Sprechende Mülleimer
(Rastatt) Rastatt soll sauberer werden. Damit Pappbecher, Taschentücher oder Zigarettenkippen in Abfalleimern und nicht mehr auf der Straße landen, sprechen jetzt die Mülleimer in der Innenstadt. Damit will die Stadt Bürgerinnen und Bürger zur korrekten Müllentsorgung motivieren. Die Idee eines Gamification-Abfalleimers hatten zwei ehemalige Schüler der Josef-Durler-Schule.
Von außen sehen sie wie ganz gewöhnliche Abfalleimer aus, doch ihr Innenleben ist besonders, wie bei der Vorstellung der Mülleimer vor allem hörbar wurde. Unter dem Deckel sind Sensoren, Akkus und Lautsprecher angebracht. Wird der Abfalleimer mit Müll gefüttert, ertönt entweder ein Geräusch oder eine direkte Ansprache. 35 verschiedene Laute haben sich die beiden jungen Entwickler Jonathan Herm und Nico Rath ausgedacht und eingesprochen. Das Thema Stadtsauberkeit ist für die beiden 19-Jährigen nicht ganz neu. Bereits beim Dreh des Schulfilms „Müll in Rastatt“, der allein auf Youtube bis heute knapp dreitausendmal angeschaut wurde, wirkten Herm und Rath mit. Bei den Vorbereitungen zu dem Film waren die beiden auf eine Volkswagen-Studie gestoßen, in der beim Thema Littering auf genau jene spielerische Motivation gesetzt wurde. „Wir haben uns gedacht, so etwas müsste man auch in Rastatt umsetzen“, berichtete Rath, der inzwischen am KIT in Karlsruhe Informatik studiert. Die beiden wandten sich an die Stadtverwaltung und stießen bei den Technischen Betrieben sofort auf offene Ohren. Knapp 300 Stunden investierten die beiden ehrenamtlich in die Entwicklung des Systems. Die Materialkosten von 1.500 Euro übernahm die Stadt.
Drei solcher Systeme haben Rath und Herm in einem ersten Schritt konstruiert. Die Module lassen sich variabel in alle Mülleimer einsetzen. Welche Abfalleimer in der Innenstadt gerade bestückt sind, werde nicht verraten, sagte Brigitte Majer, Fachbereichsleiterin der Technischen Betriebe. Die Bürger sollen sich überraschen lassen, so Majer, die darauf hofft, dass so der Ansporn höher ist, den Müll richtig zu entsorgen. Die smarten Mülleimer seien jetzt dauerhaft im Einsatz. Ab 20 Uhr schalten sie sich jedoch automatisch in den Nachtmodus und die Töne werden leiser. „Die Menschen sollen sich ja schließlich nicht erschrecken“, meinte Majer.
Die sprechenden Mülleimer seien Teil des Stadtreinigungskonzepts, bei dem die Stadt auf die drei „S“ setzt: säubern, sensibilisieren und sanktionieren, erklärte Bürgermeister Raphael Knoth. „Wir wollen den Abfall in Rastatt reduzieren und das gelingt nur, wenn sich die Bürger des Problems bewusst sind und Müll nicht einfach wegwerfen“, so Knoth. Dazu trügen Herm und Roth durch ihre Idee bei. „Die beiden haben das Projekt ohne einen Werkvertrag mit der Stadt umgesetzt, sondern rein aus ehrenamtlichem Engagement“, betonte Knoth, der sich bei der Gelegenheit bei den 19-Jährigen im Namen der Stadt bedankte.