Hohe Lebenszufriedenheit in der Stadt
(Konstanz) Wie steht es um die Lebenszufriedenheit in Konstanz? Was sind aktuelle Problemlagen und Herausforderungen? Mit der Konstanzer Bürgerbefragung erhalten Stadtverwaltung und Gemeinderat seit 2008 regelmäßig wichtige Informationen, wo die Konstanzer BürgerInnen der Schuh drückt, wie sie die Angebote der Stadt einschätzen und wie ihre Lebenssituation aussieht.
Schwerpunkte der Bürgerbefragung 2021 waren die Themen kulturelle Vielfalt, Zusammenhalt und Nachbarschaft sowie Lebenszufriedenheit. Zusätzlich wurden Fragen zum Corona-Herbst 2021 gestellt. Die Erhebung wird in Kooperation mit dem Arbeitsbereich „Empirische Sozialforschung“ der Universität Konstanz unter Leitung von Prof. Thomas Hinz durchgeführt. Die Ergebnisse fließen direkt in die kommunale Planung der Stadt ein. Aus diesem Grund fördert die Stadt die wissenschaftliche Langzeitbeobachtung schon seit vielen Jahren.
Hohe Lebenszufriedenheit und Lebensqualität
Die Lebenszufriedenheit bleibt 2021 in Konstanz unverändert hoch. 38 Prozent der Befragten sind „voll und ganz“ zufrieden, 46 Prozent „eher zufrieden“. 4 Prozent sind „eher nicht bis gar nicht zufrieden“, das sind 2 Prozent mehr als 2020. Auch die Lebensqualität in Konstanz wird von der überwiegenden Mehrheit der Befragten aus allen Stadtteilen mit „sehr gut bis überwiegend gut“ bewertet. Spitzenreiter ist dabei Staad, dort schätzen 49 Prozent der Bewohner die Lebensqualität als „sehr gut“ ein. Nur 23, bzw. 25 Prozent, sind es dagegen in Fürstenberg und Wollmatingen. In Dingelsdorf leben mit 25 Prozent die meisten Personen, die „geringe Mängel“ in der Lebensqualität empfinden, und 4 Prozent, die Verbesserungsbedarf sehen.
Themen der Stadtentwicklung
Als besonders wichtige Themen werden der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (54 Prozent), Investitionen in Digitalisierung (53 Prozent), städtische Klimaschutzmaßnahmen (52 Prozent) und der Ausbau des Fahrradwegenetzes (50 Prozent) angesehen. Wird die Kategorie „eher wichtig“ mitberücksichtigt, kommt die Integration ausländischer MitbürgerInnen (87 Prozent) als wichtigstes Thema der Befragten hinzu. Ebenfalls wichtig mit Blick auf diese beiden Kategorien sind der Ausbau der Bürgerbeteiligung (78 Prozent), der Ausbau der Fahr¬radinfrastruktur (74 Prozent), die Ausweisung neuer Gebiete für den Wohnungsbau (71 Prozent) sowie die Verringerung des Autoverkehrs in der Innenstadt (69 Prozent).
Kulturelle Vielfalt und Zusammenhalt
Die Vielfalt der Konstanzer Stadtgesellschaft spiegelt sich auch darin wider, dass etwa ein Viertel der Befragten einen Migrationshintergrund hat. Die Mehrheit der Befragten mit Migrationshintergrund (63 Prozent) sowie auch ohne Migrationshintergrund (72 Prozent) fühlen sich mit der Stadt verbunden. Wie die Befragten den Zusammenhalt mit ihren Konstanzer Mitmenschen erleben, wurde durch Fragen nach der Fürsorge untereinander und dem Vertrauen der Befragten in ihre Mitmenschen ermittelt. Menschen mit Migrationsgeschichte sind hinsichtlich der gefühlten Fürsorge untereinander weniger optimistisch als Menschen ohne Migrationsgeschichte. Auch in Bezug auf das allgemeine Vertrauen in ihre Mitmenschen äußerten Befragte mit einem Migrationshintergrund mehr Bedenken (14 Prozent) als Befragte ohne Migrationshintergrund (8 Prozent). Die Einstellungen zu kultureller Vielfalt sind beim Vergleich von Befragten mit und ohne Migrationshintergrund sehr ähnlich und überwiegend positiv. Rund drei Viertel der Befragten in beiden Gruppen stimmen der Aussage „Eine Gesellschaft mit einem hohen Ausmaß an kultureller Vielfalt ist eher dazu befähigt, neue Probleme in Angriff zu nehmen“ voll und ganz oder eher zu. Dass es besser für ein Land sei, wenn alle Menschen einer gemeinsamen Kultur angehören, lehnen beide Gruppen in der Tendenz gleichermaßen ab.
Auf gute Nachbarschaft
Für ein gutes Miteinander ist auch der nachbarschaftliche Kontakt wichtig. 29 Prozent der Befragten mit und 26 Prozent der Befragten ohne Migrationshintergrund haben enge oder sehr enge nachbarschaftliche Kontakte. Unter Berücksichtigung der Kategorien „nur flüchtig“ oder „gar kein Kontakt“ haben Befragte mit Migrationshintergrund (34 Prozent) im Gegensatz zu Befragten ohne Migrationshintergrund (28 Prozent) etwas weniger Kontakt zu ihren NachbarInnen. Vor allem 18- bis 30-Jährige hätten mit 23 Prozent gerne mehr Kontakt zu den Nachbarn. Mehr als 60 Prozent der Befragten mit und ohne Migrationsgeschichte schätzen das Miteinander zwischen Deutschen und Personen anderer Nationalität in der Nachbarschaft als gut bis sehr gut ein. Jüngere Befragte bewerten das soziale Miteinander eher zurückhaltender als die übrigen Befragten. Viele Befragte können auf Unterstützung aus ihrer Nachbarschaft zählen. Über vier Fünftel der Befragten (82 Prozent) haben z.B. jemanden in der Nachbarschaft, „der ihnen Lebensmittel ausleihen würde“.
Corona: Zufriedenheit mit Maßnahmen
Wie haben sich die Pandemie und die Corona-Regelungen auf die BürgerInnen ausgewirkt? Um dies zu ermitteln, wurden für den Zeitraum von November 2021 bis Mitte Januar 2022 Fragen zum Infektionsgeschehen, zur Impfsituation, zur Einstellung der Befragten in Bezug auf die gesetzlichen Einschränkungen sowie zu den Auswirkungen der Pandemie auf die finanzielle Situation in den jeweiligen Haushalten gestellt. Ein Großteil der Befragten (81 Prozent) gab im Befragungszeitraum an, in der Familie oder im Freundes-, Bekannten- oder KollegInnenkreis mindestens eine Person zu kennen, die positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Etwa ein Viertel der Befragten (24 Prozent) kannte im persönlichen Umfeld eine Person, die in Folge von COVID-19 verstorben war. Zum Zeitpunkt der Befragung gaben die meisten Personen an, bereits zwei Impfungen erhalten zu haben (89 Prozent). Bei den über 60-Jährigen war der Anteil der vollständig Geimpften am größten (94 Prozent), aber auch in den anderen Altersgruppen lag dieser Anteil bei knapp 90 Prozent. Die Impfquote lag damit deutlich über dem baden-württembergischen Durchschnitt für Grundimmunisierungen (73 Prozent). Eine absolute Mehrheit der Befragten befürwortete die Einführung einer Impfpflicht für bestimmte Gruppen.
Die Impfbereitschaft unter den bislang ungeimpften Befragten war gering – in der jüngsten Altersgruppe jedoch mehr als doppelt so hoch wie in den anderen beiden Altersgruppen.
Über die Hälfte der Befragten war der Meinung, dass sich die demokratischen Institutionen in der Corona-Pandemie bewährt hatten, mehr als zwei Drittel der Befragten schätzten die Einschränkungen als „wohl begründet“ ein. 17 Prozent der Befragten sahen die Demokratie in Deutschland durch die Einschränkung von Grundrechten geschwächt. Fast einem Viertel der Befragten gingen die Einschränkungen zu weit. Die Corona-Auswirkungen haben die BürgerInnen finanziell unterschiedlich getroffen. Knapp ein Fünftel der Befragten musste durch die Corona-Pandemie vorübergehende Einkommensverluste im eigenen Haushalt hinnehmen. Knapp ein Zehntel war auch zum Befragungszeitpunkt noch von pandemiebedingten Einkommensverlusten betroffen.