Weitere Belastungsprobe für die regionale Konjunktur
(Villingen-Schwenningen) Steigende Energiekosten, Lieferengpässe und Arbeitskräftemangel prägen die Entwicklung der regionalen Wirtschaft.
Dieses Fazit zieht die jüngste Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg. Während sich die aktuelle Geschäftslage zum Frühsommer noch überraschend positiv zeigt, trüben sich die Geschäftserwartungen der Unternehmen ein. Im Vergleich zum Jahresbeginn hat sich der Anteil der regionalen Unternehmen, welche mit schlechten Geschäften im Jahresverlauf rechnen, erhöht: von zwölf Prozent auf 28 Prozent.
„Krieg, Corona und China-Lockdowns hinterlassen ihre Spuren“, fasst IHK-Präsidentin Birgit Hakenjos in Villingen-Schwenningen die aktuelle Konjunktursituation zusammen. Die geopolitischen Verwerfungen seien aktuell für jedes Unternehmen im Alltag spürbar. „Wir müssen Rohstoffe teurer einkaufen, bezahlen mehr für Energie, versuchen Kunden zu halten und Mitarbeitende zu binden. All dies bindet Ressourcen, die einem Unternehmen dann für Investitionen oder Zukunftsprojekte fehlen“, sagt die IHK-Präsidentin.
Gleichwohl bekräftigt die jüngste IHK-Konjunkturerhebung, dass der regionale Mittelstand auch diese Belastungsprobe stemmen könnte. Denn die Geschäftslage zeigt sich zum Frühsommer überraschend solide. 44 Prozent der Firmen verzeichnen aktuell gute Geschäfte, für 47 Prozent verlief das Frühjahr mindestens befriedigend. Damit decken sich die Werte nahezu mit dem Vorjahreszeitraum. Auch die Ertragslage zeigt sich noch robust. Der regionale Firmenanteil mit guter Ertragslage ist im Vergleich zum Jahreswechsel nur gering zurückgegangen: von 35 Prozent auf 31 Prozent. Eine Mehrheit von 52 Prozent bezeichnet seine Erträge noch als befriedigend.
Auffallend stark lassen die Exportwertungen in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg nach. „Hier wirken sich die internationalen Sanktionen gegen Russland ebenso aus wie die Schiffsstaus und Produktionslockdowns in China. Das Auslandsgeschäft ist schlichtweg weniger kalkulierbar geworden“, so Birgit Hakenjos. In der Region führt dies aktuell dazu, dass 24 Prozent der Betriebe mit Exporteinbußen rechnen. Zum Jahresbeginn waren dies lediglich sieben Prozent. 46 Prozent rechnen aktuell mit konstanten Auslandsgeschäften – ein Rückgang von zehn Prozentpunkten im Vergleich zum Jahresbeginn.
Trotz der negativen Entwicklung auf den Weltmärkten bekräftigen die IHK-Unternehmen ihre Investitionsabsichten. Die Bereitschaft, in den nächsten zwölf Monaten im Inland zu investieren, bewegt sich auf vergleichbarem Niveau zum Jahresbeginn 2021. 45 Prozent der Betriebe beabsichtigen demnach ihr Investitionsniveau mindestens in gleicher Höhe aufrechtzuhalten. Im Fokus steht noch die Deckung des Ersatzbedarfs für den laufenden Betrieb, im Anschluss folgen Investitionsabsichten im Bereich der Digitalisierung.
Birgit Hakenjos bekräftigt abschließend die Notwendigkeit, diese Investitionsvorhaben jetzt auch politisch zu unterstützen: „Die Bundesregierung hat uns schnellere Planverfahren, Baugenehmigungen und ‚Super-Abschreibungen‘ in Aussicht gestellt. Außerdem möchte sie den Zuzug ausländischer Fachkräfte beschleunigen, Handelsabkommen schließen und die Last im Hochsteuerland Deutschland mildern. Das würde dem Mittelstand tatsächlich helfen!“