Veranstaltungen im Landkreis zum Weltfrauentag
(Villingen-Schwenningen) Der Internationale Frauentag – auch Weltfrauentag genannt – wird jedes Jahr am 8. März gefeiert und ist für Frauen auf der ganzen Welt ein wichtiges Datum. In einigen Ländern ist er sogar gesetzlicher Feiertag. Erstmals gibt es in diesem Jahr ein kreisweites Programm, mit Angeboten für Jung und Alt sowie für Frauen und Männer.
Einige der Veranstaltungen greifen das Thema „100 Jahre Frauenwahlrecht“ auf, aber auch andere frauenpolitische Themen stehen im Vordergrund. Auf Initiative der Gleichstellungsbeauftragten des Landratsamtes Schwarzwald-Baar-Kreis, Patricia Ehret, präsentieren die Frauenforen aus Villingen-Schwenningen, Donaueschingen und St. Georgen ihr diesjähriges Veranstaltungsprogramm in einem gemeinsamen Flyer. Interessante und abwechslungsreiche Veranstaltungen, wie unter anderem eine Podiumsdiskussion am 8. März in St. Georgen, eine Party zum Weltfrauentag am 8. März in Donaueschingen oder ein Frauenkabarett am 17. März in Villingen-Schwenningen warten auf die Gäste. Weitere Veranstaltungen und detailliertere Informationen können dem gemeinsamen Flyer unter: www.lrasbk.de/internationaler-frauentag entnommen werden.
Infos zum Weltfrauentag am 8. März:
Die deutsche Sozialdemokratin Clara Zetkin war eine der Initiatorinnen des Weltfrauentages. Sie war es auch, die im August 1910 auf der zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen gemeinsam mit Käte Duncker den Antrag stellte, einen Internationalen Frauentag einzurichten. Der Antrag wurde positiv aufgenommen und am 19. März 1911 wurde der Weltfrauentag zum ersten Mal offiziell gefeiert.
Thema der ersten Internationalen Frauentage war die Forderung nach einem Wahlrecht für Frauen. Als den Frauen in Deutschland nach Ende des Ersten Weltkrieges und nach der Novemberrevolution 1918 das aktive und passive Wahlrecht zugestanden wurde, war ein wichtiges Ziel des Frauentages erreicht. Am 19. Januar fanden die ersten Wahlen zur verfassungsgebenden Nationalversammlung statt, an denen Frauen teilnehmen und gewählt werden durften. Die Wahlbeteiligung der Frauen lag bei fast 90 Prozent, knapp zehn Prozent der gewählten Abgeordneten waren weiblich.
Zehn Jahre später, im Jahr 1921, legte die zweite kommunistische Frauenkonferenz den 8. März als endgültiges Datum für den Weltfrauentag fest.
In Zeiten des Zweiten Weltkrieges und des Kalten Krieges waren sowohl die Frauenrechte als auch die Feierlichkeiten zum Internationalen Frauentag immer wieder von Rückschritten und Spaltungen geprägt. Erst die neue Frauenbewegung ab den 1970er Jahren schaffte es, den Frauentag in Deutschland neu zu beleben.
Heute ist der Frauentag eine Plattform einer vielfältigen Frauenbewegung und inzwischen fest im gesellschaftlichen Bewusstsein verankert. Weltweit organisieren Frauengruppen, Gewerkschaften, Gleichstellungsbeauftragte und Frauen aus Parteien und Verbänden Veranstaltungen zum 8. März und setzen sich für Frauenrechte ein. So unterschiedlich wie die Veranstalterinnen sind auch die jeweiligen Themen: Chancengleichheit am Arbeitsmarkt, gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Kampf gegen Gewalt an Frauen und vieles mehr. Obwohl viele Forderungen der Gründerinnen des Weltfrauentages erfüllt sind, bleibt die Liste der noch nicht verwirklichten Frauenrechte lang.
Der Blick auf den aktuellen Beschluss der Bundesregierung über die formale Änderung des 219a Strafgesetzbuch (STGB) anstatt dessen Abschaffung bestätigt diese These. In diesem Paragraphen wird den Frauen das Recht abgesprochen, über ihren Körper selbst zu entscheiden. Dieser Paragraph stammt aus dem Jahre 1933 und gehört aus Sicht vieler Frauengruppen abgeschafft.
Auch andere Forderungen, die lediglich ein konservatives Familienbild beinhalten und Lebensformen wie Alleinerziehende, Homosexualität und Feminismus ausschließen, bedeuten aus Frauensicht einen vehementen Rückschritt und werden aufs Schärfste kritisiert.
Frauen bilden die Mehrheit der weltweiten Bevölkerung. Trotzdem sind die Bruttostundenlöhne von Frauen in Deutschland immer noch um 21 Prozent niedriger als die von Männern. Frauen haben im Schnitt über 50 Prozent weniger Rente, das Armutsrisiko bei Alleinerziehenden ist im Vergleich zu Gesamtbevölkerung dreimal höher, Frauen leisten doppelt so viel Sorgearbeit wie Männer. Die Frauenquote in den Vorständen der Dax-Konzerne liegt gerade einmal bei 12,1 Prozent und 40 Prozent der Frauen haben seit ihrem 16. Lebensjahr körperliche und / oder sexuelle Gewalt erlitten. Jedes Jahr werden in Deutschland mehr als 100.000 Frauen Opfer von körperlicher Gewalt. Die Folgekosten von häuslicher Gewalt betragen weltweit 8 Billionen Dollar.
Die Statistiken sprechen deutliche Worte! Fakt ist: Vieles wurde erreicht und Vieles bleibt zu tun! Der 8. März 2019 steht vielerorts unter dem Motto „100 Jahre Frauenwahlrecht“. Am 19. Januar 2019 jährte sich die Ausübung des aktiven und passiven Frauenwahrechtes zum einhundertsten Mal. Kaum eine andere Errungenschaft der Frauenbewegung hat für so viel nachhaltige Veränderung im Leben von Frauen gesorgt. Das Stimmrecht war Grundlage für die Gleichberechtigung und für die politische Teilhabe von Frauen.