Ältester Zoobewohner gestorben
(Karlsruhe) Mit der Seychellen-Riesenschildkröte Flunder ist der älteste Bewohner des Zoologischen Stadtgartens Karlsruhe gestorben.
Das auf mehr als 70 Jahre geschätzte und rund 150 Kilogramm schwere Tier musste gestern eingeschläfert werden. Flunder hatte seit einigen Tagen die Nahrungsaufnahme eingestellt, die Blutwerte der Schildkröte wurden immer schlechter. "Der Allgemeinzustand des Tiers hat sich dann rapide verschlechtert, es gab ein multiples Organversagen. Um die Schildkröte nicht lange leiden zu lassen, mussten wir sie einschläfern", erläutert Zootierärztin Julia Heckmann.
"Flunder war ein absolutes Charaktertier. Als ich 1985 angefangen habe, im Zoo zu arbeiten, war sie schon da", erinnert sich der stellvertretende Zooleiter Clemens Becker. Das Tier wurde 1976 von einem Privathalter aus Bad Herrenalb übernommen. Schon damals hatte Flunder die ungewöhnliche Panzerform, die wahrscheinlich eine rachitische Verkrümmung durch nicht optimale Haltungsbedingungen ist.
Da auch in Karlsruhe früher keine tiergerechte Haltung für die Schildkröte möglich war, lebte Flunder 19 Jahre im Exil des Bochumer Tierparks, bis sie 2016 zurück ins Badische kam und im Exotenhaus einzog. Dort konnte sie mit drei weiteren Riesenschildkröten gemeinsam in einer großen Innenanlage leben, die im Sommer durch eine Außenfläche ergänzt ist. Flunder hielt sich die meiste Zeit jedoch im großen Wasserbecken auf.
Riesenschildkröten leben heute nur noch auf den abgelegenen und voneinander sehr weit entfernten Inselgruppen Aldabra-Atoll, Farquhar-Atoll, Galapagos und den Seychellen. Auf den Inseln gab es keine Feinde für die Tiere. Sie konnten sich so zu solch stattlicher Größe fortentwickeln. Erst durch Seefahrer, die die friedlichen Tiere dort schlachteten oder als lebenden Fleischvorrat auf die Schiffe mitnahmen, wurden die früher großen Populationen deutlich dezimiert.