-Aktionen mit Hochdruck fortgeführt. Wir hoffen, diese
Schwerpunktarbeit in diesem Jahr mit intensiven Präventionsmaßnahmen begleiten
zu können. Als Antwort auf die Hauptunfallursache Geschwindigkeit wird der
bereits aufgebaute hohe Kontrolldruck aufrechterhalten. Neben dem
Verkehrsverhalten steht auch die technische Vorschriftsmäßigkeit der Motorräder
im Fokus der ganzheitlichen Verkehrskontrollen. Es wird die Möglichkeit
bestehen, seitens der Medienschaffenden diese Konzeption aktiv zu begleiten.
3. Prävention
Das Referat Prävention beim Polizeipräsidium Freiburg bietet mit seinen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vielfältige Projekte zur Förderung der
Verkehrssicherheit und Verhinderung von Verkehrsunfällen an. Insbesondere die
Verkehrserziehung in Kindergärten und Grundschulen trägt dazu bei, dass die
jüngsten Verkehrsteilnehmer so früh wie möglich auf die Gefahren des
Straßenverkehrs vorbereitet werden. Der sichere Schulweg bleibt ein Schwerpunkt
polizeilicher Verkehrsprävention.
Trotz der schwierigen Voraussetzung im Jahr 2020 wurden 2445 Grundschüler unter
Einhaltung der Abstand- und Hygieneregeln in der Radfahrausbildung und 5859
Kindern bei Veranstaltungen zum sicheren Schulweg geschult. Darüber hinaus
kümmern sich die Spezialisten der Prävention um weitere relevante Zielgruppen im
Straßenverkehr. Aktionen für junge Fahrer und Seminare für ältere Menschen
gehören zu ihrem Repertoire, Pedelec-Fahrerinnen und -Fahrer werden im Umgang
mit dem elektrischen Fahrrad angeleitet und bezüglich den Unfallgefahren
sensibilisiert.
Die Wirksamkeit der polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit des
Polizeipräsidiums Freiburg wird durch die intensive Zusammenarbeit mit weiteren
Akteuren in diesem Bereich verstärkt. So erfolgt auf Arbeitsebene ein
regelmäßiger Austausch mit Vereinen und gemeinnützigen Organisationen, die sich
für die Verhütung von Verkehrsunfällen engagieren, um die verschiedenen
Aktivitäten miteinander abzustimmen und gemeinsame Projekte zu verwirklichen.
Beispielhaft sei hier die Bereitstellung von Übungsplätzen, Trainingsgeräten und
Hygienematerial durch die Verkehrswachten vor Ort genannt. So konnten trotz
ausgefallener schulischer Radfahrausbildung 2310 weitere Schülerinnen und
Schüler mit den Grundregeln des Straßenverkehrs vertraut gemacht werden.