Predigt von Stadtdekan Engelhardt an Karfreitag
(Freiburg) In seiner Predigt zu Karfreitag ging Stadtdekan Markus Engelhardt auf die besondere Rolle von Pontius Pilatus ein. In seiner ...
In seiner Predigt zu Karfreitag ging Stadtdekan Markus Engelhardt auf die besondere Rolle von Pontius Pilatus ein. In seiner Auslegung eines Textes aus dem Johannesevangelium (Kap. 19, Verse 16 bis 30) in der Matthias-Claudius-Kapelle in Günterstal bezeichnete Engelhardt den Präfekten (Statthalter) des römischen Kaisers als Populisten, der Jesus, vor dessen Verurteilung „der eifernden Menge überlassen“ habe. Unfreiwillig und wider Willen sei der heidnische Potentat aber zum Akteur Gottes geworden. Denn „ohne es zu merken wird er zum Proklamator der Königswürde Jesu“. Denn ein Unschuldiger, erleidet die Sinnlosigkeit, Ungerechtigkeit und „alles Elend der Welt“.
Jesus selbst sei tief verwurzelt gewesen in den Traditionen seines jüdischen Volkes, das er geliebt habe, so Engelhardt. Dennoch wäre Jesu eine Parole wie „Israel zuerst“ nie über die Lippen gekommen. Jesu zeige wie Gottes Liebe selbst menschliche Bindungen sprengen könne - auch ein Nationalgefühl werde unerheblich.
In diesem Zusammenhang sprach der Stadtdekan auch die bevorstehende Europawahl an, die eine „schicksalhafte Bedeutung“ habe. „Es entscheidet sich, ob Europa weiterhin ein großartiges, immer noch einzigartiges Friedensprojekt bleibt, das alle Mühe und Schweiß endloser Brüsseler Nachtsitzungen lohnt - oder ob es an der Feindschaft der Vorgestrigen kaputt geht, für die die eigene Nation der oberste Wert ist und die Europa und seine Organisationen verächtlich als „System“ brandmarken, weil sie nie akzeptieren konnten, dass eine Gemeinschaft verschiedener Völker und Nationen mehr und wertvoller ist als die eigene Nation.“ Europa sei ein Friedensprojekt zu dessen DNA das Kreuz gehöre. Dies beinhalte, dass zu seinen Grundlagen die „unveräußerliche Würde des Menschen“, gehöre, die nicht abhängig vom Status, Hauptfarbe, Nation oder Religion sei. „Christus ist an diesem Tag nicht gegen Muslime und Migranten, gegen Linke oder Rechte am Kreuz gestorben, sondern für uns alle“, sagte Engelhardt zu den Gläubigen.