Digitalisierung der Schulen
(Freiburg) Die Stadtverwaltung hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, in den kommenden 7 bis 10 Jahren alle 66 Freiburger Schulen mit einer umfassenden digitalen Infrastruktur auszustatten.
Schulbürgermeisterin Gerda Stuchlik betont die Dringlichkeit der anstehenden Maßnahmen: „Die Digitalisierung bestimmt in hohem Maße, wie wir in Zukunft leben und arbeiten werden. Daher müssen wir die Schülerinnen und Schüler bestmöglich auf den digitalen Wandel und einen sich verändernden Arbeitsmarkt vorbereiten. Digitale Kompetenz ist von entscheidender Bedeutung, um die neuen Medien selbstbestimmt und verantwortungsvoll nutzen zu können.“
Oberbürgermeister Martin Horn erklärt, dass die Stadtverwaltung die Digitalisierung in einem weiteren Sinne begreift: „Die Digitalisierung verändert unsere Gesellschaft, unser Alltagsleben, die Arbeit, die Medien sowie Verwaltung und Politik. Entziehen kann man sich dieser Entwicklung also kaum noch. Daher muss die Digitalisierung der Schulen auch im gesamtstädtischen Kontext betrachtet werden. Mit der Einrichtung des neuen Amtes für „Digitales und IT“ hat die Stadt die strukturelle Voraussetzung geschaffen, um dieser Herausforderung gewachsen zu sein.“
Eine erste Maßnahme ist die Entwicklung einer Digitalisierungsstrategie für Freiburg unter breiter Beteiligung der Bürgerschaft. Auftakt von „digital.freiburg“ war eine Konferenz im November letzten Jahres, auf der Freiburger Bürgerinnen und Bürger, Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung gemeinsam debattiert und Ideen eingebracht haben. Es ging im Wesentlichen darum, Antworten auf die Frage zu finden, wie das digitale Freiburg der Zukunft aussehen soll und welche Chancen sich damit bieten, urbane Lebensqualität nachhaltig zu verbessern. Ziel ist es auf dieser Grundlage bis zum Frühsommer 2019, einen strategischen Fahrplan für die relevanten digitalen Schwerpunktthemen der Stadt zu erstellen.
Schon bei der Bürgerkonferenz im November hat sich gezeigt, wie wichtig den Freiburgerinnen und Freiburgern das Thema der digitalen Bildung ist: das Themenfeld „Bildung, Wissenschaft, Kultur“ war mit Abstand am stärksten belegt. Für die Stadt als Schulträger stellen sich damit viele Fragen, von der Anbindung an leistungsfähiges Breitband, über Fragen von Dienstleistungen und Support bis hin zu Ausstattungskonzepten.
Ziel bei der Digitalisierung der Schulen ist es, digital unterstütztes Lernen und Arbeiten zu jeder Zeit, an jedem Ort der Schule zu ermöglichen. Die Voraussetzungen hierfür sind an den Freiburger Schulen im Moment noch sehr heterogen. Auf dieser Grundlage kann eine zukunftsfähige, datensichere und wirtschaftlich zu betreibende digitale Infrastruktur nicht aufgebaut werden. Es bedarf einer umfassenden und zwischen den Fachämtern der Stadt und externen Experten sowie den Schulen abgestimmten Entwicklung. Daher soll eine ämterübergreifende Projektgruppe eingerichtet werden, die unter Berücksichtigung der folgenden Schwerpunktthemen, die Digitalisierungsstrategie für die Freiburger Schulen plant und dann auch umsetzt:
Pädagogische Anforderungen
An vielen Freiburger Schulen werden derzeit schon Bedarfsanalysen durchgeführt. Dies gelingt mit der sogenannten Medienentwicklungsplanung, einem vom Amt für Schule und Bildung in Zusammenarbeit mit dem Kreismedienzentrum entwickelten Instrument. Es ermöglicht eine strukturierte Vorgehensweise, hin zu einem passgenauen Medienkonzept für die jeweilige Schule. An 33 Freiburger
Schulen wurden medienpädagogische Konzepte, aus denen heraus sich unter anderem Anforderungen an Gebäude und Ausstattung definieren lassen, abschließend erarbeitet. An 23 weiteren Schulen wird ein solches Konzept gerade entwickelt.
Infrastruktur
Die technische Infrastruktur der Schulgebäude umfasst zum einen die Anbindung der Schulen an das leistungsfähige Breitbandnetz der badenIT. Zum anderen geht es um eine strukturierte Verkabelung aller Gebäude und Klassenräume.
Ausstattung mit Endgeräten
Neben fest installierten Endgeräten, wie dem Arbeitsplatz-PC und dem Drucker, benötigen die Schulen für den Unterricht in Zukunft auch eine große Anzahl flexibler Endgeräte. Nimmt man alle Freiburger Schulen zusammen, geht man von mehreren Tausend gleichzeitig genutzter Geräte aus. Auch der Einsatz von sogenannten BYOD-Konzepten (Bring Your Own Device) wird von der Stadt geprüft: möglicherweise können auch private, mobile Endgeräte wie Laptops oder Tablets für schulische Zwecke genutzt werden.
Dienstleistung, Wartung und Support
Damit der Unterricht mit den neuen Medien reibungslos stattfinden kann, müssen Störungen und Schäden nach Möglichkeit schnell behoben werden. Daher braucht es für alle Endgeräte, aber auch für die Präsentationsmedien und die Software eine regelmäßige Wartung und Support sowie ein Wiederbeschaffungssystem. Um dies dauerhaft zu gewährleisten, wird ein System von internen und externen Dienstleistern zu konzipieren sein, die ein Supportnetzwerk bilden.
Ressourcen
Um den breit gefächerten Anforderungen zu begegnen, sind drei neue Stellen geplant: für die Projektleitung im Amt für Schule und Bildung und dem Amt für Digitalisierung, darüber hinaus Stellen im Amt für Schule und Bildung für das Projektmanagement und die IT-Organisation und Steuerung externer Dienstleister sowie auf Seiten des Gebäudemanagements für die Bauleitung der Umsetzungsmaßnahmen.
Finanzierung
Für das Ziel, umfassend IT-gestützt im gesamten Schulgebäude lehren, lernen und arbeiten zu können, plant die Stadt ihr finanzielles Engagement in den Schulen kontinuierlich auszuweiten: Zur Anbindung der Schulen an das breitbandige Internet sowie die strukturierte Gebäudeverkabelung sind Mehraufwendungen von 3 Millionen Euro in 2019, 4 Millionen Euro in 2020 sowie eine Ermächtigung zur Ausschreibung und Auftragsvergabe in Höhe von 6 Millionen Euro für 2021 vorgesehen. Für die Ausstattung mit digitalen Medien sowie die laufenden Kosten für Verwaltung, Betrieb und Betreuung der Endgeräte und Netzwerke sind Mehraufwendungen von 1,16 Millionen Euro in 2019 und 1,68 Millionen Euro in 2020 im Haushaltsentwurf vorgesehen.
Die Landesregierung hat sich mit den kommunalen Landesverbänden auf eine Anschubfinanzierung der Digitalisierung an Schulen im Umfang von insgesamt 150 Millionen Euro verständigt. In einem ersten Schritt kann die Stadt 2019 im Rahmen einer Pro-Kopf-Berechnung je Schüler mit einer Zuweisung von rund 1,65 Millionen Euro rechnen. Einen Betrag in gleicher Höhe macht das Land derzeit noch vom Zustandekommen des Digitalpaktes mit dem Bund abhängig. Sollte der Digitalpakt des Bundes mit den Ländern zum Tragen kommen, sind von dort weitere Mittel für die Digitalisierung an Schulen zu erwarten. Für Baden-Württemberg sollen nach bisherigen Planungen rund 650 Millionen Euro in einem mehrjährigen Förderzeitraum projektbezogen auf die Kommunen verteilt werden. Für die Umsetzung und Steuerung des umfänglichen Vorhabens sieht die Stadtverwaltung im kommenden Doppelhaushalt 5 weitere Personalstellen im Gebäudemanagement, im Amt für Digitalisierung und im Amt für Schule und Bildung mit einem Kostenumfang von rund 650.000 Euro vor.
Oberbürgermeister Martin Horn betont, wie wichtig das Zustandekommen des Digitalpaktes für die Kommunen ist: „Leider ist das 5 Milliarden schwere Projekt des Bundes „Digitalpakt an Schulen“, für das eine Grundgesetzänderung notwendig ist, nach der Ablehnung der Länder im Bundesrat in schweres Fahrwasser geraten. Seit zwei Jahren warten die Kommunen jetzt schon auf dieses angekündigte Geld. Ich sage ganz deutlich Richtung Stuttgart und Berlin: Die digitale Zukunft für unsere Schulen muss endlich beginnen, deshalb ist die Politik in der Pflicht, eine zeitnahe und umsetzbare Lösung zu finden.“