Stadt besitzt 430 Hektar Wald
(Konstanz) Die Region um Konstanz ist waldreich. Wälder sind Erholungsraum und bedeutend für ein gesundes Klima.
Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung des Treibhauseffekts, denn Bäume speichern große Mengen Kohlendioxid (CO2). Insgesamt entlastet der Wald in Deutschland die Atmosphäre jährlich um rund 127 Mio. Tonnen CO2. Das entspricht etwa 14 Prozent der gesamtdeutschen Treibhausgasemissionen.
Auch die Stadt Konstanz besitzt Wälder. Addiert sind es rund 430 Hektar (1 Hektar = 10.000 m²). Die städtischen Wälder befinden sich u. a. bei Hegne, Litzelstetten und bei St. Katharina, angrenzend an den Mainauwald. Doch es gibt noch andere Waldeigentümer um Konstanz und auf dem Bodanrück:
• Land Baden-Württemberg: rund 700 Hektar
• Mainauwald: rund 410 Hektar
• Spitalstiftung Konstanz: rund 154 Hektar
• Bundeswald: rund 60 Hektar
• Kleinprivatwald: rund 45 Hektar
• Katholische Kirchengemeinde: rund 7 Hektar
Die Konstanzer Wälder setzen sich wie folgt zusammen: Im Stadtwald Konstanz sind es 43 % Nadelholz und 57 % Laubholz. Im Spitalwald ist der Anteil der Laubhölzer höher. Dort gibt es 33 % Nadelholz und 67 % Laubholz. Zum Vergleich: In Baden-Württemberg besteht der Wald zu 53,3 % aus Nadelbäumen und zu 46,7 % aus Laubbäumen.
Bedrohlich: Hitze und Borkenkäfer
Der Klimawandel bedroht die Wälder seit geraumer Zeit. Keiner kann das genauer belegen, als die Försterinnen und Förster, die ihre Hauptarbeitszeit dort verbringen. Es gibt zu wenig Regen und zu viel Hitze. Besorgt waren die Förster bereits über die Trockenjahre 2018 und 2019 sowie die Stürme im Februar diesen Jahres. Die Trockenheit bewirkt, dass den hohen Bäumen nicht genug Wasser zur Verfügung steht, um ihre Kronen versorgen können. Bäume „pumpen“ das Wasser von den Wurzeln bis in die Baumspitze, die Krone. Ist zu wenig Wasser im Boden, kommt dort oben nicht mehr genug an. Die Folge ist, dass die Kronen absterben. Hier ist dann der Borkenkäfer nicht mehr weit, der diese Schwachstelle schnell findet. Förster berichten von einer Zunahme der Käfer, die sich durch den zuletzt warmen Winter bestens vermehren und den Bäumen schwer zusetzen können. Dieser Mix aus Trockenheit und Borkenkäferbefall lässt Bäume leichter umfallen, Äste werden brüchig und stürzen zu Boden. Das wiederum ist gefährlich für Passanten. Der Waldbesitzer steht dann in der Pflicht, die umsturzgefährdeten Bäume schlimmstenfalls zu fällen. Das geschieht auch, um eine weitere Ausbreitung der Käfer zu verhindern. Eine Fällung ist, sofern man sich dafür entscheidet, wohl überlegt. Zunächst sind alle Förster daran interessiert, die Bäume zu erhalten. Das gehört schließlich zu ihrem Job.
Andere Baumarten gefragt
Eine Strategie, dem Klimawandel zu begegnen, ist es, Bäume zu pflanzen, die mit dem wärmer werdenden Klima besser zurechtkommen bzw. diese zu erhalten. Auch die Naturverjüngung, die die meisten Förster bevorzugen, spielt eine wichtige Rolle. Tausende Bäume wachsen auf diese Weise nach. Die Anzahl der Neupflanzungen ist dabei abhängig von natürlichen Schadereignissen. Nach Jahren mit häufigem Sturm-, Dürre- und Käfervorkommen muss in der Regel mehr gepflanzt werden, um die entstandenen Lücken möglichst schnell und mit hochwertigen Bäumen wieder zu schließen. Die Stückzahl hängt dabei von der Größe der Verluste beim Baumbestand ab. Als Faustregel gilt: Etwa 5.000-10.000 Bäume pro Hektar sollten gepflanzt oder naturverjüngend gepflegt werden.
Bedingt durch den Klimawandel wurden in den vergangenen fünf Jahren im Stadtwald Konstanz und im Spitalwald keine Fichten mehr gepflanzt. Neben diversen Laubbäumen, wie Edelkastanie, Trauben-Eiche, Kirsche und Hainbuche gaben die Förster Douglasien, Tannen und Lärchen den Vorzug. Ihr langfristiges Ziel ist es, den Douglasien-Anteil zu erhöhen und gleichzeitig den Fichten-Anteil um diesen Wert zu senken. Sie möchten einen möglichst „bunten Strauß“ an verschiedenen Baumarten für künftige Generationen hinterlassen.
Holzverkauf ist wenig lukrativ
Holz wird auch geerntet. Beim Bau von Wohnhäusern und Möbeln ist der vielseitige und vor allem nachwachsende Rohstoff schon lange nicht mehr wegzudenken. Da Holz ein begehrter Baustoff ist, ist es für Förster aufschlussreich zu wissen, wie viel Holz am Tag nachwächst. In den Wäldern um Konstanz sind das aktuell durchschnittlich 0,02-0,03 m³ Holz auf einer Fläche von 1 Hektar am Tag. Dieser Wert ist abhängig von Alter, Baumart und Standort. Das ist eine recht beträchtliche Summe. Doch Holzschlag und -verkauf sind in jüngster Zeit kein einträgliches Geschäft mehr – im Vergleich zur Zeit davor, als der Forstbetrieb mit einem jährlichen „Plus“ von rund 40.000 Euro aufwarten konnte. In einer für Waldbesitzer ohnehin schon sehr kritischen Lage, nochmals verstärkt durch den Lockdown der Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen des Wirtschaftslebens, brachen die Holzmärkte nahezu vollständig weg. Viele Sägewerke reduzierten ihren Einschnitt drastisch, beziehungsweise einzelne Werke hatten die Produktion komplett eingestellt. Die Verunsicherung am Markt ist groß, weshalb viele Sägewerke den Ankauf von Rundholz ausgesetzt haben. Die Förster erwarten, dass dieses Jahr nicht das gesamte durch Stürme und Käfer anfallende Holz verkauft werden kann. Soweit Holz vermarktet werden kann, ist ferner damit zu rechnen, dass dies nur zu schlechten und nicht immer kostendeckenden Preisen möglich ist. Eine weitere Herausforderung ist dieses Jahr die fehlende Arbeitskapazität im Wald. Insbesondere die Aufarbeitung von Sturmholz ist, wegen der damit verbundenen Risiken, Profiarbeit. Wenn Stürme und Borkenkäfer wüten, gibt es einen höheren Bedarf an Personal.
Für bestimmte Wälder ist die Holzmarktlage nicht ausschlaggebend. So zum Beispiel im Lorettowald, beim Strandbad Hörnle. Dieser ist als Erholungswald gedacht und nicht als gewinnbringende Einnahmequelle vorgesehen. Auch wenn die Corona-Pandemie bei der Forstwirtschaft und Holzvermarktung ihren Tribut fordert, ist Försterin Irmgard Weishaupt aktuell ein klein wenig erleichtert, wenn auch nicht zufrieden: „Gut, dass es im Juni nicht durchgängig warm war und auch etwas geregnet hat. Das war lange nicht genug, aber immerhin. Das mögen Bäume: nasses und tendenziell kälteres Klima.“ Ein regenreicher und kühler Frühling, wichtig für die langfristige Gesundheit der typischen Bäume Mitteleuropas, gehört wohl der Vergangenheit an. An die neuen Zeiten müssen sich wohl auch die Wälder anpassen.