23.02.2021 14:01

Weniger Straftaten

"Die Corona-Pandemie hat sich im zurückliegenden Jahr auch im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Ravensburg ...

"Die Corona-Pandemie hat sich im zurückliegenden Jahr auch im
Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Ravensburg (Landkreise Ravensburg,
Sigmaringen und Bodenseekreis) deutlich in der Kriminalitätsentwicklung
niedergeschlagen", bilanziert Polizeipräsident Uwe Stürmer anlässlich der
Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2020 am heutigen Dienstag.
"Das Erfreuliche vorweg: die Kriminalitätsbelastung ist im Zuständigkeitsbereich
des Polizeipräsidiums Ravensburg insgesamt deutlich gesunken! Zudem haben sich
einzelne Kriminalitätsfelder verschoben: Während Kriminelle sich die Lage
zunutze gemacht haben und Lug und Betrug gerade im Internet deutlich zunahmen,
wirkte sich die Corona-Krise bei den Eigentumsdelikten wie beim Diebstahl oder
auch der Einbruchskriminalität sehr positiv aus und ließ diese Zahlen teilweise
deutlich sinken. Der Rückgang dieser Delikte ist aber nicht allein auf Corona
zurückzuführen. Auch unsere intensiven Anstrengungen zur Bekämpfung des
Diebstahls und der Einbruchskriminalität zeigen hier Wirkung. Dies belegt, dass
wir mit unseren zielgerichteten Maßnahmen auf dem richtigen Weg sind, die Zahlen
nachhaltig zu senken!" Auch bei der Gewaltkriminalität konnte eine überwiegend
positive Entwicklung verzeichnet werden: schwere Straftaten wie Tötungs-, Raub-
und Körperverletzungsdelikte waren im Jahr 2020 durchweg rückläufig. Der
Polizeipräsident dazu: "Hier zeigt sich, dass der persönliche, zumeist deutlich
negativere Eindruck von der objektiven Sicherheitslage nicht mit der
tatsächlichen Kriminalitätsentwicklung übereinstimmt - auch wenn die
verstörenden Kapitalverbrechen der jüngsten Zeit mit den teils recht jungen
Tatverdächtigen dieses Gefühl verständlicherweise nochmals verstärkt haben
dürften."

Gesamtzahl der Straftaten und Aufklärungsquote

Im Bereich des Polizeipräsidiums Ravensburg ist ein Rückgang der Straftaten um
4,2% (-1.236 Fälle) auf insgesamt 28.497 Fälle zu verzeichnen. Der Rückgang ist
etwas geringer ausgeprägt als der Landestrend (-6,1% auf 538.566 Straftaten).
Somit wurde im Jahr 2020 die niedrigste Zahl der Straftaten seit fünf Jahren
erreicht (5-Jahres-Schnitt 29.104 Fälle). Entgegen des Trends wurde im
Bodenseekreis ein leichter Anstieg von 9.986 Straftaten im Jahr 2019 auf 10.175
Delikte im Jahr 2020 registriert, was einem Anstieg um 1,9% entspricht. Hier
dürften sich die hohe Attraktivität und Aufenthaltsqualität sowie das geänderte
Freizeitverhalten in der Corona-Krise widerspiegeln, die dazu geführt haben,
dass sich in den Sommermonaten deutlich mehr Menschen in der Bodenseeregion
aufgehalten haben.

"Von den 28.497 Straftaten im Jahr 2020 konnten insgesamt 18.595 Delikte
aufgeklärt werden. Damit konnte die Aufklärungsquote im Vergleich zum Vorjahr
von 61,1% auf 65,3% deutlich gesteigert werden und liegt damit sogar über dem
Landesdurchschnitt von 64,0%. Dass fast zwei Drittel aller erfassten Straftaten
aufgeklärt wurden, ist sehr erfreulich und ein Beleg für die professionelle
Arbeit der Polizei", resümiert der Polizeichef.

Straftaten gegen das Leben / Rohheits- und Gewaltdelikte

Die Zahl der Tötungsdelikte (inkl. versuchter Fälle) sank von 28 im Jahr 2019
auf 23 im vergangenen Jahr. Die Aufklärungsquote betrug hier 100%, das heißt,
dass zu allen diesen schweren Verbrechen Tatverdächtige ermittelt und
beweiskräftig überführt werden konnten. "Dieser Erfolg ist insbesondere der
intensiven und akribischen Ermittlungsarbeit unserer Spezialisten der
Kriminalpolizei zu verdanken", zollt der Polizeipräsident seine Anerkennung.

Bei den Raubdelikten (Raub/Räuberische Erpressung) war nahezu eine Halbierung
der Fallzahlen im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Die Straftaten gingen
von 120 Fällen im Jahr 2019 auf 69 in 2020 und somit um -42,5% zurück und
verzeichnen damit den mit Abstand niedrigsten Stand der vergangenen zehn Jahre,
wobei ein Teil dieses Rückgangs coronabedingt zu erklären sein dürfte.

Auch bei den Körperverletzungsdelikten setzte sich der Rückgang fort: während
die einfachen Körperverletzungen im Jahr 2020 um 184 Fälle (- 7,1%) auf 2.411
Fälle zurückgegangen sind, nahmen die Fälle der gefährlichen und schweren
Körperverletzungen 2020 um 47 Fälle (- 6,6%) auf 670 Fälle und damit im dritten
Jahr in Folge ab. Auch hier konnte die gute Aufklärungsquote nochmals gesteigert
werden, bei den einfachen Körperverletzungen von 92,4% auf 94,5% und bei den
gefährlichen bzw. schweren Körperverletzungen von 85,8% auf 89,4%. Dazu
Polizeipräsident Stürmer: "Unsere Botschaft ist unmissverständlich und die
Zahlen machen es deutlich: wer zuschlägt, muss damit rechnen, ermittelt und im
weiteren Verlauf auch zur Rechenschaft gezogen zu werden!"

Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung

Die Zahl der Sexualdelikte ist im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums
Ravensburg im Jahr 2020 nach den kontinuierlichen Zuwächsen in den Vorjahren
erstmals wieder annähernd gleichgeblieben (Anstieg um 5 Fälle, +1,0% auf 498
Fälle), während die Sexualstraftaten landesweit deutlich zugenommen haben
(+13,8%). Weiter gestiegen sind innerhalb der Sexualdelikte dagegen die Fälle
des Erwerbs, der Herstellung, der Verbreitung und des Besitzes von
Kinderpornografie.

Häusliche Gewalt

Die registrierten Fälle häuslicher Gewalt sind im Jahr 2020 um 11 Fälle auf 470
Fälle leicht zurückgegangen. Bei der überwiegenden Zahl der Fälle handelte es
sich um Körperverletzungen. Die ursprüngliche Annahme, dass sich die
coronabedingten Restriktionen deutlich negativ auf dieses Deliktsfeld ausgewirkt
haben könnten, lässt sich anhand der Zahlen zumindest im Bereich des
Polizeipräsidiums Ravensburg so nicht bestätigen, auch wenn es in den ersten
Wochen des Jahres 2021 während des Lockdowns vermehrt entsprechende Fälle gab.
Da bei geschlossenen Schulen und Kindertagesstätten sowie ruhendem
Vereinsbetrieb weniger Möglichkeiten bestehen, Verdachtsfälle zu erkennen, muss
hier von einem entsprechend erhöhten Dunkelfeld ausgegangen werden, sodass der
Rückgang nicht unbedingt positiv zu bewerten ist. Dazu der Polizeichef: "Gewalt
im sozialen Nahraum ist oft kein Einzelereignis, vielmehr wiederholen sich
derartige Taten oft und nehmen nicht selten im Laufe der Zeit in ihrer
Intensität zu! Dadurch steigt die Gefahr von schweren Straftaten bis hin zu
Kapitalverbrechen. Diese Erkenntnis hat dazu geführt, dass landesweit ein
spezielles Gefährdungsmanagement für Hochrisikofälle von häuslicher Gewalt
entwickelt wurde. Ziel ist, die Opfer bestmöglich zu schützen und den Tätern mit
allen rechtsstaatlichen Mitteln in Zusammenarbeit mit den Frauenhäusern und
weiteren beteiligten Behörden und Institutionen Einhalt zu gebieten!"

Gewalt gegen Polizeibeamte (vgl. Anlage zur PM, Grafik 3)

Während bis 2019 beim Polizeipräsidium Ravensburg eine kontinuierliche Zunahme
von Gewaltdelikten gegen Polizeibeamte zu verzeichnen war, ist die Zahl im
vergangenen Jahr erstmals seit zehn Jahren rückläufig gewesen (von 304 Fällen in
2019 auf 261 in 2020). Dies steht im Gegensatz zum Landestrend, der eine
nochmalige Zunahme dieser Straftaten um rund 3% auf einen neuen, traurigen
Höchststand aufweist. Dazu Polizeipräsident Stürmer: "Dieser erstmals wieder zu
verzeichnende Rückgang darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die
Zahl der Gewaltdelikte gegen Polizeibeamte in unserer Region nach wie vor auf
einem sehr hohen Niveau bewegt und die Angriffe in etlichen Fällen zudem mit
großer Brutalität ausgeführt wurden. Man denke hier nur an den massiven Angriff
auf Polizeibeamte im Sommer letzten Jahres in der Ravensburger Schussenstraße.
Schwere Verletzungen von Kolleginnen und Kollegen, einhergehend mit
längerfristiger Dienstunfähigkeit, waren mehrfach die Folge. Das ist völlig
inakzeptabel und zeugt von hoher krimineller Energie! Hier muss die Justiz klare
Zeichen setzen und derartige Angriffe konsequent und angemessen sanktionieren.
Erste Verfahrensausgänge mit teilweise beträchtlichen Strafzumessungen sind
erfreulich und legen nahe, dass dies erkannt und entsprechend geurteilt wurde."
Ein wesentlicher Einflussfaktor bei diesen Straftaten ist der Alkohol: mehr als
zwei Drittel der Tatverdächtigen (72,2%) waren bei der Gewaltanwendung
alkoholisiert (161 von 223 TV).

Beleidigungen

Die bei der Polizei angezeigten Beleidigungsdelikte sind von 1.714 im Jahr 2019
auf 1.920 um 206 Fälle (12%) nicht unerheblich angestiegen. Dazu merkt
Polizeipräsident Uwe Stürmer an: "Diese Entwicklung beobachten wir mit
zunehmender Sorge. Darin zeigt sich, dass der Umgangston in der Gesellschaft
insgesamt rauer wird. Beleidigungen münden bisweilen in Hasskriminalität. Gerade
im Internet war hier insbesondere während der Corona-Krise festzustellen, dass
der Respekt gegenüber den Mitmenschen mitunter offenbar komplett verloren
gegangen zu sein scheint. Dies ist umso bedenklicher, als die Verrohung der
Sprache die Vorstufe zu körperlicher Gewalt sein kann!"

Eigentumsdelikte (vgl. Anlage zur PM, Grafik 4)

Einen deutlichen Einfluss dürfte die Corona-Pandemie auf den Rückgang der
Diebstahlsdelikte gehabt haben. Aufgrund der Lockdowns und der damit verbundenen
Einschränkungen sowohl im Einzelhandel als auch im Hotel- und Gaststättengewerbe
gingen die Diebstahlsdelikte um 1.098 Fälle (-20,5%) auf 4.263 Fälle zurück (BW:
-15,2%). Diese Reduktion zeigte sich bei den Diebstählen in und aus Gaststätten
bzw. Hotels (-118 Fälle), Verkaufsräumen (-129 Fälle), Ladendiebstählen (-92
Fälle) und Diebstählen aus Wohnungen (-83 Fälle) sehr eindrücklich. Außerdem war
ein Rückgang der Diebstähle von Fahrrädern (-101 Fälle), an und aus Kfz (-185)
und bei den Taschendiebstählen (-56 Fälle) zu verzeichnen. Schwere Diebstähle
haben im Jahr 2020 um 645 Fälle (-27,2%) auf 1.723 Fälle abgenommen. Die
Schadenshöhe (Vermögens-Schaden) für Geschädigte reduzierte sich dabei um 22,2%
von 3,7 Mio. EUR auf 2,9 Mio. EUR.

Der deutliche Abwärtstrend der letzten Jahre hat sich auch beim Wohnungseinbruch
weiter fortgesetzt. Hier wurde die Zahl von 229 Einbrüchen im Jahr 2019 mit 158
Fällen in 2020 nochmals signifikant unterschritten. Die Aufklärungsquote sank im
vergangenen Jahr zwar von 37,1% im Vorjahr auf 27,2% in 2020, liegt damit aber
immer noch über dem Landesschnitt von 24,1%. "Wohnungseinbruchdiebstähle sind
für die Opfer besonders belastend, dringen die Täter doch in den Kernbereich der
Privatsphäre ein. Hier zeigt unsere bereits in den vergangenen Jahren etablierte
Schwerpunktsetzung nachhaltig Wirkung: die zielgerichtete Bekämpfung des
Wohnungseinbruchs durch akribische und überregional vernetzte Ermittlungen
einerseits und die Erhöhung des Kontrolldrucks, ergänzt durch polizeiliche
Präventionsarbeit andererseits zeigen Wirkung", so Polizeipräsident Uwe Stürmer.
So hat 2020 beispielsweise das Referat Prävention die Bevölkerung durch eine
Reihe von Marktstand- und Baumarktaktionen über technische
Sicherungseinrichtungen an Wohngebäuden informiert. Dass diese Bemühungen
Erfolge erzielen beweist der Fakt, dass die Täter 2020 bei knapp der Hälfte
aller Wohnungseinbrüche an den Sicherungen von Fenstern und Türen scheiterten,
somit keine Beute machten und den Opfern das mulmige Gefühl erspart blieb, dass
ein Fremder im eigenen Wohnbereich war.

Vermögens- und Fälschungsdelikte

In diesem Bereich war eine leichte Steigerung um 238 auf 6.357 Fälle (+3,9%) zu
verzeichnen. Die Zunahmen beim Computerbetrug um 55 Fälle (+36,9%) auf 204 Fälle
sowie beim Warenbetrug um 120 Fälle (+28,6%) auf 540 Fälle dürften ebenfalls auf
das coronabedingt veränderte Konsumverhalten zurückzuführen sein.

Der sogenannte "Callcenter-Betrug" ging im vergangenen Jahr im
Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Ravensburg um 322 Fälle (-27,7%) auf
840 Fälle zurück, bewegt sich aber nach wie vor auf hohem Niveau. Davon
entfielen 582 Fälle auf falsche Polizeibeamte und 78 Delikte auf Fälle, bei
denen sich die Täter als angebliche Enkel der Senioren ausgaben. In 180 Fällen
erfolgten durch Täter Gewinnversprechungen, um Senioren zur Herausgabe von
Wertgegenständen zu bewegen. Obwohl die Gesamtzahl der Straftaten damit
rückläufig war, erhöhte sich die Schadenssumme drastisch von 420.000 EUR auf 1,2
Mio. EUR. Dazu Polizeipräsident Stürmer: "Diese Form der Kriminalität ist
äußerst niederträchtig! Insbesondere lebensältere Menschen, die ihr Hab und Gut
zumeist hart erarbeitet haben, werden hier mit einem Schlag um Ihr Erspartes und
so teilweise um Ihre finanzielle Existenz gebracht! Kriminelle nutzen dabei das
Vertrauen in die Polizei oder die Hilfsbereitschaft innerhalb der Familie
schamlos aus. Hier kommt es darauf an, sowohl die Zielgruppe selbst, aber auch
ihr familiäres Umfeld weiterhin über die Vorgehensweisen dieser gut
organisierten Banden aufzuklären, um Schaden zu vermeiden. So nutzt das
Polizeipräsidium Ravensburg aktuell die Kreisimpfzentren dazu, die Senioren, die
dort geimpft werden, in den Wartebereichen mit anschaulichen Videospots über die
perfiden Tricks der Abzocker aufzuklären und damit diese bevorzugte Opfergruppe
gegen diese verabscheuungswürdigen Betrugsmaschen zu immunisieren. Wir dürfen
hier nicht nachlassen, immer wieder auf die üblen Maschen dieser skrupellosen
Verbrecher hinzuweisen! Dass wir damit vorsichtige Erfolge erzielen zeigt die
Tatsache, dass von den im Jahr 2020 insgesamt 582 polizeilich bekanntgewordenen
Fällen der "Falschen Polizeibeamten" 532 Angerufene richtig reagierten und
einfach auflegten, und die Taten somit im Versuchsstadium scheiterten."

Rauschgiftkriminalität

Die registrierte Rauschgiftkriminalität war 2020 im zweiten Jahr in Folge leicht
rückläufig; die Fallzahlen reduzierten sich im Vergleich zum Vorjahr um 122
Fälle auf 2.203 Straftaten. Die meisten Rauschgift-Ermittlungsverfahren wurden
in Zusammenhang mit Cannabis und Amphetaminen geführt. Bei den neuen
psychoaktiven Stoffen hat sich die Zahl der Ermittlungsverfahren im Jahr 2020
auf 77 nochmals erhöht (14 im Jahr 2018, 69 im Jahr 2019).

Politisch motivierte Kriminalität

Die Zahlen der politisch motivierten Kriminalität liegen aktuell noch nicht vor
und werden zu einem späteren Zeitpunkt nachgereicht.

Tatverdächtigenstruktur

Obwohl die absolute Zahl der Straftaten deutlich rückläufig war, ist die Zahl
der ermittelten Tatverdächtigen bei der Gesamtzahl der Straftaten einschließlich
Ausländerrecht mit 12.653 Tatverdächtigen gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegen
(+129 Tatverdächtige), was sich auch in der verbesserten Aufklärungsquote zeigt.

Der Anteil der Tatverdächtigen unter 21 Jahren (Kinder, Jugendliche und
Heranwachsende) an der Gesamtzahl der Tatverdächtigen betrug im Jahr 2020 21,8%
(Vorjahr 23,0%, landesweit: 21,1%) und ist damit erneut zurückgegangen. Diese
Abnahme spiegelt zum Teil auch die demografische Entwicklung wider. Die
Tatverdächtigen unter 21 Jahren fallen hauptsächlich bei Rauschgift-,
Körperverletzungs-, Sachbeschädigungs- und Diebstahlsdelikten auf.

Etwa 25% der tatverdächtigen Kinder, ungefähr 22% der tatverdächtigen
Jugendlichen und ca. 18% der tatverdächtigen Heranwachsenden sind weiblich.
Mädchen fallen überwiegend in den Deliktsbereichen des Ladendiebstahls (bei
Jugendlichen rund 40%) und des Erschleichens von Leistungen (bei Jugendlichen
etwa 43%) auf. Bei Sachbeschädigungen und der Straßenkriminalität machen
weibliche Tatverdächtige unter 21 Jahren einen Anteil von unter 10% aus. Im
Bereich des Raubes bzw. der räuberischen Erpressung und auch bei Tötungsdelikten
liegt der Anteil der weiblichen Tatverdächtigen unter 21 Jahren bei praktisch
null.

Senioren machen an der Gesamtzahl aller Tatverdächtigen einen Anteil von 9,4%
aus. Sie waren überwiegend bei Gewalt gegen Personen, gegen Sachen
(Sachbeschädigungen) und verbaler Gewalt (Nötigungen, Bedrohungen,
Beleidigungen) auffällig. Bei Straftaten gegen das Leben waren von insgesamt 25
Tatverdächtigen sechs Senioren.

Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen blieb 2020 im Vergleich zum
Vorjahr annähernd konstant; er betrug gemessen an der Gesamtzahl aller
Tatverdächtigen 35,3%. Auffällig ist jedoch, dass nichtdeutsche Tatverdächtige
in bestimmten, teils schweren Deliktsgruppen deutlich überrepräsentiert sind. So
ist beispielsweise der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger im Bereich der
Gewaltkriminalität (42,4%), beim schweren Diebstahl (42,0%) oder bei der
gefährlichen bzw. schweren Körperverletzung (42,5%) auffällig hoch.

Ausblick

"Das vor uns liegende Jahr dürfte nochmals deutlich unter dem Einfluss der
Corona-Pandemie stehen und statistisch betrachtet - wie 2020 auch - mit den
Vorjahren deshalb nur eingeschränkt vergleichbar werden. Wenngleich Teilbereiche
der insgesamt sehr positiven Kriminalitätsentwicklung auf die pandemiebedingte
Verschiebung von Kriminalitätsfeldern zurückzuführen sein dürften und damit
mutmaßlich nicht nachhaltig sein werden, ist beim Handlungsschwerpunkt
Eigentumskriminalität eine mehrjährig positive und somit durchaus nachhaltige
Entwicklung klar erkennbar, die verdeutlicht, dass unsere polizeiliche
Bekämpfungskonzeption erfolgreich ist," bilanziert Polizeipräsident Uwe Stürmer.
Und weiter: "Wir werden unseren Mix aus Prävention, Präsenz und Repression mit
dem Ziel weiter fortführen, neben der Verbesserung der objektiven
Sicherheitslage auch das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger zu
stärken.

Neben einer Steigerung der polizeilichen Präsenz im öffentlichen Raum im Rahmen
der personell möglichen Ressourcen ("Polizei muss sichtbar sein") gehört dazu
auch die bestmögliche Gewährleistung einer hohen Ad-hoc-Interventionsfähigkeit
("Schnell und schlagkräftig") sowie die schnelle Aufklärung von schweren und das
Sicherheitsgefühl der Bevölkerung in besonderem Maße beeinträchtigenden
Straftaten ("wer eine Straftat begeht, muss davon ausgehen, dafür zur
Rechenschaft gezogen zu werden"). Flankiert werden diese Ansätze durch eine
intensive Präventionsarbeit, um zielgruppenorientiert über
Kriminalitätsphänomene aufzuklären und Tipps zu geben, wie man durch richtiges
Verhalten dazu beitragen kann, im Idealfall gar nicht erst Opfer einer Straftat
zu werden."

Der Polizeipräsident abschließend: "Unsere Aufgabe ist es, in diesen Zeiten mehr
denn je, durch eine faktenbasierte und realistische Darstellung sowie eine
fachkundige Interpretation der objektiven Kriminalitätslage darüber aufzuklären,
wie es um die tatsächliche Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger in unserer
Region bestellt ist, und damit subjektive Eindrücke zu relativieren ("Fakten
statt Fakenews"). Hierzu wird das Polizeipräsidium noch im ersten Quartal einen
umfangreichen Sicherheitsbericht mit Zahlen, Daten und Fakten des Jahres 2020
online stellen, um das Kriminalitätsgeschehen so transparent wie möglich
abzubilden.

Im zweiten Schritt werden wir mit den Landkreisen, Städten und Gemeinden sowie
weiteren Institutionen gemeinsam die Sicherheitslage analysieren, um
zielführende Ansätze für eine weitere Verbesserung der Sicherheitslage zu
identifizieren und diese handlungsorientiert anzugehen.

Es ist nicht von der Hand zu weisen: wir leben in einer der sichersten Regionen
in Deutschland! Damit das so bleibt, wollen wir als Polizeipräsidiums Ravensburg
getreu unseres Leitspruchs "Unser Ziel - Ihre Sicherheit!" gemeinsam mit unseren
Partnern weiter engagiert arbeiten."