Gefahr für Auerwild
(Rastatt) Die aktuellen Bestandszahlen für das Auerwild im Schwarzwald sind alarmierend. Nur noch rund 135 balzende Hähne konnten in diesem Frühjahr an den Balzplätzen ermittelt werden. Dies entspricht einem Rückgang um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Zum Vergleich: Im Jahr 1970 waren es noch etwa 600, im Jahr 2012 immerhin noch 315 Hähne. „Das Auerwild ist im höchsten Maße vom Aussterben bedroht“, sorgt sich Martin Hauser, der Wildtierbeauftragte des Landkreises Rastatt.
Dies gilt auch für das Vorkommen im Landkreis Rastatt. Rund ein Fünftel des gesamten Bestandes im Schwarzwald lebt hier auf den Hochlagen. Dort findet das Auerwild noch den geeigneten Lebensraum: Lichte Strukturen in den Wäldern, mit reichlich Heidelbeervorkommen. Diese müssen erhalten und wenn erforderlich, neu geschaffen werden. Eine große Aufgabe für das Forstamt beim Landratsamt Rastatt und für die betroffenen Waldbesitzer.
Schon seit langem engagieren sich die Förster für das Auerwild und seinen Lebensraum. Zum Schutz dieser imposanten Tierart wird im Staatswald Baden-Württemberg seit 2008 der vom Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum erstellte „Aktionsplan Auerhuhn“ umgesetzt. Auch im Kommunal- und Privatwald wurden bereits zahlreiche Projekte durchgeführt. Geeignete Maßnahmen sind etwa das Schaffen und Erweitern von Lücken und Freiflächen, die Förderung der Baumart Kiefer, die Auflichtung von Wäldern durch starke Durchforstungen oder das Ausformen von Bestandesrandlinien.
Im vergangenen Jahrzehnt haben die Forstleute in den Hochlagen des Landkreises Rastatt auf einer Waldfläche von mehr als 500 Hektar lebensraumverbessernde Maßnahmen zum Schutz des Auerwilds geschaffen. Dies ist sicher ein Grund dafür, dass zum Beispiel im Bereich des Kaltenbronn der Auerwildbestand in den zurückliegenden Jahren - entgegen dem Trend im gesamten Schwarzwald - nahezu stabil geblieben ist.
Auch im Kirchenwald und im Gemeindewald Forbach wird im Rahmen der normalen Waldbewirtschaftung auf die Belange des Auerwildes durch vielfältige Maßnahmen Rücksicht genommen. Die Waldarbeiter haben an entsprechenden Fortbildungsmaßnahmen teilgenommen. In Zusammenarbeit mit dem Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, der Sielmann Stiftung und dem Bergwaldprojekt konnten umfangreiche Lebensraumverbesserungen, unter anderem in den Bereichen Gausbacher Grinden, Draberg, Prinzenhütte, Streitmannskopf und Bermersbach durchgeführt werden.
Im Gemeindewald Weisenbach wurde im Vorjahr in den Hochlagen Oberes Ried im Rahmen einer intensiven Durchforstung das Vorkommen von Heidelbeere und Kiefer gefördert. Daneben wurden Lücken ausgeformt.
Auch im Bereich der Murgschifferschaft, dem größten Privatwald im Landkreis Rastatt, spielt das Auerwild aufgrund aktiver Balzplätze eine große Rolle. Auf geeigneten Flächen, z.B. im Bereich der Schurmhöhe, wird darauf geachtet, dass ausreichend lichte Strukturen und Lücken geschaffen und erhalten werden.
Für das Auerwildvorkommen auf dem Hohen Ochsenkopf ist der Nationalpark Schwarzwald zuständig. Dort sind Aktivitäten zur Lebensraumgestaltung auf die Entwicklungs- und Managementzonen beschränkt.
In den Hochlagen des Stadtwaldes Gernsbach, angrenzend an den Kaltenbronn und auf den Waldflächen der Gemeinde Loffenau, zwischen Teufelsmühle und Langmartskopf, gibt es bereits seit Jahren große Anstrengungen. Und ganz aktuell werden wieder neue Planungen angegangen.
Im Rahmen des Sonderprogrammes des Landes zur Förderung der biologischen Vielfalt beteiligt sich die Gemeinde Bühlertal an der Aufwertung des Lebensraums für das Auerwild im Bereich Hundseck ebenso wie die Gemeinde Ottersweier im Hochkopfgebiet.
Schon seit vielen Jahren sind umfangreiche Pflegemaßnahmen rund um den Mehliskopf durch die Stadt Bühl erfolgt. Im Jahr 2018 konnten ebenfalls durch Beteiligung am Landessonderprogramm weitere Flächen am Hochkopf auerhuhngerecht gestaltet werden.
Die Stadt Rastatt schickt regelmäßig ihre Auszubildenden zum Forstwirt für mehrere Tage auf den Kaltenbronn. Dort schaffen sie mit Begeisterung „Lücken für Küken“ und tragen somit zum Erhalt des Auerhuhnbestandes bei.
Trotz dieser umfangreichen und vorbildlichen Initiativen der Waldbesitzer kämpft das Auerwild im Schwarzwald um sein Überleben. Neben der Veränderung und Zerschneidung seiner Lebensräume führt die Klimaerwärmung zu einer Verschlechterung der Lebensbedingungen für diese Wildart. Der zu verzeichnende Anstieg der Fuchs- und Marderdichte in den Schwarzwaldhochlagen setzen den Auerhühnern ebenfalls zu. Auch der zunehmende Tourismus und das Freizeitverhalten der Menschen führen zu Störungen und Beeinträchtigungen für die Auerhühner. Diesen vielfältigen Einflussfaktoren muss durch sinnvolle Konzepte und Maßnahmen entgegengewirkt werden, damit auch noch in den kommenden Jahren die Aussage Bestand hat: „Noch balzt der Hahn im Schwarzwald“.