Hochwasserrückhalteraum kommt voran
(Breisach) Der Bau des Hochwasserrückhalteraums Kulturwehr Breisach als wichtiger Bestandteil des Integrierten Rheinprogramms (IRP) ist ...
Der Bau des Hochwasserrückhalteraums Kulturwehr Breisach als wichtiger Bestandteil des Integrierten Rheinprogramms (IRP) ist bereits weit fortgeschritten. In Teilbereichen des künftigen Rückhalteraumes, wie denen am Möhlinwehr und am Leinpfad, sind die Bauarbeiten kurz vor dem Abschluss. Gleichzeitig laufen die Vorbereitungen in anderen Bereichen, insbesondere der Grundwasserhaltungen in Breisach und Hochstetten, planmäßig weiter. Auch hier wird demnächst mit den Bauarbeiten begonnen. „Grund genug, um die Bürger vor Ort über den aktuellen Stand zu informieren und sich für das gute Miteinander zu bedanken“, führt Harald Klumpp, Referatsleiter des Integrierten Rheinprogramms beim Regierungspräsidium Freiburg (RP), aus.
Laufende Baumaßnahmen
Die drei neuen Einlassbauwerke am Rhein, die zwischen dem sanierten Bauwerk auf Höhe des Kiessees Uhl und dem Bereich des Hochstetter Wegs liegen, sind weitestgehend fertiggestellt. Damit sind Möhlin und Rhein im Bereich des Rückhalteraums über die bereits 2016 fertiggestellten Schluten grundsätzlich miteinander verbunden. Beim Betrieb des Polders erfolgt über die Öffnung der Bauwerke der gesteuerte Betrieb. Ganzjährig werden künftig über die Fischaufstiege der beiden nördlichen Bauwerke die Schluten und Gewässerzüge mit Rheinwasser gespeist und so dem Möhlinwehr, dessen Fischpass ebenfalls nahezu fertiggestellt ist, zugeführt.
Parallel wurde das Möhlinwehr an bisher nicht zugänglichen Stellen überprüft und saniert. Überprüft wurde auch die Untergrund- und Stützkonstruktion, die erdbebengerechte Verstärkung sowie die Instandsetzungsarbeiten am Massivbau.
Um die Bauarbeiten im unmittelbaren Bereich des Rückhalteraumes fertigzustellen, wird vom RP auch der Leinpfad ausgebaut. „Der früher als Treidelstrecke genutzte Weg, der nun vor allem als Unterhaltungs- sowie Naherholungsstrecke dient, musste im Hinblick auf den Betrieb des Rückhalteraumes ausgebaut werden“, erläutert Peter Gültner, zuständiger Projektleiter des Rückhalteraums. So waren Höhenkorrekturen erforderlich, damit das Rheinwasser künftig bei Hochwasserbetrieb breitflächig ein- und ausströmen kann. Gleichzeitig wird der Leinpfad mit Flussbausteinen verstärkt, um betriebsbedingte Wegbeschädigungen zu vermeiden. Hierzu dient auch die am Ende herzustellende Asphaltdecke. „Sie wird daher deutlich über ihr bisheriges Ende auf Höhe des Hochstetter Weges hinausgehen und auch die beiden nördlichen Einlassbauwerke einbinden“, führt Jörg Schlepphorst als zuständiger Bauleiter der drei Baustellen aus. Aktuell gehen die Verantwortlichen beim RP davon aus, dass bis Ende April alle Arbeiten an den drei Baustellen soweit abgeschlossen sind.
Weitere Baumaßnahmen im Jahr 2019
Die Arbeiten im eigentlichen Hochwasserrückhalteraum sind damit weitestgehend abgeschlossen. Lediglich zusätzliche Kleinbiotope, die als Ausgleichsmaßnahmen für Eingriffe in die Natur im Planfeststellungsbeschluss vorgeschrieben wurden, fehlen noch. Die Amphibienbiotope, die weiträumig über den Rückhalteraum verteilt sind, „sollen unmittelbar nach der Fertigstellung der laufenden Maßnahmen am Möhlinwehr und Leinpfad hergestellt werden“, führt Manfred Brendel, zuständiger Koordinator der landschaftspflegerischen Fragen beim Rückhalteraum, aus. Dabei werden Teile des zwischenzeitlich auf Mieten aufgesetzten Baumaterials, wie Kies und Schluff, die auf den Flächen im Bereich des Hochwasserdamms III lagern, verwendet.
Außerhalb des Rückhalteraumes, insbesondere in den Ortslagen von Breisach und Hochstetten, werden im Sommer die Bauarbeiten für die Grundwasserhaltungen zum Schutz der Ortslagen fortgeführt. Bisher wurden sieben Referenzbrunnen und die sehr umfangreichen Leitungsarbeiten fertiggestellt. Diesen folgen zwei weitere Referenzbrunnen, je einer in Breisach und Hochstetten. Die vorauslaufenden Arbeiten haben bereits im März begonnen. „Beim Bau dieser Brunnen berücksichtigen wir bereits die Erfahrungen aus dem Bau der ersten Referenzbrunnen und führen hier technische Optimierungen durch“ führt Sebastian Kober vom RP, der die Maßnahme fachlich begleitet, aus. Um die Gesamtanlagen fertigzustellen, werden im Jahresverlauf weitere Arbeiten erfolgen. Neben der Herstellung der unterirdischen Betriebsgebäude als Fertigbauteile und der Fertigung der Pumpen werden auch die Mittelspannungsanlagen gebaut.
Schließlich werden die restlichen 26 Brunnen gebohrt und dann mit den zuvor im Werk der Zulieferer hergestellten Bauteilen vor Ort betriebsbereit zusammengeführt. „Hintergrund dieser gestaffelten Ausführung ist, dass die örtliche Beeinträchtigung so auf ein Minimum reduziert wird, weil nur der eigentliche Brunnenbau und die Bauteilmontage in den Ortslagen nötig werden“ so Kober. Aufgrund der Staffelung, die die geringstmögliche Störung der Anwohner vor Ort sicherstellt, werden zeitliche Sicherheitspuffer eingeplant. Damit erstreckt sich der Ausführungszeitraum von Sommer dieses Jahres bis ins Spätjahr 2020 hinein.
Um die Anlagen sicher betreiben zu können, müssen sie außerdem verbunden und damit steuerbar sein. Die hierzu erforderlichen Lichtwellenleiter werden im Lauf des Jahres in bestehende Anlagen eingebaut oder in die bereits verlegten Leerrohre eingeblasen. Die dort gesammelten Daten werden künftig in die regionale Steuerzentrale, die vom RP am ehemaligen Ionosphäreninstitut Breisach errichtet wird, übertragen und dort verarbeitet. „Der Großteil dieser Arbeiten wird in diesem Jahr erfolgen“, sagt Klaus Schlegel, verantwortlicher Bauleiter für diese Arbeiten.
Die Bauarbeiten auf deutscher Seite sollen planmäßig bis Ende 2020 abgeschlossen sein. Der eigentliche Rückhalteraum Kulturwehr Breisach ist aber, weil betriebsbedingte Auswirkungen auch auf französischem Hoheitsgebiet auftreten, erst nach Fertigstellung der dortigen Schutzmaßnahmen voraussichtlich im Jahr 2022 fertiggestellt. „Wir wissen, dass die Bauphase auch mit Veränderungen und Beeinträchtigungen verbunden ist. Deshalb werden wir weiterhin den Bauablauf optimieren sowie den engen Dialog mit den Gemeinden und deren Bürgerinnen und Bürgern pflegen und frühzeitig über alle Aktivitäten informieren“, so Peter Gültner. Hierüber sind sich alle Verantwortlichen einig und blicken daher optimistisch in die Zukunft.