Bahnhofsplatz vor Neugestaltung
(Konstanz) Die Sanierung des Konstanzer Bahnhofplatzes startet mit dem Bau eines Kreisverkehrs vor dem Lago-Einkaufszentrum, dem ersten von ...
Die Sanierung des Konstanzer Bahnhofplatzes startet mit dem Bau eines Kreisverkehrs vor dem Lago-Einkaufszentrum, dem ersten von insgesamt sieben Bauabschnitten. Nach einer europaweiten Ausschreibung hatte die Arbeitsgemeinschaft der Firmen Storz (Tuttlingen) und Schleith (Steißlingen) den Zuschlag für die Bauausführung des Großprojektes erhalten. Direkt im Anschluss wurden die Zeitpläne mit dem Konstanzer Tiefbauamt abgestimmt und das für die Umsetzung benötigte Baumaterial kalkuliert und geordert. Im Laufe der folgenden Monate werden die Bauarbeiter mit ihrer Baustelle ausgehend vom neuen Kreisel Bodan-/Hafenstraße Schritt für Schritt Richtung Marktstätte wandern. Die Projektkosten belaufen sich auf rund 9,8 Millionen Euro. Eine Förderung erhielt die Stadt aus dem Programm des Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (LGVFG).
Im Rahmen eines Bürgerabends am 3. Mai 2023 wurde die interessierte Öffentlichkeit bereits ausführlich über das Projekt informiert. Eine der wichtigsten Botschaften: Keine Baustelle lässt sich gänzlich ohne Unannehmlichkeiten für AnwohnerInnen und VerkehrsteilnehmerInnen abwickeln. Das Tiefbauamt hat die Umsetzung deshalb in sieben Bauabschnitte unterteilt, so dass jeweils nur vom betreffenden Abschnitt Einschränkungen ausgehen. Auch die Zuwegung für Anrainer, Einzelhandel, Gastronomie und Hotellerie ist mit dieser Planung stets gewährleistet – ebenso der Zugang zu den Bussteigen und zum Bahnhof selbst.
Dennoch bittet die Stadtverwaltung alle Betroffenen um Verständnis und einen langen Atem: Für den gesamten Umbauprozess wird ein Zeitrahmen von ca. 2,5 Jahren prognostiziert. Allerdings lässt sich ein exaktes Datum für die Fertigstellung nicht seriös voraussagen. So können beispielsweise archäologische Funde die Arbeiten verzögern.
So wird es künftig aussehen
Der Konstanzer Bahnhofplatz war zuletzt in die Jahre gekommen – unter stadtplanerischen, technischen sowie unter verkehrlichen Gesichtspunkten. Als Eingangstor zur Altstadt hat der Platz aber eine prägende Außenwirkung für alle Gäste, die mit dem Öffentlichen Nah- und Fernverkehr oder mit dem Katamaran über den See anreisen. Deshalb wird das Areal zwischen Hafen und Altstadt zum Knotenpunkt für alle Verkehrsarten und zum attraktiven Aufenthaltsort ausgebaut.
Ein zentrales Element ist die fast vollständige Barrierefreiheit am Haupteingang des Bahnhofsgebäudes, die durch eine unmerklich abgeschrägte, fast ebenerdige Anpassung an die Freifläche vor dem Bahnhof hergestellt wird. Ausnahmen von dieser niveaugleichen Fläche sind die Busborde, die ein problemloses Einsteigen ermöglichen und deshalb rund 18 Zentimeter höher liegen. Besonders ältere und gesundheitlich eingeschränkte Menschen werden von der grundsätzlichen Einebnung des Platzes erheblich profitieren.
Die so gestalteten Flächen werden ein Quergefälle von 2 bis 3,5 Prozent aufweisen – ein Standartquergefälle für Straßen. Durch diese Querneigung wird der Platz optimal entwässert. Zur Orientierung für die Busverkehre werden an den Fahrbahnrändern Entwässerungsrinnen eingebaut, die das Regenwasser abführen und gleichzeitig eine Trennung zu den Busspuren und den Aufenthaltsbereichen markieren.
Eine freundliche Gestaltung mit einem hellen, hochwertigen Betonpflaster, viele schattenspendende Grünbereiche und Begegnungsmöglichkeiten mit zahlreichen Bänken sind weitere Merkmale des neuen Bahnhofplatzes. Konkret heißt dies: Fahrbahnen und Busspuren werden in Ortbeton gebaut („Ortbeton“, weil er vor Ort produziert und nicht als Fertigteil geliefert wird). Für die Seitenbereiche ist eine Bepflasterung mit geschliffenen, leicht zu reinigenden Betonsteinen vorgesehen.
Die Flächen werden optisch die gleichen Farben aufweisen und somit den Platzcharakter unterstützen. Die Aufenthaltsbereiche mit Sitzgelegenheiten und Pflanzquartieren werden als Natursteinpflaster ausgeführt, um einen Kontrast zu den Verkehrsflächen herzustellen. Den Rahmen dieser Flächen bilden dunkle Natursteineinfassungen zu den Gebäuden hin, um die vor- und rückspringenden Hausfassaden anzugleichen.
Die Konzeption bewirkt, dass der Bahnhofplatz insgesamt künftig nicht mehr als Straße, sondern als Platz wahrgenommen wird – und damit als charmanter Ausweis der Konstanzer Willkommenskultur.
Das 7.500 Quadratmeter große Areal verliert insbesondere deshalb seinen Straßencharakter, da künftig über die 300 Meter lange und 25 Meter breite Fläche kein motorisierter Individualverkehr mehr geführt wird – ein zentrales Element in der Umsetzung des C-Konzeptes, das der Konstanzer Gemeinderat 2014 beschlossen hatte. Der Busverkehr dagegen wird weiterhin über den Bahnhofplatz gelenkt und mit lärm- und abgasfreien Mobilitätsformen vernetzt. FußgängerInnen und RadfahrerInnen erhalten Vorrang. Über eine entsprechende Infrastruktur wird dies aktiv gefördert. Dazu zählen unter anderem Fahrradabstellanlagen, Fahrradverleihstationen und Carsharing-Stellplätze.
Kreisverkehr am Lago: Ablauf erster Bauabschnitt
Den Beginn des Bauprojekts bildet der Bau eines Kreisels, der die Ampelanlage vor dem Lago-Gebäude dauerhaft ablösen wird. Die Arbeiten hierfür werden unterteilt in drei Abschnitte, wobei der erste, südliche Bauabschnitt des Kreisels etwa vier Monate in Anspruch nehmen wird. Für die Zeit der Bauarbeiten am Kreisel wird die stationäre Ampelanlage durch eine provisorische ersetzt.
Für die Verkehrsführung in diesem Bauabschnitt bedeutet dies: Wer in dieser Zeit das Lago-Parkhaus und Klein-Venedig ansteuert, kann weiterhin von der Bodanstraße kommend in die Hafenstraße einbiegen, allerdings wird der Ausgangsverkehr von dort nur nach Norden über den Bahnhofplatz hinausgeleitet. Auch die Nutzer des Marktstätten-Parkhauses werden nach Norden über die Konzilstraße aus der Innenstadt geleitet. Das Augustiner-Parkhaus ist von der Baustelle nicht betroffen und wird sowohl im Ein- als auch im Ausgangsverkehr über die Bodanstraße bedient.
Zu beachten ist besonders für FußgängerInnen, dass der Gehweg vor dem Sportgeschäft Gruner in der Bodanstraße im Zuge des ersten Bauabschnitts auf eine Breite von ca. 3 Meter reduziert wird. Und: Um den Verkehr an der Baustelle vorbeileiten zu können, fallen hier die Parkplätze weg.
Zur Unterstützung der Verkehrskoordination – speziell an den hochfrequentierten Samstagen – werden auch während der sieben Bauphasen die bewährten Verkehrskadetten im Stadtgebiet eingesetzt. Sie lenken an mehreren Punkten situativ den Autoverkehr, insbesondere mit Blick auf die Auslastung sowohl der innerstädtischen Parkhäuser als auch der Bodanstraße und der Bahnhofstraße. Je nach Auslastung kann dies auch die Sperrung überlasteter Zufahrten bedeuten. Deswegen empfiehlt die Stadtverwaltung auswärtigen Gästen schon jetzt eine verstärkte Nutzung der samstäglichen Park- und Ride-Möglichkeiten an Bodenseeforum und Schänzlehalle. Per Shuttlebus gelangen sie samstags von dort kostengünstig in die Innenstadt und wieder zurück.
Auswirkungen auf den Busverkehr
Während des ersten Bauabschnitts planen die Stadtwerke keine Umleitungen oder Änderungen für die betroffenen Buslinien. Die Busse fahren wie gewohnt und halten – täglich sind es immerhin 600 Anfahrten – weiterhin am Bahnhof, die Fahrgäste können wie gewohnt dort ein- und aussteigen. Eine baustellenbedingte Änderung ist erst für den zweiten Bauabschnitt vorgesehen. Die Stadtwerke werden darüber rechtzeitig informieren.
Hintergrund und Historie
Die Neugestaltung des Bahnhofplatzes inklusive Lago-Kreisel ist ein wichtiger Bestandteil des 2014 vom Gemeinderat beschlossenen „C-Konzeptes“, das eine komplette Neuordnung der Verkehrsflüsse auf dem Konstanzer Altstadtring beschreibt. Ein erster Umsetzungsschritt bestand 2017 in der Sanierung des Rheinsteigs am Nordrand der Niederburg. Um Platz für einen Zweirichtungs-Radverkehr zu schaffen, wurde der Straßenverlauf zwischen Bärengraben und Unterer Laube damals von drei auf zwei Spuren reduziert. Mit dem autofreien Bahnhofplatz wird nun ein weiterer Baustein des C-Konzepts zur Aufwertung der Altstadt und zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität umgesetzt.
Schon 2012 wurde der Bahnhofplatz als „Verkehrsberuhigter Geschäftsbereich“ mit Tempo-20 ausgewiesen. Der Begriff „C-Konzept“ entstand damals im Zuge erster Überlegungen, die Durchfahrt für den motorisierten Individualverkehr im Bereich des Bahnhofplatzes zu unterbrechen und zwischen Dammgasse und Bodanstraße auszusperren und hier dem ÖPNV Vorrang einzuräumen.