Beteiligung über die Grenze
(Freiburg/Guebwiller) Der Energie- und Umweltdienstleister badenova mit Sitz in Freiburg beteiligt sich mit 44,45 Prozent am elsässischen Stadtwerk Caléo in Guebwiller. Ziel ist eine strategische und operative Zusammenarbeit auf allen Gebieten der Energieversorgung, speziell aber auch bei Themen der regionalen Energiewende.
Das Stadtwerk Caléo ist als private Aktiengesellschaft organisiert, an welcher die Stadt Guebwiller 82,3 Prozent der Anteile hält, die übrigen 17,7 Prozent verteilen sich auf regionale Partner, darunter Banken, ein Wasserverband sowie ein regionaler Energieversorger. Das Unternehmen mit Wurzeln, die bis ins Jahr 1898 zurückreichen, ist als kommunales Stadtwerk für die Gas- und Wasserversorgung zuständig. Im Jahr 2017 hat es mit 36 Mitarbeitern einen Umsatz von 19,8 Millionen Euro erwirtschaftet.
Bei ihrer Suche nach einem leistungsstarken und regionalen strategischen Partner, der Know-how in allen Themen der Energie- und Umweltdienstleistungen, der erneuerbaren Energien, in der Wärmeversorgung und im Strom- und Erdgasvertrieb mitbringt, haben sich Caléo und die Stadt Guebwiller unter mehreren Bewerbern für Badenova entschieden.
Gemeinsam vereinbarte Ziele der Zusammenarbeit sind der Bau und Betrieb von Nahwärmenetzen, von Anlagen für erneuerbare Energien im Bereich Biomasse, Windkraft und Solar, Ausbau lokaler Dienstleistungen im Bereich Energie und Umwelt, Smart City-Angebote, Energieberatung, neue Strom- und Gasvertriebskonzepte, oder auch der Ausbau der Zusammenarbeit mit gemeinsamen Partnern aus der Region. Guebwillers Bürgermeister Francis Kleitz begründet die Wahl von badenova als Partner: „Ich habe persönlich in Deutschland in der Energiebranche gearbeitet. Ich bin überzeugt, dass Badenova der ideale Partner sein wird, um die Entwicklung von Caléo zu unterstützen. Badenova kann die Rolle des "Grandfrère / großen Bruders" von Caléo spielen. Wir sind gleich. Wir haben die gleiche Unternehmenskultur. Dieselbe Philosophie. Werden von Gemeinden gehalten. Dank seiner vielfältigen Kompetenzen und Erfahrung wird Badenova Caléo dabei helfen, die großen Herausforderungen der Liberalisierung des französischen Energiemarktes zu meistern."
Die Stadtwerke Caléo wollen sich dadurch breiter aufstellen, vor allem im Strom- und Wärmemarkt, die Energiewende praktisch umsetzen, insbesondere auch im Hinblick auf die Post-Fessenheim Zeit, und ihr Marktgebiet über die Grenzen der Stadt Guebwiller hinaus ausweiten.
badenova erhofft sich durch die Partnerschaft eine deutsch-französische Kooperation, aus der sich auch weitere gemeinsame Aktivitäten am Oberrhein ergeben können, ohne dass badenova einen eigenen Standort in Frankreich aufbauen muss. Gerade im Post-Fessenheim-Prozess sieht badenova große Chancen in einer solchen Zusammenarbeit. „Dieser Schritt bedeutet für beide Unternehmen eine starke regionale Partnerschaft, die uns ermöglicht, in echter deutsch-französischer Zusammenarbeit die Energieprojekte im Zusammenhang mit der geplanten Schließung des Kernkraftwerks Fessenheim anzugehen“, erklärt Michael Klein, Geschäftsführer der badenova WärmePlus und Projektleiter für die Beteiligung der badenova an Caléo. So sieht es auch der Geschäftsführer der Stadtwerke Caléo, Emmanuel Kakiel: „Das Management von Caléo und alle Mitarbeiter freuen sich auf die Zusammenarbeit. Das ermöglicht Caléo eine nachhaltige Entwicklung.“
„Wir sehen viele Möglichkeiten der Zusammenarbeit über alle Geschäftsfelder hinweg, sowohl im Bereich Netze, als auch im Vertrieb, in der europaweiten Energiebeschaffung, beim Personalaustausch und bei allen Themen der Digitalisierung“, so freut sich badenovas Finanzvorstand Maik Wassmer auf die Zusammenarbeit. Er betont aber auch die politische Dimension: „Eine deutsch-französische Zusammenarbeit dieser Art dürfte in der Energiebranche ziemlich einmalig sein. Wir sehen uns hier auch als Vorreiter, um Themen der Energiewende und des Klimaschutzes grenzüberschreitend anzupacken.“
Nachdem die Gremien bei badenova und auch der Stadtrat von Guebwiller der Transaktion zugestimmt haben, sollen bereits 2019 die ersten gemeinsamen Maßnahmen erfolgen, beispielsweise in den Bereichen Vertrieb und Vermarktung von Strom für Caléo, Aufbau erneuerbarer Kapazitäten, Einführung innovative Produkte und Dienstleistungen, Optimierung von Strombeschaffung und Stromhandel oder ab 2020 auch von Gasbeschaffung und Gasvertrieb.