Viel Beifall für Parkdeck Festival
(Weil am Rhein) Eines hatten die ersten vier Konzerte des Parkdeck Festivals, die am Freitag und am Samstag auf der siebten Etage des Parkhauses im Rhein Center Weil veranstaltet wurden, gemeinsam: langanhaltenden Applaus des Publikums.
Musikalisch hingegen waren die Auftritte des Canorusquintetts, von Hornroh Modern Alphorn Quartet, der Unterbiberger Hofmusik und Bonds Big Band extrem unterschiedlich.
Für die Eröffnung des vom Kulturamt veranstalteten Festivals konnte Amtsleiter Peter Spörrer das Canorusquintett gewinnen, ein klassisches Bläserensemble, das sich 2013 den Ersten Preis beim Felix Mendelssohn Bartholdy Hochschulwettbewerb erspielte. Spörrer leitete seinerzeit die Geschäftsstelle diese bundesweiten Wettbewerbs in Berlin, bei dem die besten Studierenden der deutschen Musikhochschulen gekürt werden. Es war offensichtlich hörbar, dass das Ensemble das nachweislich hohe Niveau aus dem Jahr 2013 noch gesteigert hat, auch ohne die verhinderte Leonie Dessauer an der Oboe, die durch Christopher Koppitz vertreten wurde. Neben der Ouvertüre zu Mozarts Zauberflöte, dem Quintett in Es-Dur von Anton Reicha und Dvořáks Amerikanischem Streichquartett in einer Bearbeitung für Bläserquintett war es insbesondere Samuel Barbers "Summer Music", die perfekt zu dem lauen Spätsommerabend passte. Während rechts vom Publikum die Sonne langsam hinter Hüningen unterging, wurde vorne auf der Bühne ein leicht zugängliches und durch Barbers "Summer Music" trotzdem mit einem zeitgenössischen Twist versehenes Programm dargeboten, welches das Publikum in seinen Bann zog und für großen Applaus sorgte.
Als zweites Ensemble stand im Anschluss die Basler Formation "Hornroh Modern Alphorn Quartet" auf der Bühne. Die Mitglieder überraschten die Zuhörerschaft, indem sie sich zu Beginn über die ganze Veranstaltungsfläche verteilten und das Publikum somit von zartem Klang umhüllt wurde. Dieser Klang kam nicht aus konventionellen Instrumenten, sondern aus großen Meeresschnecken, die die Musiker gekonnt zum Klingen brachten. Im Laufe des Konzerts kamen noch weitere, selten gehörte Instrumente zum Einsatz wie beispielsweise das Büchel, eine Art hölzerne Naturtrompete oder Tierhörner. Hauptsächlich spielte Hornroh jedoch unterschiedliche gestimmte Alphörner und das in einer Virtuosität, die seinesgleichen sucht. Zu Gehör gebracht wurden Eigenkompositionen und moderne Interpretationen traditioneller Weisen. Mitunter wurde die Instrumentalmusik durch den glasklaren und zauberhaften Gesang von Jennifer Tauder-Ammann ergänzt. Das Ensemble nutzte die bis zur Nachtruhe um 22 Uhr zur Verfügung stehende Zeit voll aus und wurde dafür mit viel Beifall belohnt.
Am Samstagabend zollte das Kulturamt mit der Verpflichtung der Unterbiberger Hofmusik dem Veranstaltungsort Friedlingen Rechnung, denn die Gruppe mischte auf der Bühne gekonnt traditionelle türkische und arabische Weisen mit typisch bayerischem Volksmusikklang. Obwohl das "Oberhaupt" des Familienbetriebs (die Kernbesetzung des Ensembles besteht aus dem Ehepaar Himpsl und ihren drei Söhnen) aufgrund eines Fahrradunfalls nicht dabei sein konnte, schafften es die Musiker auch ohne den Vater und Ehemann, einen Hauch von Istanbul und München nach Weil am Rhein zu holen. Die rhythmisch anspruchsvollen Werke fanden bei der Zuhörerschaft großen Anklang und die Moderationen eines der Söhne sorgten für Hintergrundinformationen und heitere Stimmung.
Bonds Big Band ist vielen in Weil am Rhein und Umgebung ein Begriff und so verwunderte es nicht, dass die kostenfreien Einlasskarten für das Konzert dieses Ensembles der Städtischen Sing- und Musikschule am Samstagabend rasch vergriffen waren und man vor großem Publikum spielen konnte. Bandleader Christian Leitherer wusste einmal mehr die Stärken seiner Schülerinnen und Schüler gekonnt herauszuarbeiten und präsentierte ein abwechslungsreiches Programm bekannter Melodien und Stile, das bei der Zuhörerschaft auf offene Ohren stieß und mit sehr viel Applaus belohnt wurde. Aufgrund der Anzahl der Bandmitglieder war kaum elektronische Verstärkung notwendig. Der hochwertige Sound von Bonds Big Band war auch so bis hinüber zu den Nachbarn in der Schweiz und Frankreich zu hören.
Am Sonntag stehen weitere drei Konzerte auf dem Programm: Nachmittags entführt das auf historische Bläsermusik aus Mittelalter und Renaissance spezialisierte Ensemble "Les haulz et les bas" unter der Leitung von Gesine Bänfer das Publikum mit Schalmei und Dudelsack in eine Zeit längst vergangener Tage. Im Anschluss daran gibt es ein starkes Kontrastprogramm mit der Schweizer Band "Error 404", die unter der Leitung des Sousaphonisten Victor Hege mit sieben Blasinstrumenten, zwei Schlagwerken und der dominikanischen Rapperin La Nefera einen unüberhörbaren, frischen und unkonventionellen Akzent setzen wird. Zum Abschluss versetzt am Sonntagabend die im Badischen beheimatete multinationale Band "El Flecha Negra" das siebte Stockwerk des Parkhauses im Rhein Center mit einer Mischung aus Cumbia, Reggea, modernem Mestizo und peruanischen Chicha Sounds in Schwingung.