Rotmilane im Biosphärengebiet
(Zell im Wiesental) In diesen Frühlingstagen kehrt der Rotmilan zurück aus dem Süden, wo er überwintert hat. Der majestätische Greifvogel liebt den Wechsel von Wald und Offenland im Südschwarzwald und ist damit eine charakteristische Vogelart im Biosphärengebiet Schwarzwald. Einen Überblick zum Vorkommen des Rotmilans in der Region hat jetzt der NABU Landesverband Baden Württemberg geliefert.
Im Rahmen des Biosphären-Förderprogramms führten drei Ornithologen in den vergangenen zwei Jahren ein Monitoring durch. Demnach hatten in 2018 insgesamt 35 Rotmilan-Paare ihr Revier im Biosphärengebiet. Zwölf Horstbäume und zwei bedeutsame Rastplätze des Rotmilans wurden nachgewiesen. „Die Zahlen bestätigen, dass das Biosphärengebiet ein wichtiger Lebensraum für den geschützten Rotmilan ist. Wenn wir diesen Lebensraum bewahren, profitieren davon auch andere Arten“, sagt Andreas Lang aus Zell im Wiesental, einer der vom NABU beauftragten Ornithologen.
Der Rotmilan kommt weltweit nur in Europa vor, mehr als die Hälfte aller Brutpaare ist in Deutschland zu Hause. Allerdings ist der Bestand rückläufig: Seit 2016 steht der 60 bis 70 Zentimeter große Greifvogel auf der Vorwarnliste der Roten Liste gefährdeter Brutvögel in Deutschland. „Zwischen 2600 bis 3300 Rotmilanpaare brüten in Baden-Württemberg. Deshalb tragen wir auch im Schwarzwald eine besondere Verantwortung für den Erhalt und Schutz dieses Greifvogels“, erklärt Andreas Lang. Der Rotmilan finde immer weniger Aas oder Kleinsäuger wie Mäuse zu fressen und weniger Plätze zum Brüten. Aufgrund der Trockenheit und der Nahrungsknappheit sei 2018 ein besonders schweres Jahr für den Rotmilan gewesen. Unabsichtliches Fällen von Horstbäumen und die zunehmende Zahl von Anlagen für erneuerbare Energien seien weitere Gefährdungsursachen. Eine wichtige Voraussetzung für den Erhalt der Art sei die weitgehend umweltfreundliche Land- und Forstwirtschaft im Biosphärengebiet. Darüber hinaus habe das Monitoring jetzt eine wichtige Datengrundlage geschaffen: „Nur wenn wir wissen, wo Nist-, Nahrungs- oder Rastplätze sind, können wir an der richtigen Stelle das Richtige tun“, so Lang.
Insgesamt konnten im Rahmen des Monitorings 14 Greifvogelarten im Biosphärengebiet beobachtet werden. Neun davon können als Brutvögel im Gebiet betrachtet werden, wie zum Beispiel Schwarzmilan, Habicht, Sperber, Wanderfalke oder auch Baumfalke. Vergleichsweise häufig wurde der Wespenbussard nachgewiesen.
Der Rotmilan kam im Jahr 2018 mit insgesamt 35 Revieren vor. Von zwölf Brutpaaren konnten die Horstbäume ausfindig gemacht werden. Als „Hot Spot“ stellte sich das Wiedener Eck heraus, wo an manchen Herbsttagen bis zu 57 Rotmilane beobachtet wurden, die sich dort auf dem Weg in den Süden sammeln und rasten. Ein weiterer wichtiger Rastplatz des Rotmilans ist Käsern bei Pfaffenberg, wo bis zu 26 Vögel gleichzeitig gesichtet wurden. „Diese beiden traditionellen Sammelplätze des Rotmilans sind von herausragender Bedeutung für das Biosphärengebiet und müssen geschützt werden“, so Andreas Lang. Er hat nun eine ehrenamtliche Fortsetzung des Monitorings initiiert: Bisher 15 freiwillige Vogelbeobachter werden in diesem Frühjahr geschult. Mit Unterstützung der Forstbehörden werden sie die Brutstellen des Rotmilans regelmäßig kontrollieren.
Das Beobachten, Erforschen und Erhalten besonderer Tier- und Pflanzenarten sowie ihrer Lebensräume sind Anforderungen der UNESCO an Biosphärenreservate weltweit. „Das Greifvogel-Monitoring des NABU ist eines der ersten Projekte auf diesem Feld, das in unserem jungen Biosphärengebiet Schwarzwald erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Besonders freut uns, dass die Arbeit nun ehrenamtlich fortgesetzt werden soll“, sagt Christoph Huber, stellvertretender Geschäftsführer des Biosphärengebiets. Wer Interesse hat, bei dem ehrenamtlichen Monitoring mitzumachen, kann sich bei Christoph Huber melden: Tel. 07673-889 402-4378, christoph.huber@rpf.bwl.de.